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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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anfingen, von Scheidung zu reden, so waren sie wenigstens versorgt und belasteten sein Gewissen nicht. Die letzte allerdings hatte sich geweigert, sein Alibi zu bestätigen, dass er bei ihr war, als sein Vater, der General, sich erschoss – bis die Scheidung durch war und sie großzügigen Unterhalt und das Sorgerecht für die Kinder herausgeschlagen hatte.
    »Aber willst du denn keinen Sex?« Wenigstens schniefte sie nur noch.
    »Ach, Kitty«, seufzte Prinz. »Sex findest du überall, und wenn mal gerade nicht, bin ich mein eigener Kunde.«
    Der Club Dornröschen würde im März wieder aufmachen.
    Endlich sah sie ihn aus verheulten Augen an. »Ich nicht. Ich hatte sieben Jahre, drei Monate und vierundzwanzig Tage lang keinen Sex.« Bis zum Sonntag nach der Verhaftung von Boris Tews, als Prinz entdeckte, dass sie auf diesem Gebiet ein Naturtalent war, mit einigen ziemlich abgedrehten Phantasien.
    »Das liegt nur an dir selber. Du bist schön, Kitty. Du bist eine der zwei oder drei schönsten Frauen, die ich je gesehen habe. Du brauchst dich doch bloß mal in eine Bar zu setzen, die Kerle würden Schlange stehen.«
    Sie lächelte ein bisschen. »Aber du liebst mich nicht.«
    »Nein.«
    »Aber ich liebe dich!«, flehte sie. »Stoß mich nicht zurück! Nimm meine Liebe an!«
    Er nahm sie wieder in die Arme, schüttelte aber den Kopf.
    »Warum verlassen mich immer alle Männer!«
    »Na ja«, sagte er so zurückhaltend wie möglich, »du könntest lernen, nicht ganz so anstrengend zu sein. Aber ob du das lernen willst oder nicht, geht mich nichts an.«
    »Aber würdest du vielleicht … trotzdem … würdest du vielleicht noch manchmal mit mir schlafen wollen?«
    Prinz seufzte noch einmal. »Wenn du unbedingt hier in der Gegend bleiben willst, schlafe ich hin und wieder gern mit dir. Aber ich würde dir raten, irgendwohin zu ziehen, wo dich keiner kennt.«
    Das brachte sie schon wieder zum Schluchzen.
    »Na ja, vielleicht besuche ich dich da dann und wann.«

17.
    In den nächsten Wochen hielt sich Baginski oft in seinem Haus in der Stadt auf, wo Desirée und Professor Rind ihn besuchten. Er sagte, über etwas so Persönliches wie sein Liebesleben wolle er lieber in seinen eigenen vier Wänden reden.
    Es war so kalt, dass überall Wasserleitungen einfroren. Karneval kam und ging, der Bundespräsident trat nach quälenden Wochen endlich zurück, die Kanzlerin musste den Kandidaten der Opposition akzeptieren, prompt fing es an zu tauen.
    Inzwischen war es Routine geworden: Etwa eine halbe Stunde nach Einbruch der Dunkelheit parkte Desirée ihren kleinen Fiat ein paar Straßen weiter, half Professor Rind heraus, sie schlenderten eine Parallelstraße entlang, verschwanden nach Ollies Okay in einem schmalen Pfad, der zwischen hohen Hecken um andere Häuser zu Baginskis Garten führte, und schlüpften schnell hinein. Baginski wartete bereits und öffnete ihnen die Glastür zum Garten. Alle Läden waren heruntergelassen, sodass niemand sehen konnte, ob im Haus Licht brannte. Nach fünf- bis sechsstündigen Sitzungen schlüpften sie genauso wieder heraus. Ollie fand es mittlerweile lästig, oft abends und nachts eine Stunde vor einem der Monitore in seiner Bastelbude hocken zu müssen.
    Baginski, inzwischen mit Vollbart, begrüßte sie beinahe überschwänglich, und das Ritual begann. Es bestand darin, dass sie sich an den Couchtisch im Wohnzimmer setzten, Baginski gegenüber auf das Sofa; manchmal machte er sich lang, ohne seinen Redefluss zu unterbrechen. Desirée stellte den Rekorder auf den Tisch. Den hatte er bereits gedeckt: allerhand Knabberzeug, Kaffee und Sprudel für Desirée, Rotwein für Rind, Whisky und Wasser für sich selbst, außerdem zwei klobige Aschenbecher. Er rauchte filterlose Pall Mall. Nach dem zweiten Scotch mit Wasser fing er an, in seiner Geschichte zu schwelgen. Am Ende der Sitzung war vielleicht noch ein Viertel in der Whiskyflasche drin.
    In den Bücherregalen gab es erhebliche Lücken, auch einige Möbel fehlten: Seine Frau und ihr Sohn waren inzwischen mit einem Möbelwagen da gewesen. Wenn Baginski, im Verlauf der nächtlichen Sitzungen immer öfter, aufs Klo wankte, stand Desirée manchmal auf und ließ ihren Blick über die Buchrücken in den Regalen wandern: Gesamtausgaben aller möglichen Klassiker, Biografien von Schriftstellern, aber auch viele Bücher über Film. Hardcover aktueller Bücher der letzten zwei Jahrzehnte waren vermutlich Geschenke gewesen.
    »Auf dem Internat«, erzählte

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