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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Aber wenn man wirklich weiß, was man tut, kann man einen sogenannten Modchip konstruieren, der den Kopierschutz umgeht. Damit fliegt man allerdings auf, wenn man   DLC s runterladen will. Die Nummer gibt es gar nicht oder doppelt.«
    Prinz pfiff durch die Zähne.
    »Die Details jedenfalls«, sagte Ollie, »stehen auf Papieren in Boris Tews’ Privatsafe.« Er sah auf seine Uhr. »Inzwischen haben wir Mittwoch, den 14.   Dezember. Übermorgen kommt die Lieferung in Marseille an. Hunderttausend   CD s. Ab Samstag, dem 17., werden die vermutlich alle in Lastern bei der Spedition rumstehen, um ab Montag zu den Händlern gekarrt zu werden.«
    Prinz nickte. »Und am selben Samstag feiert Igor bei Tews mit seinen ganzen Leuten, sodass sie alle auf einen Schlag kassiert werden können. Kaum Zeit. Aber wenigstens können wir uns seine anderen Firmen jetzt schenken. Wir müssen nur noch an den Safe und dann zur Staatsanwaltschaft.«

6.
    Einen Tag später nahm Nikolaj Nikitin als neueste studentische Hilfskraft bei der Importfirma von Boris Tews an der jährlichen Weihnachtsfeier der verschiedenen legalen Firmen des für seine Feierlaune berühmten Unternehmers in seinem Restaurant Kalinka in Wilhelmshöhe teil. Er hatte sich noch am Mittwoch beworben, war sofort genommen worden und gehörte gleich zur Familie. Russen sind in solchen Dingen wenig formell. Die Feier war übrigens ziemlich ausgelassen. Niemand bemerkte seinen von Ollie als Ohrring getarnten Knopf im Ohr und sein verstecktes Mikro.
    Neben Boris Tews saß eine schöne Blondine, die Niki für seine Frau hielt. Der Champagner floss in Strömen. Gegen Mitternacht brüllte Tews auf Russisch: »Und jetzt will ich Titten sehen!«
    Kreischend und kichernd lüpften alle Frauen, auch die älteren, die dickeren und sogar die Gattin, ihre dünnen Blusen und schwenkten ihre Brüste, die mit Champagner begossen und von verschiedenen Herren abgeleckt wurden. Offenbar kannten alle das schon: Keine trug einen   BH   oder sonst etwas unter der Bluse. Mit strahlendem Lächeln hielt die Gattin Niki ihren Busen hin, der den Chef fragend anblickte.
    Tews haute ihm fröhlich auf die Schulter. »Heute dürfen alle!«, brüllte er.
    Folgsam leckte Niki vorsichtig.
    Eigentlich war er natürlich als Aufpasser hier, denn zur selben Zeit schob Prinz etwas unter der Haustür von Tews’ Villa hindurch. Das Bellen hörte auf, als der Hund gierig leckte. Es sollte etwa drei Minuten dauern, bis der Hund ausgeschaltet war, hatte Anja versichert. Ollie hatte bereits den Bewegungsmelder abgestellt und die Kameras präpariert und arbeitete an der Alarmanlage. Gestern Nacht hatten sie festgestellt, dass es im Haus kein Sicherheitspersonal gab. Ollie hatte einen Rohrbruch fabriziert, und sie gehörten zum Team der Installateure.
    Ollie nickte Prinz zu. Prinz sah auf seine Uhr, ließ noch eine halbe Minute vergehen und brauchte eine weitere für das recht gute Schloss. Drinnen machten sie Licht; das Haus war von außen nicht einsehbar. Der Hund, ein hässlicher und, wie sie gestern herausfinden mussten, ziemlich aggressiver Pitbull, schnarchte.
    Das Haus war eine prächtige neue Villa mit verwinkelten Dächern in einem großen, gepflegten Garten hinter drei Meter hohen dichten Hecken. Es war das letzte Gebäude vor Beginn der Parkanlagen des Bergparks Wilhelmshöhe mit Schloss und Herkules. So ziemlich die teuerste Lage der Stadt. Ollie verfrachtete den Hund in sein Körbchen, während Prinz sofort ins Arbeitszimmer zum Safe marschierte, den er wie üblich hinter einem Bild fand, einem womöglich echten Kandinsky.
    Der Safe war ein neues Modell eines Schweizer Herstellers, das er nicht kannte.
    Ollie reichte ihm verschiedene Geräte, mit denen er früher jeden Safe geknackt hatte. Doch es wollte einfach nicht klappen. Eine Explosion, die stark genug gewesen wäre, um den Safe zu sprengen, hätte auch den Inhalt vernichtet und mindestens das Arbeitszimmer in die Luft gejagt. Es blieb also nur eine Rundbohrung, das langsamste und primitivste Verfahren. Prinz befestigte eine Saugzwinge mit Stange an der Safewand. Um die Stange drehte sich ein L-förmiger Arm mit dem Diamantbohrer an der Spitze. Prinz und Ollie drehten abwechselnd an der Kurbel. Doch der Bohrer ritzte kaum an der Wand. Alle zehn Minuten wurde er stumpf und musste durch einen neuen ersetzt werden.
    Nach etwa vierzig Minuten waren sie beide völlig durchgeschwitzt.
    Prinz sagte gerade: »Scheiße!«, als eine vollständig nackte Frau

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