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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Affäre. Sie haben einfach gewartet, bis er sich zum nächsten Mal mit ihr traf. Das mit der Laube und dem Messer und dem Sex war dann schlicht Glück.«
    Der ehemalige Minister sah seinen Sohn an. »Selbst wenn wir wüssten, um wen es sich dabei handelt, es gibt keine Chance, an die heranzukommen, oder?«
    »Nicht die Geringste.«
    »Das ist immer noch dünn. Außer seinen Fingerabdrücken an dem Werkzeug, für die es sonst was für einen Grund geben könnte, haben wir keinerlei Beweis.«
    »Die Verteidigung muss nichts beweisen, nur begründete Zweifel säen.«
    »Aber wir konnten alles bestätigen, was er erzählt hat«, sagte Desirée schnell. »Ellen Kaiser war in der Kleinstadt ziemlich bekannt, wegen ihrer Familie, deren Firma ein bedeutender Arbeitgeber ist, und auch wegen ihres Aussehens. Neben dem Besitzer-Ehepaar dieses Italieners und der Kellnerin, die sie bedient hat, haben wir noch fünf weitere Zeugen, die die beiden dort gesehen haben. Das Besitzer-Ehepaar sagt übrigens, sie würden seit Jahren drei-, viermal pro Jahr dort essen gehen, zwischen den Jahren immer. Ihr Gespräch war vorübergehend mal ernst, das war vermutlich, als es um ihre in Trümmern liegenden eigentlichen Beziehungen und um diesen Traum mit dem Missbrauch ging, dann aber sehr heiter. Sie hätten viel gegiggelt und sich dauernd angefasst.«
    »Und wir wissen ganz sicher, dass sie miteinander geschlafen haben«, warf Ingrid ein. »Seine   DNA   ist auch in ihrem Rachen, das bestätigt die Sache mit dem, äh, Oralverkehr. Ich habe seine Frau in Eutin angerufen, die bestätigt die Erektionsschwäche und das häufige Abschlaffen.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie schläft so hingebungsvoll mit ihm, um ein Kind zu machen, und dann flippt er plötzlich aus und bringt sie um? Das glaubt doch kein Mensch.«
    »Diese Missbrauchsgeschichte.« Herbert Viehmann schüttelte den Kopf. »Was halten wir denn davon?«
    Mehrere Sekunden sagte niemand etwas, bis Andreas zögernd den Mund aufmachte.
    »Die Brüder und ihre Frauen sind sehr schwierig, an die Töchter sind wir noch gar nicht herangekommen. Ingrid und Professor Rind haben es schließlich geschafft, und ich durfte auch dabei sein, aber ich habe nur Notizen gemacht. Wir saßen also zu siebt um einen Tisch im Haus des Älteren. Ingrid und der Professor waren so zurückhaltend und höflich wie möglich, aber vor allem der jüngere Bruder ist mehrmals explodiert, seine Frau aus dem Raum gestürzt, während die andere anfing zu weinen. Die Brüder sind übrigens wirklich Hünen. Ob wir etwa die Familie beschmutzen wollten, ob wir etwa die Familie verdächtigten. Jedenfalls, sie haben bestätigt, dass Ellen Kaiser von diesem Traum berichtet und angekündigt hat, sich im neuen Jahr einer Tiefenhypnose unterziehen zu wollen. Das sei natürlich in der Familie vergraben worden, nach außen würde niemand etwas so Entsetzliches weitertratschen. Der jüngere Bruder meinte, Ellen Kaiser neige öfter mal zur Hysterie und habe sich das alles ganz sicher nur ausgedacht.«
    »Irgendwelche finanziellen Unstimmigkeiten«, fuhr Ingrid fort, »haben sie auch abgestritten. Seit dem Tod der Eltern gehörte Ellen Kaiser ein Drittel der Familienfirma, sie bekam ein Drittel des Gewinns, und daran wollte niemand etwas ändern, aber sie hielt sich völlig aus dem Geschäft raus, alle Entscheidungen werden von den Brüdern getroffen.«
    »Das konnte ich bestätigen«, sagte Desirée. »Kaiser Spezialarmaturen und Ventile ist höchst profitabel, der Weltmarktführer auf diesem besonderen Gebiet, keinerlei Probleme in Sicht, und die Familie wird von allen, mit denen ich gesprochen habe, als überaus herzlich im Umgang miteinander beschrieben. Das Drittel erben nun ihre Kinder. Mit Ellen soll es früher heftige Probleme gegeben haben, sie war wohl ziemlich wild in der Jugend, doch das ist lange her. Seit dem ersten Kind scheint sie eher zahm geworden zu sein. Niemand wusste etwas von der heimlichen Affäre.«
    »Ich, nun, hm, bin zu dem Schluss gekommen«, sagte Professor Rind, »die Familie hat nichts mit dem Mord zu tun, und ganz egal, ob an dieser Sache mit dem Missbrauch irgendetwas dran ist oder nicht, das ist in der Familie geblieben.«
    »Das ist doch eh klar«, warf Prinz ungeduldig ein. »Wir wissen doch, wer es war.«
    Alle sahen ihn an. »Prinz«, sagte Andreas gedehnt, »wir müssen alles abdecken, jeden Stein umdrehen. Genau das tun die Staatsanwälte nämlich nicht. Die haben laut Ingrid auch mit Manuela

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