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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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gefehlt. Es wird noch schlimmer. Je höher wir kommen, umso kälter wird es. Ich schätze, wir werden bald frieren und die Stufen werden immer steiler. Ich würde also sagen, es wird una n genehmer. “
    Es dauerte sicher weitere zweihundert Stufen, bis Lil zu fri e ren begann und die Stufen dergestalt schmal und steil wurden, dass j e der Schritt zu einer Mutprobe wurde und noch etwas später fiel sogar eisige r Nieselregen vom Himmel. Sie zwängten sich bei j e der Stufe an die Felswand, denn auf der anderen Seite lag der zwe i tausend Meter tiefe Abgrund und der Wind blies gefährlich um ihre O h ren, als wolle er ihnen ein tödliches Lied vom Absturz singen.
    Der Aufstieg wurde immer hässlicher, der Wind zerrte an ihrer Kle i dung und die Steigung hatte dermaßen zugenommen, dass jede Stufe zur Qual wurde. Die Temperatur war auf einen Bruc h teil zusammen gesunken . Es war bitterkalt, ein eisiger Wind blies ihnen um die Ohren und ein Vorhang aus frostigem Nieselregen nahm ihnen die Sicht. Sie waren völlig unterkühlt und hatten ke i nerlei Au s rüstung dabei, die den Aufstieg hätte sichern können. Es war ein tödlich gefährl i ches Unternehmen und jeder Schritt musste gut überlegt sein. Völlig ausgelaugt kamen sie an der K a pelle der Dreifaltigkeit an. Der Gipfel des heiligen Berges.
    Als sie sie erblickten, erschlafften sie augenblicklich. Ein unve r putztes Steingebäude, das eher einem unvollendete n Rohbau ä h nelte, dazu noch kaum der Größe eines hundert Quadratmeter großen Ra u mes entsprechend, ein verfallenes mit Dachpappe verkleidetes Sa t teldach, die Fenster ohne Glas, das hölzerne, christliche Kreuz halb abgefault und die dürre Eingangstüre tei l weise aus den Angeln gebrochen. Ein Wunder, dass es noch nicht in sich zusammengefallen war, wie ein Ka r tenhaus im Wind.
    Gerad streichelte seine Gänsehaut und blickte Lil fragend an.
    „Ist das unser Ziel?“
    Lil starrte auf das zerfallene Gebäude. „Das sollte es jedenfalls sein.“
    „Und das ist alles?“
    „Hör schon auf. Hier oben bläst der Wind wie eine Peitsche. Lass uns endlich rei n gehen. “
    Lil trat vor die Tür der Kapelle und zog am Türgriff.
    „Sei vorsichtig, sonst reißt du sie aus den Angeln“, warnte Gerad.
    Lil beachtete ihn nicht und zog die Tür auf. Die Angeln wacke l ten tatsächlich ve r dächtig im Wind, doch sie traten ein und Lil schloss die Tür schnell wieder, ohne dass etwas passierte. Sie schüttelten sich den S t aub vom Körper und waren froh, de m ka l ten Wind nicht mehr ausgesetzt zu sein .
    Die B eiden blickten sich schnaufend um. Die Reise war anstre n gend gewesen und hatte ihre letzten Kraftreserven ve r braucht. Nur lan g sam kamen sie zu Atem.
    Der Raum war eingerichtet, wie eine übliche Kapelle. Ein paar alte, schäbige Holzbänke mit Kniebank füllten den Raum bis zum vord e ren Teil. Dort befand sich ein kleiner, völlig verstaubter Altar. Klein aber dennoch mächtig wirkend, denn er stand mittig platziert in einer fenstergeschützten vorderen Ecke und war aus reinstem Marmor. Der Wind pfiff eisig und lautstark durch die Fenster, deren Glasverkle i dung schon vor Jahren der Witterung zum Opfer gefallen war . U n ter den Fenstern hatten sich feuchte Sandwehen gehäuft, doch der beeindruckende Altar lag im Win d schatten geschützt und schien unbeschädigt. Die Holzbänke w a ren recht in die Jahre gekommen, das Holz zeigte deutliche Sp u ren des Zerfalls. Die Feuchtigkeit verlangte ihren Tribut. Lil trat vor und suchte den Raum hinter dem Altar auf.
    „Hier ist es wärmer. Der Wind ist kaum zu spüren. Komm her, wir wärmen uns ein wenig auf. Einen besseren Rastplatz werden wir kaum finden.“
    Gerad gesellte sich zu Lil. Sie kauerten sich in einer windg e schützten Ecke z u sammen und blickten sich fragend um.
    „Lil?“
    „Ja, mein Freund?“
    „Sind wir am Ziel?“
    „Ich hoffe es!“
    „Und wo ist das Rad der Zeit?“
    „Ich weiß es nicht. “
    „Du weißt es nicht?“
    „Woher sollte ich es wissen?“
    Gerad blickte sich noch einmal um.
    „Diese zerfallene Hütte ist nicht das, was wir suchen, nicht wahr?“
    „Sieht nicht so aus.“
    „Hast du dich geirrt?“
    „Ich weiß nicht. Viellei cht sehen wir es nur noch nicht. “
    „Was willst du damit sagen?“ , fragte Gerad.
    „Wir sind hier in Eden. Das heißt, in Jirunga wären wir in Eden. In meiner Welt sind wir an einem heiligen Ort der Vergangenheit. Wenn es eine Verbindung gibt, dann hier.“
    „Wie geht

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