Der Schluessel von Jirunga
Kasten ein Schlüssel zu sein, der bläulich leuchtete und Lil blickte zur Wand hinter seinem Sofa. Ein Umriss eben dieses Schlüssels in größerer Dimension strahlte bläulich von der Wand, wie die Projekt i on eines Fernsehgerätes. Zwei Meter hoch und beinahe ebenso breit. In diesem Radius schien die Luft zu atmen, sie schien Wellen zu schlagen, zu pu l sieren und Lil fragte sich, ob es sich dabei um eine Tür handelte, die möglicherwe i se in eine andere Welt führen könnte. Er war schon immer ein Fa n tast gewesen. Er trat leichtgläubig hinter sein Sofa und stand dann direkt davor. Das Licht an der Wand pulsie r te und Lil glaubte zu spüren, wie es nach ihm rief. Komm näher... tritt ein... komm zu mir...komm...
Lil trat bis auf einen Zentimeter vor die scheinbar flüssige Wand. Er stand vor einer geweißten Mauer, die wie eine Wasserwand vor ihm wellte. Sie waberte und pulsierte. Sie leuchtete an den Rändern blä u lich und schlug seichte Wellen wie am Strand eines ruhigen Ozeans und obwohl er wusste, dass er vor der Wand stand, die sein Woh n zimmer von seinem Schlafzimmer trennte, spürte er die Wärme, die aus ihr herausströmte wie aus einer Wüste in Ägypten.
Lils linke Hand hielt den hölzernen Kasten fest umschlossen, er streckte seine rechte Hand langsam in die Richtung der vor ihm li e genden Wand aus. Seine Finger zitterten wie Espenlaub und die Spitze seines Zeigefingers streichelte das W e l len schlagende Weiß, das vor ihm lag. Er berührte es kaum und zuckte sofort zurück. Erschr o cken starrte er auf seine Fingerspitze. Sie schien unversehrt, doch es hatte sich kalt und feucht angefühlt. Er spürte keinerlei Schmerzen, kein Jucken, nichts, was ihm Kopfzerbr e chen bereiten könnte und deshalb streckte er seine Hand erneut aus und berührte nochmals die Wand, die vor ihm sanfte Wellen schlug. Beherzt drückte er seinen Zeigefinger darauf und erwart e te den logischen Widerstand einer Betonmauer, doch sein Finger verschwand zwei Zentimeter in den Wellen der geweißten Mauer. Erschrocken zog er ihn zurück und starrte erneut auf seine Fi n gerspitze. Sie war noch da , unverletzt. Es hatte sich einen Auge n blick lang kalt und feucht angefühlt, doch dann war es warm und angenehm geworden. Unglaublich. Vor einer Sekunde hatte er seinen Finger in eine feste Betonwand gesteckt. Sein Fi n ger war zwei Zentimeter weit in dieser Wand ve r schwunden. Er war in eine andere Dimension entrückt oder etwas in der Art, doch der Rest seines Körpers war immer noch vor dieser Wand stehen geblieben. Wie war das möglich? Eine feste Wand war plötzlich zu einer Tür geworden, die in eine andere Dimension führen könnte? Er musste es genauer erforschen. Er musste wi s sen, was es mit dieser verfluchten Schlüsseltüre auf sich hatte.
Diesmal plante er, seine ganze Hand einzuführen. Langsam n ä herte sich seine Hand der W ellen schlagenden Wand. Er tauchte seine Fi n ger ein... langsam, sehr vorsichtig... wieder fühlte es sich kalt und feucht an, doch dann wurde es warm. Als seine ganze Hand in der Wand verschwunden war, fühlte sich nur sein Han d gelenk ein wenig kalt und feucht an, seine Hand schien in einer wärmeren Dime n sion zu verweilen und es fühlte sich einfach nur warm und angenehm an. Es fühlte sich an, als würde ein sanfter warmer Wind um seine Hand wehen. Er ging weiter vor und tauchte seinen Arm hinein. Er tauchte weiter ein, wie in Trance, als wäre er gefangen in dem Sog einer fremden Dimension. Er betrachtete sich von oben nach unten. Sein Arm war völlig in der Wand verschwunden, der Rest von ihm stand nach wie vor im Wohnzimmer. Der Anblick erschien ihm Suspekt. Er zog den Arm ein wenig zurück und beobachtete gebannt, wie er aus der Wand herau s kam und wieder sichtbar wurde, dann schob er ihn wieder hinein und sah, wie er in der Wand verschwand. Es war regelrecht abartig und dennoch spürte er einen Sog auf sich ei n wirken, der ihn hin einsaugen wollte. Ein sanfter, schmeichelnder Sog, dem er kaum widerstehen konnte . Komm zu mir... komm... jetzt ...
Lil spürte es, als würde etwas an ihm zerren. Das Gefühl in se i nen Händen war angenehm, umschmeichelte ihn, wie ein Teufel, der all seine Überredungskünste zum Einsatz bringt. Er zog seine Hände zurück, drückte sie wieder hinein, als wäre es ein Spiel der angenehmen Gefühle, die hin und her wechselten, bis ihm ein G e danke kam, der beängstigender nicht sein konnte. Was würde passieren, wenn sich die Pforte
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