Der Schluessel von Jirunga
begrüßen S ie herzlich und fre u en uns, dass S ie mit uns fliegen. Unsere Flugroute nach Sharm El Sheikh wird etwa fünf Stu n den in Anspruch nehmen. Bitte bleiben S ie während der gesamten Startsequenz ang e schnallt. Wir werden I hnen den Zei t punkt signalisieren, an dem S ie sich entsichern können. Ac h ten S ie auf die Signalleuchten über I hnen. Wenn sie erlischen, können S ie den Gurt entsichern. Wir wü n schen I hnen einen angenehmen Flug.“
Gerad blickte auf die Signalleuchten. Lil berührte ihn an der Schu l ter.
„Das sagen die immer. Das gehört zum Programm. Sieh mal nach vorne. Siehst du die netten Frauen dort?“
„Ja. Was ist mit denen?“
„Die werden dir gleich die Sicherheitsbestimmungen erklären. Das alles klingt gefährlich, aber es ist vorgeschrieben, dass sie dies tun. Es ist ihr Job. Lass dir davon keine Angst einjagen. Es dient mehr oder weniger unserer Unterhaltung. Also dreh nicht gleich wieder durch. Verstanden?“
„Ja. Verstanden. “
„Also... wenn die netten Damen damit fertig und wir in der Luft sind, dann bringen sie uns Getränke und sind s uperfreundlich. Also ve r halte dich ganz normal und tu so, als würdest du das alles kennen, okay ?“
„O kay . Sonst noch was?“
„Ja. Am besten bestellst du dir einen Campari-Orange. Glaub mir, das wird dir schmecken.“
„Gut. Verstanden. “
Gemächlich rollte der Airbus zur Start bahn um die geeignete P o sition für den Abflug einzunehmen. Gerad starrte gebannt aus dem Fenster und beobachtete die langsam vorüber ziehenden Flugh a fengebäude. Es regnete leicht und über ihnen am Himmel lag eine dichte Wolkenwand. Als das Flugzeug seine Startposit i on erreicht hatte wurden mit einem gewaltigen Brummen die Turbinen hochgefahren. Die Maschine erhöhte ihr Tempo so r a sant, dass alle Fluggäste in die Sitze gedrückt wurden. Der mäc h tige Druck dauerte einige Sekunden an, bis die Maschine ihre Geschwindigkeit erreichte und die N a se anhob, dann verloren die Reifen den Boden und sie erhoben sich majest ä tisch in die Lüfte. In steilem Anstieg flogen sie gen Himmel und durchbrachen schon bald die Wolkendecke. Gerad war leiche n blass geworden und fühlte sich sichtlich unwohl. Dennoch blickte er mit Begei s terung aus dem Fenster. Lil berührte ihn an der Schulter.
„Geht es dir gut?“
Gerad nickte stumm.
Endlich hatte der Airbus die Flügel gerade gestellt. Es war kühl im Raum und man spürte nichts davon, wo genau in diesem Un i versum man sich befand. Der Himmel war herrlich Blau und die Sonne warf ihre hellen Strahlen direkt auf das Fenster, aus dem Gerad blickte.
„Das Schlimmste ist vorüber . Jetzt können wir entspannen“, e r klärte Lil. Gerad drehte sich zu ihm um. „Entspannen?“
Mit einem Bing erloschen die Symbole für den Sicherheitsgurt. Gerad blickte e r schrocken nach oben.
„Alles in Ordnung“, sagte Lil beruhigend, „du kannst die Schna l le jetzt öffnen.“
Lil zeigte ihm den Kniff und sie öffneten den Gurt. Die Stewa r dessen führten ihren eleganten Tanz auf und informierten über die Sicherheitsvorschriften, während Lil versuchte, Gerad abz u lenken.
„Schau mal vor dir in dieser Tasche dort. Siehst du diese Papie r tüte?“
„Ja. Wozu ist die denn?“
„Ganz einfach. Damit kannst du andere Leute erschrecken. Du bläst sie auf wie einen Ballon und schlägst mit den Händen drauf“, erklärte Lil, während er es vo r führte. Als er die Brechtüte mit tosendem Knall zerschlug, drehten sich einige Fluggäste zu ihnen um und wa r fen ihnen einen vorwurfsvollen Blick zu. Gerad wandte sich wieder dem Fenster zu und Lil griff sich eine Zeitung aus der Ablage und tat so unschuldig, wie er nur konnte. Kurze Zeit später wurde ein Film vorgeführt und etwas später waren beide, vor Langeweile eingenickt. Erst kurz vor der La n dung wachten sie wieder auf, gewal t sam geweckt von der Ansage des Flugkapitäns, der auf die bevorstehende Landung aufmer k sam machte. Noch einmal wurde Gerad ne r vös, doch kaum hatte die Maschine Boden unter den Füßen, verlog seine Angst wie von selbst.
Als sie endlich im Bus zum Katharinenkloster saßen, starrte G e rad noch gebannter als zuvor in die unwirtliche Wüstenei. Hie und da fuhren sie an einsamen, ärml i chen Hütten vorüber, die scheinbar aus Pappkartons gebaut worden waren. Überall lagen blaue Müllsäcke herum in denen ein paar schmutzige Kinder nach brauchbaren L e bensmitteln suchten. Sie trugen schäbige Lumpen
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