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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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in der Hoffnung etwas besonderes g e funden zu haben. Das mysteriöse Licht würde erlischt sein, wenn er den Zugang zu den Batterien gefunden hätte und sie dann entfernte. Es war eine Farce, dass er schon so tief gesunken war. Er nahm einen weiteren, frustrierten Schluck aus der Ginflasche.
    Alsdann suchte er nach einer Öffnung, in der er die Batterie fi n den würde um den bindenden Beweis seiner Hypothese zu best ä tigen. Doch er konnte den Kasten drehen und wenden wie er wollte, es gab keine Klappe, keine Rille, nichts. Dieser Kasten hatte keine Öffnung, obwohl er so leicht war, schien er nicht hohl zu sein. Lil fuhr mit den Fingern über den Kasten. Es war immer noch stockdunkel und seine Augen genossen es. Seine Sinne schienen, trotz des Alkoholgenusses, g e schärft, doch er spürte trotz genauer Kontrolle des Kästchens nichts als weiches, warmes Holz. Die winzigen, pulsierenden Lämpchen versprühten weite r hin ihr blaues Licht und Lil konnte nicht anders, als die zwei gr ö ßeren Lichter anzustarren. Nein , dachte er. Das ist keine einfache Zigarrenkiste. Kein Partygag. Das ist etwas besonderes . Er kon n te es spüren. Diese Kiste hatte zu viele Ungereimthe i ten, die nicht ohne W eiteres zu erklären waren. Nein . Das alles hatte etwas zu bedeuten. Irgendetwas. Er wusste nicht, was es war, es ha n delte sich um ein Gefühl, eine Intuition. Was auch immer. Etwas an dem Licht war anders, als alles, was er kan n te. Dieses pulsierende Licht schien ihm zuzurufen , i hm zu schmeicheln. Es berüh r te ihn. Dieses Licht pulsierte nicht, weil es dazu programmiert worden war, es pulsierte, weil es ihm etwas sagen wollte. Es sprach ihn an, es rief ihn. Das P ulsieren war eine Art Sprache, er konnte es deutlich sp ü ren, er konnte lediglich die Sprache nicht verstehen, doch er spürte, dass es mit ihm sprechen wollte.
    Wieder starrte er auf die beiden helleren Lichter. Immer noch war es stockdunkel, seine Hand zitterte während sich sein Zeigefinger den beiden großen Lichtern näherte. Er sah nur noch diese beiden großen Lichter. Er spürte, dass er eines von ihnen drücken mus s te. Er könnte eines von ihnen mit seinem Fingernagel drücken, aber welches? Was wollte das pulsierende Licht sagen? Wo sollte er drücken? Sollte er überhaupt drücken? Lag er mit seinen G e fühlen überhaupt richtig, oder fantasierte er nur und befand sich im Delirium seines täglichen Alkoholexzesses? Er wusste nichts mehr, war völlig verwirrt, sein Kopf hämmerte und er haderte mit zwei verdammten Leuchtscha l tern, weil er nicht wusste, welchen er drücken sollte und bevor der Druck in seinem Kopf zu groß wurde, drückte er endlich auf einen der leuchtenden Schalter und ließ den Kasten dann auf seinen Schoß fallen. Es war eine extr e me Erleichterung, ein Gebirge fiel von se i nem Herzen. Endlich war es getan. Er hatte die letzte der leuchtenden Kerben gedrückt. Er hatte endlich eine Entscheidung getroffen und grinste selig vor sich hin. Seine Entscheidungskraft war seit der Trennung von Carmen und dem Verlust seines Arbeitsplatzes de r maßen müde geworden, dass er nun endlich das Erfolgserlebnis spü r te, diese eine wichtige Entscheidung getroffen zu haben. Was zum Te u fel war mit ihm los? War er nicht mehr in der Lage, eine einfache Verf ü gung zu erlassen? Eine der vielen Dinge, die ihm früher leicht von der Hand gegangen waren, schien ihm heute schier unmö g lich. Dabei hatte er nicht das Geringste gespürt, als er den Knopf gedrückt hatte. Seine Entscheidung war so unwichtig, wie der Weg ins Bad gew e sen und doch hatte er sich so schwer damit getan, sie zu treffen. Verdammt, wie tief war er bereits gesunken.
    Und der Schlüsselkasten? Er blickte auf seinen Schoß. Nichts glitt nach innen, kein geheimnisvoller Mechanismus wurde au s gelöst, kein Geist erschien aus einer Fl a sche, keine Explosion brannte seine Hitzewelle in den Raum, es geschah eben einfach Nichts ! Seine Fantasien waren mit ihm durchgegangen und es war nichts geschehen. Rein gar nichts. Seine Gefühle, seine Ei n gebungen... alles war heruntergesoffen und mit Fehlfunktionen belegt. Er hatte die Batterien dieses Dings einfach nicht gefu n den, aber es war wohl nichts weiter, als ein leuchtender Kasten, der einst als Ablage für Zigarren oder Kondome diente und jetzt unbeliebt und deshalb entsorgt wo r den war . Lil fühlte sich wie ein gestorbener, der nun in der Hölle verurteilt worden war, sich tot zu saufen. Wieder nuckelte er an der

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