Der schlaue Pate
stellt sich mir die Sache auch dar.«
»Es muss jemand sein, der sich an ihm auf die gemeinste mögliche Art rächen wollte. Jemand, der bekannt dafür ist, sich extrem fiese Sachen einfallen zu lassen.«
Der Pate verzog seine wulstigen Lippen. »Ich habe grausame Dinge angeordnet, wenn ich es für unumgänglich hielt. Ich habe dreimal Verrätern die höchste Form der Bestrafung zukommen lassen. Einen deutschen Leitenden Oberstaatsanwalt umbringen zu lassen wäre mir viel zu riskant erschienen.«
»Eben deshalb ja diese –«
Der Pate gab ein unwilliges Knurren von sich. »Aber niemals – niemals! – würde ich eine völlig unbeteiligte Frau derart bestialisch ermorden lassen!« Er verzog das Gesicht vor Abscheu, trank Wodka wie Medizin dagegen. »Vielleicht ging es um etwas völlig anderes.«
Prinz lehnte sich zurück, schüttelte den Kopf, griff nach dem Wodka, kippte ihn. Alles stürzte zusammen. Er war völlig sicher gewesen. Und der schlaue Pate lieferte ihm das Material, um Baginskis Unschuld und seine eigene Schuld zu erweisen, die er gleichzeitig abstritt.
»Baginski«, sagte er leise.
»Glauben Sie das?«
»Bis eben nicht.«
»Mich hat er auch überzeugt.«
Prinz schloss einen Moment die Augen. Der schlaue Pate hatte absolut keinen Grund, eine Tat abzustreiten, für die er ihm soeben Beweise in die Hand gegeben hatte.
»Jemand wollte die Frau weghaben, ohne selbst in Verdacht geraten zu können.« Er riss die Augen auf. »Jemand, der die Möglichkeit hat, Profis anzuheuern.«
Der schlaue Pate betrachtete ihn, paffte und schwieg. Die Sarnizyna war aufgestanden, kam auf ihn zu.
»Ich begleite Sie hinaus«, sagte sie und gab ihm eine Karte, auf der nur »Irina« und eine internationale Handynummer stand. »Damit erreichen Sie mich jederzeit.«
Prinz steckte den Umschlag und die Karte ein. »Warum?«
Sie lächelte. »Ich löse Probleme.«
»Das ist eigentlich immer mein Spruch.«
24.
»Unfassbar«, sagte Andreas, nachdem sie sich im Salon des Herrenhauses die Aufnahme angehört hatten. Es war nur der Schluss, als der schlaue Pate abstritt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. »Davon darf ich eigentlich gar nichts wissen. Ich bin wie jeder andere vor Gericht der Wahrheitsfindung verpflichtet. Ich habe jetzt Beweise, mit denen ich gewinnen kann. Ich beschließe jetzt und sofort, diesem Kerl kein Wort zu glauben, und lösche das aus dem Gedächtnis.«
»Aber ich glaube ihm«, sagte Baginski. »Er hat es mir ja auch schon versichert, fast mit den gleichen Worten.«
Er wirkte erleichtert: Wenn es wahr war, trug er zumindest keine Mitschuld an Ellen Kaisers Tod. Baginski hatte sich noch im Dunkeln aus dem Haus geschlichen und war zu Fuß zur Kanzlei gelaufen, wo der telefonisch alarmierte Andreas ihn bereits erwartete, um ihn aufs Gut zu bringen.
Die Fotos lagen auf dem Tisch. Sie sahen so aus, wie Baginski sie beschrieben hatte: Mit Ellen Kaiser blickte er versonnen in den Sonnenuntergang, die beiden anderen Frauen brachte er, mit gefärbten Haaren und Brille jünger wirkend, zu ihren Wagen. Die Nummernschilder waren zu erkennen. Einer war aus der Slowakei.
»Sie haben nicht erwähnt, dass eine der beiden Frauen keine Deutsche war«, sagte Desirée.
»Da habe ich gar nicht mehr dran gedacht. Es war die, die Maria hieß. Sie kam aus Bratislava, deshalb haben wir uns auf halber Strecke in Regensburg getroffen. Sie sprach perfekt Deutsch und wollte nach Deutschland. Vielleicht hoffte sie, ich könnte ihre Eintrittskarte sein.«
»Was haben Sie vorgestern Nacht bei diesem Kreisel in Calden an den schlauen Paten übergeben?«, fragte Prinz.
Baginski riss überrascht die Augen auf. »Was?«
»Sie sind kurz nach Mitternacht aus dem Haus gekommen. Fünf Minuten später haben Sie den Kangoo rückwärts in die Garage gesetzt. Gegen halb zwei sind Sie losgefahren. Bis zu dem Kreisel. Dort haben Sie zwei Minuten gewartet. Dann sind Sie wieder zurückgefahren, haben den Wagen wie immer ein paar Straßen weiter geparkt und sind kurz nach zwei zurück in Ihr Haus geschlichen.«
Baginski hatte sich eine Zigarette angesteckt, während er mit unbewegtem Gesicht zuhörte. Die Zigarette zitterte leicht zwischen seinen Fingern.
»Sie überwachen mich«, stellte er mit Empörung in der Stimme fest.
»Hat er Ihnen das nicht erzählt?«
»Was? Nein. Woher sollte der das wissen?«
Prinz sah ihn reglos an, ohne zu antworten. Er hielt seinem Blick stand.
»Die Leute, die die Fußfessel überwachen, können
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