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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Leeds in der Dortmunder Innenstadt toleriert wurde, und klauten alles, was nicht niet- und nagelfest war.‹ Noch drei weitere Male wurde er erwischt und hatte ›Einträge im Polizeiregister, die nach fünf Jahren gelöscht wurden, wie bis heute bei Jugendlichen. Bei den großen Sachen und den Drogen wurden wir nie erwischt.‹ Der ›alte Arsch‹ fand seinen eigenen Sohn nicht mehr tragbar. Peter Simoneit überredete ihn, den siebzehnjährigen Ewald, der womöglich nicht mal den Realschulabschluss schaffen würde, auf ein reformorientiertes Internat zu schicken.«
    Er sah auf. »Tja, hm, das ist es so weit.«
    Herbert Viehmann hatte kopfschüttelnd zugehört. »Und so einer ist   Staatsanwalt   geworden?«
    Rind las wieder vor. »Seine Karriere haben wir auch schon abgehandelt. Ewald Baginski machte schließlich auf dem Internat doch noch ein recht gutes Abitur, versöhnte sich mit seinen Eltern, leistete seinen Wehrdienst in Celle ab und begann, gemäß dem Willen seines Vaters, in Düsseldorf Jura und Wirtschaft zu studieren. Nebenher jobbte er als sogenannter ›Searcher‹ in der Personalberatungsfirma seines Cousins Peter Simoneit. Nachdem der Vater verstorben und die Firma verkauft war, ließ Baginski Wirtschaft sausen, weil Jura ihn zu seiner eigenen Überraschung außerordentlich faszinierte. Als jemand, der beinahe selbst auf die schiefe Bahn geraten war, wollte er ursprünglich Strafverteidiger werden, aber während eines Referendariats fesselte ihn die Tätigkeit des Staatsanwalts noch mehr. Er hatte das Ziel, die Kleinen mit Milde zu behandeln und sich die Großen vorzuknöpfen. Nach dem zweiten Staatsexamen, erstaunlich schnell nach nur sechs Jahren hingelegt, bewarb er sich bundesweit und wurde in Wiesbaden genommen. Bald erwarb er sich einen ausgezeichneten Ruf. Mit einunddreißig bekam er die Chance, hier in Kassel in einem Dezernat für Kapitalverbrechen zu arbeiten, was immer sein Ziel gewesen war, mit gerade mal siebenunddreißig wurde er Oberstaatsanwalt, seit drei Jahren ist er der Leitende Oberstaatsanwalt.«
    »Und untadelig bisher, soweit ich höre«, sagte Herbert Viehmann. »Was schließen Sie daraus, Herr Professor?«
    Rind saugte nachdenklich an seiner Pfeife. »Ein Mensch mit einer problematischen Vergangenheit, der sich am Riemen gerissen hat. Ein phantasievoller Mann, der sich für einen trockenen Beruf entschieden hat. Streng katholisch aufgewachsen, aber er behauptet von sich, Atheist zu sein. Er ist sehr strukturiert, aber ich würde sagen, das ist beinahe, hm, zwanghaft. Er ist eindeutig eine Suchtpersönlichkeit: Früher die Drogen und die Kleptomanie, jetzt der Alkohol, und ich vermute, dass er seinem Beruf mit geradezu, hm, Besessenheit nachgeht. Hinzu kommt die Anbetung dieser Frau, bei der ich ebenfalls eine Manie vermute. Er hat bereits gesagt, dass sie erst ein Kind hatte, als sie wieder, hm, in sein Leben trat. Sechzehn Jahre eine Affäre ohne Vollzug, die nicht abriss, obwohl sie noch drei Kinder von zwei anderen Männern bekam? Diese Geschichte ist so ungewöhnlich, dass ich sehr gespannt auf Einzelheiten bin. Aber ist es möglich, dass er sie auf diese bestialische Art ermordet hat? Nein, das ist vollkommen ausgeschlossen.«
    »Zwanghaft, Sucht, Manie, Besessenheit, Herr Professor?« Herbert Viehmann wiegte zweifelnd den Kopf. »Potenzprobleme, vielleicht eine unerwiderte Liebe, die ihn nur manchmal ranließ, und dann konnte er nicht. Passt das nicht alles zu einer Beziehungstat im Zustand der Raserei unter Alkoholeinfluss?«
    »Nun, dieses Mal   haben   sie miteinander geschlafen, und viele andere gesicherte Fakten sprechen ebenfalls dagegen. Nein, Herr Viehmann, ich neige sehr stark dazu, ihm den von ihm geschilderten Hergang abzunehmen, und genau das wird in meinem Gutachten stehen. Wissen Sie, jeder Mensch hat Geheimnisse, Sie, ich, wir alle. Es wird ganz sicher viele Dinge in seinem Leben geben, von denen er nichts erzählt, weil er meint, dass sie mit dem Fall nichts zu tun haben. Aber ein Mann, der bereit ist, vor Gericht, also   coram publico , Potenzprobleme einzuräumen? Nein, dieser Mann sagt in diesem Punkt die Wahrheit! Denn eins kann ich Ihnen versichern: Darüber reden Männer sonst nicht!«
    Er hatte immer entschiedener gesprochen. Der ehemalige Minister sah ihn an, dann lehnte er sich zurück und blickte nach oben.
    »Na schön. Wann gedenken Sie auf die Bestechung zu sprechen zu kommen?«
    »Noch nicht. Ich würde sagen, hm, jetzt noch

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