Der schlaue Pate
hab’s.‹
›Gott sei Dank. Wir wären sonst ganz schön frustriert gewesen, was?‹ Wir saßen auf der Couch, stießen mit alten Tassen an. Sie sagte, sie habe es den beiden Großen erzählt.
›Dass du dich mit mir triffst?‹
Sie nickte. ›Sophie erinnert sich noch ganz genau an dich. Vor allem an irgendwas, was du immer mit ihr gespielt hast, als sie klein war.‹
›Staubsauger.‹
›Ach ja. Wie es hieß, wusste sie nicht mehr.‹
Das war, als sie nur mit der ersten Tochter in einer kleinen Wohnung lebte. Ich packte Sophie an den Fußgelenken und fegte mit ihr übers glatte Parkett, und sie kreischte vor Vergnügen. Nun ja, es gab einen kleinen Ofen in der Laube, der aber nicht viel gegen die Kälte ausrichtete. Sie holte ein paar Decken aus einem Schrank, breitete sie über uns aus, wir rückten zusammen, und dann ging es ganz wie von selbst.«
Ingrid strahlte ihn an. »Und es hat geklappt?«
»Zuerst nicht.« Er lächelte. »Nun ja, sie hat ihn mir hochgeblasen und sich dann schnell auf mich gesetzt. Irgendwann schoss mir der blöde Gedanke durchs Hirn, irgendwas sei nicht richtig, prompt schlaffte er ab und rutschte raus. Ellen lächelte und blies ihn wieder hoch. Ich hatte ihr vorher gesagt, dass das passieren könne und dass es überhaupt nicht an ihr liege. Dann klappte es. Wir zogen uns an, tranken noch den Wein aus, und gegen halb zwei brachte ich sie zurück zu dem Parkplatz. Wir haben uns geküsst und darüber geredet, wie gespannt wir seien, ob sich wirklich was tun werde. Dann ist sie ausgestiegen und losmarschiert, und ich bin nach Hause gefahren. Das ist alles.«
Schweigen senkte sich herab, das Prinz schließlich brach. »Hat sie ihre Sachen ordentlich zusammengelegt, als sie sich auszog?«
»Was? Nein, die Sachen lagen wild herum. Wir haben uns gegenseitig ausgezogen.«
»Ist Ihnen sonst irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen? Bei den Gärten? Auf der Fahrt zum Parkplatz? In dieser Straße in Melsungen? Auf der Fahrt nach Hause?«
Baginski schüttelte den Kopf. »Nicht das Geringste.«
16.
Im Februar …
… versammelte sich das Team wieder um den ehemaligen Minister in der Kanzlei. Diesmal waren auch Professor Rind und Ingrid dabei. Baginski war in seinem Haus, wo er einige Tage für sich sein wollte.
»Habt ihr die Aussage verweigert?«, fragte Herbert Viehmann.
»Das habe ich gleich mitgeteilt«, sagte Andreas. »Worauf es gar nicht erst zu einer Vernehmung kam. Die Staatsanwälte aus Frankfurt beantragen tatsächlich ein zweites, diesmal psychiatrisches Gutachten. Baginski wird nicht kooperieren und dem Mann nichts erzählen.«
»Wann wird Anklage erhoben?«
Spohr schaltete sich ein. »Sobald die Gutachten vorliegen. Sonst scheinen sie der Ansicht zu sein, alles zusammenzuhaben. Richterin Schäfer soll an die Sachverständigen geschrieben und auf besondere Dringlichkeit hingewiesen haben.« Er blickte zu Professor Rind, der nickte. »Baginski hat nur einmal etwas gesagt. Er bat darum, die Briefe und die Fotos, die er von Ellen Kaiser hat, zurückzubekommen, sie würden ihm viel bedeuten, man könne doch Kopien machen. Krieg und Goldmann sahen sich an, als wäre er ein Außerirdischer, sicherten das aber zu.«
»Und ich habe lediglich gefragt«, fuhr Andreas fort, »ob die Spurensicherung das Werkzeug in diesem Kasten auch untersucht habe. Sie verneinten, es hätten sich ja außen keine Fingerabdrücke von Baginski gefunden. Ich habe verlangt, das nachzuholen, was inzwischen geschehen ist, und Björn hat erfahren, dass das Ergebnis seine Geschichte mit den Korken bestätigt. Es fanden sich Fingerabdrücke von Baginski an einem Hammer, einem Schraubenzieher und mehreren Schrauben sowie an einer Zange. Die Korken wurden allerdings nicht gefunden.«
»Das müssen sie beobachtet haben«, sagte Prinz. »Deshalb haben sie das Messer benutzt. Und die Korken haben sie mitgenommen. Aber sie haben keine Spuren im Schnee hinterlassen.«
»Ich habe mir die detaillierte Wetteraufzeichnung für Melsungen besorgt«, sagte Desirée. »Es hat dort zwischen drei und vier Uhr morgens noch mal geschneit, aber als die Spurensicherung aus Kassel kurz nach elf eintraf, war der Schnee bis auf Reste schon wieder geschmolzen.«
»Sie?«, fragte Herbert Viehmann.
»Wir gehen davon aus«, sagte Prinz, »dass es zwei Profikiller aus Russland waren. Baginski muss über einen langen Zeitraum beobachtet worden sein, bevor man irgendwie an ihn herantrat. Daher wusste der schlaue Pate von der
Weitere Kostenlose Bücher