Der Schluessel von Jirunga
Dann wusste er zu antworten:
„Nein. Es ist viel besser. Ihr habt viel mehr Platz, als in meiner Welt. Euer Feuer ist angenehm wärmend, während bei uns die Wärme aus einem heißen Metallkö r per kommt. Wir haben zwar den elektrischen Strom, der sicherlich seine bequemen Vorteile hat, aber ich fühle mich in eurer Atmosphäre viel wohler“, erklä r te Lil.
Gerad grinste ohne weiter auf Lils Darstellungen einzugehen. Seine reizende Frau hielt sich in dem Küchenbereich auf und bückte sich gerade zum Kamin herunter um frisches Holz aufz u legen und das Feuer anzustacheln, da traten die vier Töchter aus dem hinteren B e reich in den Raum. Alle trugen ein weißes Kleid, wie ihre reizende Mutter. Lil blickte seinen neuen Freund an und wollte ihn schon darauf ansprechen, doch der stand auf und dre h te sich zur Tür.
„Es ist Zeit. Lasst uns zur Dorfmitte schreiten. Heute gibt es V o ge l fleisch für alle.“
Die Mädchen folgten kichernd und verließen mit ihrem Vater den Raum. Lil saß schweigend auf seinem Stuhl und wollte gerade den anderen folgen, als Shezna aus der Küche auf ihn zutrat.
„Es ist Zeit zum Essen. Heute isst das Dorf gemeinsam. Dir zu e h ren.“ Sie trat auf ihn zu, beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Lil errötete und wusste nicht zu re a gieren.
„Er hat mit alles erzählt. Du hast ihm das Leben gerettet. Dafür liebe ich dich... für immer. Verlange von mir, was dein Herz b e gehrt, es sei dir gewährt.“
Sie streichelte seine Wange, erhob sich und ging zur Tür. Dort blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. Dann winkte sie mit einem Lächeln, ihr zu folgen. Lil stand auf und folgte brav, wä h rend er sich die geküssten Lippen rieb. Hatte er gerade richtig gehört? Dafür liebte sie ihn für immer? Verlange von mir, was dein Herz begehrt, es sei dir gewährt? Wie sollte er das verst e hen? Lil wusste nicht, wie ihm geschah. Die zweideutige Anspi e lung, die er in ihrer Dankesrede beinahe greifen konnte, dazu der feuchte Kuss auf seinen Mund. Wollte ihn diese Mutter aller Traumfrauen etwa verführen? Wollte sie ihrem Mann die Hörner aufsetzen, nur um sich zu bedanken? Lil fuhr sich durchs Haar und dachte; Na j a. Vielleicht steht sie ja auf mich . Dann schütte l te er seinen Kopf als könnte er den Gedanken damit loswerden und nahm sich fest vor, sich auf nichts einzulassen. Er würde sich wegen dieser Schönheit nicht gleich Feinde machen. Er hatte di e se Welt kaum betreten, da tauchten bereits die ersten zwische n menschlichen Konflikte auf. In dieser Hinsicht waren wohl alle Welten gleich.
Er folgte der Schönen und überholte sie unauffällig, sobald er konnte um neben Gerad zu marschieren. Die Mädchen gingen einige Schritte hinter ihnen her, ohne bemüht zu sein, sie einz u holen. Immer wieder drang gackerndes Gekicher und leises Get u schel zu den Mä n nern. Die Mädchen amüsierten sich prächtig.
Sie erreichten die Dorfmitte nach wenigen Minuten. Ein großer Brunnen über dem vier Eimer an Ketten hingen stand im Mitte l punkt. Um den Brunnen herum waren hölzerne Bänke aufgestellt, vor denen breite Holztische standen. Die Tische waren bereits mit hölzernen Schüsseln und Krügen gedeckt. Die festliche Sti m mung erinnerte an ein traditionelles Waldfest. Die meisten Bä n ke waren bereits besetzt, doch Gerad kannte seine Stammplätze. Sie waren heute die E h rengäste und der Ehrenplatz lag gegenüber den Alten . Gerad wies Lil seinen Platz zu und alle setzten sich. Einige Frauen servierten sofort mehrere große Hol z teller, die mit gegrilltem Fleisch gefüllt waren und stellten sie in die Mitte der Tische. Das Fleisch eines gigantischen Vogels, den Lil erlegt hatte.
In einiger Entfernung loderte ein hohes Feuer, über dem eine g e schickte Vorric h tung angebracht war, die zum Braten großer Fleischstücke diente. Um das Feuer hantierten acht Frauen, die wohl für das Braten des Vogels zuständig waren. Ein paar Meter weiter rechts rührten weitere drei Frauen in einem Holzfass u m her und fül l ten kleine Holzkelche mit einer rötlichen Flüssigkeit. Einige andere Frauen holten diese Becher zuhauf in die Hände und stapelten sie geschickt zwischen ihre Armbeugen, wie geübte Kellnerinnen. Dann brachten sie die Kelche zu den T i schen rund um den großen Brunnen und boten sie den Gästen, die sie freudig entgegen nahmen. Es daue r te eine Weile, bis alle Dorfbewohner ihr Mahl vor sich hatten, doch keiner rührte etwas an,
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