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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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Buggert und Kriminalkommissarin Schadow sagten Sie laut Band eins, Blatt siebzehn der Akten …«, alle Juristen im Saal blätterten eifrig, »Ihre Fingerabdrücke seien an der Tatwaffe, weil Sie versucht hätten, die Korken der Weinflaschen damit zu zerschneiden oder in die Flaschen zu drücken.«
    Die Vertreter von Anklage und Nebenklage ließen erkennen, für wie absurd sie diese Erklärung hielten.
    »Das ist korrekt«, sagte Baginski. »Ellen war sicher, in der Laube sei ein Korkenzieher, aber es war keiner da. Es wurde auch keiner gefunden, wie, äh …«
    »Das ist Band eins, Blatt dreiundsechzig«, soufflierte Andreas.
    »Dieses Messer habe ich zuerst benutzt, weil mir nichts anderes geeignet erschien, bis Ellen einen Werkzeugkasten brachte und aufmachte. Nachdem ich verschiedene Geräte aus diesem Kasten ausprobiert hatte, schaffte ich es schließlich, eine dicke Schraube in die Korken zu drehen und sie mit einer Zange mitsamt den Korken herauszuziehen.«
    Andreas gab wieder an, wo in den Akten Baginskis Fingerabdrücke an den Geräten, aber nicht außen an dem Werkzeugkasten zu finden waren. Die Vorsitzende las einen Abschnitt vor und wandte sich an den Angeklagten.
    »Waren Sie vorher schon mal in der Laube?«
    »Nein, nie, Frau Vorsitzende. Ellen hat mir erst im Sommer davon erzählt.«
    »Aber Sie haben sich zwischenzeitlich mit ihr getroffen?«
    »Zweimal. Aber da sind wir nicht in die Laube gegangen.«
    »Wofür wir allerdings wieder nur Ihr Wort haben. Sie hätten ohne Weiteres Ihre Fingerabdrücke bei einer früheren Gelegenheit an diesen Werkzeugen hinterlassen haben können. Wo diese Geschichte, wie von Ihnen dargelegt, hätte passiert sein können. Die Korken, die Ihr improvisiertes Verfahren belegen könnten, wurden nicht gefunden. Haben Sie sie mitgenommen?«
    »Nein, Frau Vorsitzende.«
    »Wo sind sie dann geblieben?«
    »Einen Augenblick, Frau Vorsitzende«, sagte Andreas.
    Die Vorsitzende nickte, und Andreas flüsterte mit seinem Mandanten. Desirée fragte sich, ob die Vorsitzende dem Angeklagten absichtlich Gelegenheit geben wollte, seine alternative Theorie vorzubringen.
    Was Baginski prompt tat. »Ich vermute, der oder die wirklichen Täter haben sie mitgenommen.«
    »Warum?«
    »Aus demselben Grund, aus dem das alles passiert ist. Um mich zu belasten.«
    Fassungsloses Gelächter im Zuschauerraum. Empörung bei Anklage und Nebenklage, außer bei Sophie Kaiser. Die ganze Richterbank musterte Baginski verwundert.
    Die Vorsitzende fand ihre Stimme wieder. »Wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, der eigentlich Geschädigte seien   Sie ?«
    »Nein, Frau Vorsitzende. Die Geschädigte dieses Verfahrens ist Ellen Kaiser. Ich bin unschuldig der Tat angeklagt. Die mit professionellem Können auf eine Art begangen wurde, dass alle Beweise auf mich deuten.«
    Die Vorsitzende schüttelte ungläubig den Kopf. »Wollen Sie uns hier die große Verschwörung auftischen, deren Opfer   Sie   sind?«
    Baginski atmete schwer aus. »Frau Vorsitzende, ich muss zugeben, wenn ich an Ihrer Stelle säße oder gegenüber, wo ich oft gesessen habe, würde es mir auch schwerfallen, so etwas überhaupt in Erwägung zu ziehen. Aber mir fällt keine andere Möglichkeit ein. Ellen hatte keine Feinde. Ich schon. Ich kann unmöglich übersehen, wie oft ich in den sechzehn Jahren meiner Tätigkeit hier die Anklage vertreten habe und zu wie vielen Urteilen es da gekommen ist. Da ich ganz sicher weiß, dass   ich   es nicht war, ist meine einzige Erklärung ein gegen mich gerichteter, außerordentlich grausamer und hinterhältiger Racheakt. Mir das Liebste auf dieser Welt zu nehmen und mich selbst als Täter dafür hinzustellen. Es … es ist sogar noch schlimmer.« Er stockte. Tränen liefen ihm über die Wangen. »Was immer dieses Gericht befinden mag, ich trage die Verantwortung für Ellens grauenvollen Tod, denn er wurde durch etwas ausgelöst, was ich getan habe. Dafür kann ich alle Menschen, die sie auch geliebt haben, nur um Vergebung bitten.«
    Er schluchzte.
    Wenn er dem schlauen Paten wirklich glaubt, ist er ein grandioser Schauspieler, dachte Desirée. Sie sah, dass Sophie Kaiser ihn voller Mitgefühl betrachtete.
    Die Vorsitzende unterbrach für eine halbe Stunde und ließ ihn von den Justizbeamten in den Angeklagtenraum führen. Das Gericht zog sich zurück. Einige der Zuschauer defilierten hinaus, andere blieben sitzen. Es wurde aufgeregt getuschelt.
    Als alle wieder versammelt waren, kam die Anklage mit

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