Der Schluessel von Jirunga
Augenwinkeln, dass es G e rad nicht anders erging und er versuchte sich so normal zu verhalten, wie es irgend mö g lich war. Dann war es vorbei. Die jüngeren Mä n ner, Lil schätzte sie auf fünfzehn oder sechzehn, zerrten das gewalt i ge Federvieh zu acht mühsam davon und die Frauen folgten ihnen nichts tuend. Lils Wangen waren Puterrot angelaufen. So etwas hatte er noch nie erlebt. Er fühlte sich, wie ein S u perstar, der gerade geehrt worden war. Es war ein überwältigendes Gefühl. Als die Frauen und Jungen mit dem Adlertier zwischen den beiden schützenden Holzt o ren verschwunden waren um das Tier auszunehmen und zum Mahl zu bereiten, blieben zwei alte weißhaarige Männer am Eingang z u rück, die einen prüfenden Blick auf Lil warfen.
Lil blickte zu Gerad. Der lächelte zurück und trat dann den be i den Alten entgegen.
„Verehrter Rat. Dieser Mann ist ein neuer Freund unseres Dorfes. Er hat mir das Leben gerettet, als mich der Adler töten wollte. Durch sein heldenhaftes eingreifen erfreue ich mich meines L e bens und zudem konnte er den Vogel töten. Er spendet seine Be u te unserem Dorf und ich fühle mich ihm verpflichtet. Ich möchte ihm meine Gastfreundschaft gewähren, solange er sie in A n spruch nehmen möchte. Seid ihr einverstanden?“ , sprach Gerad ehrfürchtig.
Die Alten blickten einen Augenblick in Gerads Augen, dann wend e ten sie sich Lil zu und lächelten ihn an.
„Sei uns w illkommen, Fremder. Wir danken dir, für die Rettung unseres Sohnes und für das Vogeltier, das du uns spendest. Sei u n ser Gast, so lange es dir beliebt. Bewege dich frei in unserem Dorf. G e rads Freund sei auch der unsere.“ Damit drehten sich die Alten um und verteilten sich im Dorf. Gerad lachte laut auf und ging durch das Tor.
„Folge mir in meine bescheidene Hütte!“ , rief er überglücklich und Lil folgte ihm. Als sie das breite Holztor durchschritten ha t ten, wu r de es umgehend hinter ihnen geschlossen und Lil sah sich in einem völlig in sich abgesperrten Bereich wieder und er fragte sich unwil l kürlich, warum dieses Dorf dermaßen eingepfercht und abgesichert war .
„Gerad?“ , rief er. Gerad blieb stehen und blickte sich um.
„Wir sind gleich bei meinem Haus. Was bedrückt dich?“ , erw i derte G e rad.
„Warum habt ihr eine so umfestigte Dorfmauer? Wovor habt ihr Angst?“ , fragte Lil.
„Oh. Du wunderst dich über unsere Sicherheitsmaßnahmen? Es sind die Nach t füchse, weißt du . Sie stürmen ein Nachtlager bei Mondlicht in weniger als zehn Sekunden und dann fressen sie unsere Kinder. Wir wollen hier unsere Ruhe haben, also haben wir unser Dorf ein wenig sicherer gemacht. Hauptsächlich für die Ki n der, verstehst du?“ , erklärte Gerad.
Lil verstand, doch war ihm nicht so recht klar, was ein Nach t fuchs war, überdies war er sich freilich sicher, er würde diese Art von Fuchs bald kennen lernen und wenn er sich erinnerte, wie ein Adler in dieser Welt aussah, so konnte er sich auch leicht vorste l len, wie ein Fuchs in dieser fremden Welt namens Jirunga sein würde .
Lil folgte Gerad bis zu seinem Haus. Dort wurden sie bereits von vier jungen und hübschen Mädchen erwartet, die Gerad mit Wa n genkü s sen überhäuften. Kaum waren sie fertig, winkte er Lil zu sich und die Mädchen küssten sodann auch seine Wangen. Diese allzu herzliche Begrüßung öffnete Lils Herz augenblicklich.
„Ich darf dir meine Töchter vorstellen. Sali, Sess, Sisa und Suli. Ich bin sehr stolz auf sie alle.
Lil machte eine ehrwürdige Verbeugung und sagte:
„Ich bin sehr froh, euch kennen zu lernen. Sehr erfreut.“
Sali trat vor und machte einen süßen Knicks vor ihm. Sodann taten es ihr die and e ren drei nach und nannten nacheinander ihre Namen. Sess, Sisa und Suli knickten ehrfürchtig nieder und liefen dann k i chernd ins Haus. Lil grinste ihnen nach. Dann verschwand auch die älteste der Töchter, Sali, im Haus. Gerad grinste stolz und sagte:
„Sali ist zwölf. Sie ist meine große Hoffnung. Ich möchte sie gern mit Hannan zusammenbringen. Ein vielversprechender Jäger von Elysia. Er ist der Sohn uns e res Ältesten. Es wäre eine Ehre für mich“, erklärte er.
„Das klingt wahrhaftig sehr achtbar. Und deine anderen Töc h ter?“ , fragte Lil.
„Sie sind verrückt. Ich glaube nicht, dass ich sie zufriedenstellend unterbringen kann. Sess ist zehn, Sisa und Suli sind acht. Es ist schon lange her, als ich noch dem Glauben unterlag, sie im Griff zu haben. Sie haben ihren
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