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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Vorsitzenden lässig zum Platznehmen aufgefordert. Sie belehrte den Angeklagten nochmals über sein Schweigerecht, obwohl das bei Baginski wirklich nicht nötig war, und stieg sofort in die Vernehmung zu seiner Einlassung vom ersten Verhandlungstag ein.
    »Herr Baginski, die Einvernahme zu Ihrer Vorgeschichte und Ihren persönlichen Lebensumständen möchte ich gern auf die ergänzenden Feststellungen am Schluss der Beweisaufnahme schieben. Schließlich wissen wir, wer Sie sind.«
    Baginski nickte. Andreas lehnte sich zurück. Spohr konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Die Staatsanwälte verzogen keine Miene, die Anwältin der Nebenklage schüttelte den Kopf und flüsterte auf den neben ihr sitzenden Jürgen Kaiser ein, der finster blickte.
    Ingrid flüsterte: »Das ist   sehr   gut. Sie meint, seine Lebensumstände könnten vielleicht für die Urteilsfindung gar nicht mehr relevant sein, weil er freigesprochen wird.«
    »Sie streiten also nicht ab, mit dem Wagen Ihrer Frau am Abend des 30.   Dezember nach Melsungen gefahren zu sein, sich am Tatort aufgehalten und dort mit der Geschädigten Geschlechtsverkehr gehabt zu haben.«
    »Nein, Frau Vorsitzende.«
    »Aber Sie streiten die Tat ab.«
    »Mit großem Nachdruck. Ich habe diese Frau geliebt und liebe sie noch jetzt. Der, äh, Geschlechtsverkehr war von ihrer Seite außerordentlich hingebungsvoll, um ein Kind zu zeugen. Ich hätte ihr niemals etwas antun können, schon gar nicht unter diesen Umständen. Ich bin ein rationaler Mensch, kein impulsiver. Ich raste nicht aus heiterem Himmel plötzlich aus und steche wie von Sinnen auf die Frau ein, die ich auf dieser Welt am meisten liebe. Darüber hinaus wusste ich, dass ihre Töchter wussten, dass sie sich mit mir treffen wollte. Ich bin Leitender Oberstaatsanwalt, ich hätte doch gewusst, dass der Verdacht sofort auf mich gefallen wäre. Auf keinen Fall hätte ich auch noch die Tatwaffe mit meinen Fingerabdrücken am Tatort zurückgelassen.«
    »Aber Sie hatten getrunken.«
    »Knapp zwei Drittel von zwei Flaschen Rotwein. Ich gebe zu, dass ich vermutlich mehr als 0,5   Promille im Blut hatte, da das ziemlich genau der Wert war, der bei Ellen gemessen wurde. Wie Anklage und Sachverständige sicher darlegen werden, trinke ich regelmäßig recht viel Whisky. Für mich ist das bisschen Rotwein gar nichts. Subjektiv fühlte ich mich vollkommen fahrtüchtig, und ich habe auf der Rückfahrt keinen anderen Verkehrsteilnehmer auch nur im Geringsten gefährdet.«
    Die Vorsitzende nickte nachdenklich. »Für Ihre Behauptungen, dass die Geschädigte mit Ihnen ein Kind zeugen wollte, welcher Art der Geschlechtsverkehr war und dass die Geschädigte Ihnen erzählt hat, die Töchter wüssten, mit wem sie sich treffen wollte, haben wir nur Ihr Wort.«
    »Ja, aber die Töchter wussten es tatsächlich, und ich weiß gar nicht, was das eigentlich war, das sie sich aus der Apotheke –«
    Sophie Kaiser drückte auf den Knopf, das rote Licht an ihrem Mikrofon ging an. »Darf ich etwas sagen?«
    »Dazu bekommen Sie bei Ihrer eigenen Aussage Gelegenheit, Frau Kaiser«, erwiderte die Vorsitzende.
    »Aber es hat direkt damit zu tun, Frau Vorsitzende.«
    Richterin Schäfer musterte sie. »Na schön. Ganz knapp, bitte.«
    Sophie Kaiser nickte. Aus irgendeinem Grund wirkte sie gar nicht mehr so verbissen. Sie sah Baginski fast bedauernd an.
    »Wir haben in der letzten Woche das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Wir haben nichts gefunden.«
    Die Vorsitzende wandte sich an Andreas. »Herr Verteidiger, möchten Sie eine polizeiliche Durchsuchung des Hauses anregen?«
    Andreas drückte ebenfalls den Knopf. »Das erscheint mir überflüssig. Die Geschädigte wird es wohl selbst weggeworfen haben, denn in ihr eigentliches Vorhaben hat sie die Töchter ja nicht eingeweiht. Und wenn etwas gefunden worden wäre …« Er ließ den Satz in der Luft hängen.
    »Das ist eine widerliche Unter–«, brauste Jürgen Kaiser auf.
    Die Vorsitzende unterbrach sofort. »Herr Kaiser, ich habe Verständnis für Ihre Situation, aber bitte beachten Sie, dass in meinem Gerichtssaal nicht geschrien wird.«
    Nachdem seine Anwältin ihm etwas ins Ohr geflüstert hatte, sagte er: »Ich bitte um Entschuldigung, Frau Vorsitzende.«
    »Herr Verteidiger, hier wird auch niemandem etwas nicht zur Sache Gehörendes unterstellt.«
    »Entschuldigung, Frau Vorsitzende.«
    »Entschuldigungen angenommen. Herr Baginski, bei Ihrer ersten Einvernahme durch Kriminalhauptkommissar

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