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Der schlaue Pate

Der schlaue Pate

Titel: Der schlaue Pate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Schnell
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ihren Rückfragen dran. Baginski hatte sich gefangen. Reinhard Krieg drehte und wendete seine Fragen hin und her, die alle darauf hinausliefen, dass es in der sechzehnjährigen Affäre immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen Baginski und der Geschädigten gekommen sein musste und dass dies auch in der besagten Nacht nach dem einvernehmlichen Geschlechtsverkehr der Fall war.
    Desirée fiel auf, dass Björn Spohr und die Staatsanwältin Goldmann ständig Dinge notierten. Schrieben sie mit, weil der blinde Protokollführer meist untätig dasaß?
    Baginski hielt sich gut, aber er brauchte ja bloß bei seiner Geschichte zu bleiben. Auch wenn es heikel wurde, zögerte er nicht.
    »Es stimmt doch, dass die Geschädigte, nun, wie soll ich es formulieren, öfter mal sehr schnell überkochte?«
    Baginski lächelte versonnen. »Sie hatte mitunter eine ziemlich kurze Zündschnur, das stimmt. Aber sofern nichts Gravierendes vorlag, ging das Donnerwetter auch genauso schnell wieder vorbei. Das kann Sophie sicher bestätigen.«
    Sophie lächelte ein bisschen. Der Staatsanwalt bemerkte es nicht.
    »Wie reagierten Sie auf solche Vorkommnisse?«
    »Mit Humor. Ich kannte das seit dreißig Jahren.«
    »Hat die Geschädigte Sie je, wie soll ich es formulieren, geschlagen?«
    »Zweimal habe ich eine Ohrfeige von ihr bekommen, weil ich wohl ein bisschen aufdringlich war. Das war vor achtundzwanzig, neunundzwanzig Jahren, als wir auf einem Internat zum ersten Mal zusammen waren. In den letzten sechzehn Jahren hat es kein solches Vorkommnis gegeben.«
    »Hat Ellen Kaiser Sie damals verlassen?«
    »Ja, sie hat Schluss gemacht.«
    »Und auch in den letzten Jahren hat sie immer wieder, wie Sie es formulieren, mit Ihnen Schluss gemacht, nicht wahr?«
    »Ja, es kam vor, dass sie mich zurückstieß, wie sie alle ihre Männer immer zwanghaft zurückstieß. Vor allem natürlich, wenn sie wieder schwanger war und wenn es einen neuen Mann in ihrem Leben gab. Aber inzwischen wusste ich immer, dass das nicht für die Ewigkeit sein würde. Wenn ich mich mal länger als ein paar Monate nicht meldete, kam ein Brief von ihr, weil sie sich wieder nach mir sehnte.«
    Andreas warf ein, wo diese Briefe in den Akten zu finden waren.
    Krieg merkte, dass er keine Schnitte machte, und kam auf die alternative Theorie zu sprechen. »Sie behaupten also, Sie seien von einem oder mehreren anderen Tätern in dieser Laube beobachtet worden?«
    »Ich behaupte nichts, ich vermute das nur, weil es keine andere Erklärung gibt.«
    »Die andere Erklärung ist, dass Sie der Täter sind.« Es war keine Frage, Baginski würdigte ihn keiner Antwort. »Wie erklären Sie sich, dass es keinerlei Spuren von diesen angeblichen anderen Tätern gibt?«
    »Das waren Profis, die hinterlassen keine Spuren.«
    »Wir sollen also annehmen, Sie wären einem Rachekomplott zum Opfer gefallen?«
    »Ich habe keine andere Erklärung.«
    »Von wem?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wer verfügt über solche Profis? Geheimdienste und organisiertes Verbrechen, nicht wahr? Hatten Sie je solche Fälle?«
    Baginski zögerte zum ersten Mal. »Nicht offensichtlich. In den neunziger Jahren leitete ich als Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren gegen die Melsunger Familie Crotone, das allerdings eingestellt werden musste. Aber man weiß nie, wer mit wem in Verbindung steht.«
    »Man weiß nie, wer mit wem in Verbindung steht«, wiederholte der Staatsanwalt höhnisch. »Es gibt nicht den kleinsten Hinweis auf Ihre abstruse Theorie. Es gibt keinerlei Spuren. Ist das nicht eine Schutzbehauptung, Herr Baginski?«
    »Nein.«
    Krieg musterte ihn kopfschüttelnd und probierte einen überraschenden Themenwechsel. »Was ist denn in jener Nacht Gravierendes vorgekommen?«
    Der auch nichts fruchtete. »Gar nichts. Wir waren glücklich.«
    »So glücklich, dass Sie unbedingt noch Whisky trinken mussten.«
    »Wie bitte? Nein, ich habe nicht …« Baginski schien in sich zusammenzusacken.
    »In der Laube wurde auch eine Tasse mit Whiskyresten gefunden, weggestellt in einem Schrank. Die gleiche Marke, die auch in Ihrem Haus in großen Mengen vorgefunden wurde. Am Boden der Spüle fand sich ebenfalls etwas davon, auf dem Fußboden auch.«
    Baginski schüttelte den Kopf. »Das … das hatte ich vergessen.«
    »War Ellen Kaiser, wie soll ich es formulieren, erfreut darüber, dass Sie plötzlich unbedingt vor der Heimfahrt noch Hochprozentiges zu sich nehmen mussten?«
    »Nein«, hauchte Baginski.
    »Sie kochte über wie so oft,

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