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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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Leben. Er wollte Leben, wusste aber nicht wie er es ohne seine Geliebte bewältigen sollte. Der Verlust seines A r beitsplatzes, der Verlust seiner außergewöhnlichen, gefestigten Präsenz in der Gesellschaft hatte ihn stark deprimiert und seine G e danken schweiften stets zwischen Leben und Tod. Doch in Wahrheit hatte er schon immer das Leben gewählt und den Tod bereits vor langer Zeit besiegt, auch wenn es ihm bis heute nie klar gewesen war. Vielleicht durch die Unmengen von Alkohol, die ihn immer wieder zurückgeworfen hatten, weil er glaubte, sie würden ihn trö s ten. Diese Handlungsweise hatte ihn blind und taub gemacht, wie die Liebe es ebenso ve r mochte, doch die Wahrheit war, dass er den Tod stets gehasst hatte.
    Diese intensive und vielleicht sogar unbekannte Gefühlsregung hatte ihm die nötige Energie gegeben, diesen vergifteten Wald zu überst e hen. Die ständige, seelische Konfrontation mit dem Tod, die er durchlebt hatte. Es war nicht der Schlüssel. Ganz sicher nicht. Er wusste es. Was ihm nicht klar war, war, ob die monat e langen Qu a len, die ihm letztlich die Kraft zugespielt hatten, die er benötigt hatte, die d e pressiven Anstrengungen dieses vergifteten Dschungels zu überstehen übe rhaupt ein Zufall gewesen waren, oder ob man ihm diese Qualen mit kalkulierter Absicht zugem u tet hatte, weil das Schicksal bereits vor längerer Zeit gewusst ha t te, was heute auf ihn zukommen würde. Die Qualen der letzten Monate hätten seine Ausbildung gewesen sein können, die letz t lich einem jeden Schlüsselträger zukommen würde. Der Geda n ken gang hatte einen gewissen Reiz. Lil wurde jäh aus seinen G e danken gerissen, als Gerad ihn drängte, ihm mit dem schweren Vogel zu helfen, diesen in sein Dorf zu ve r frachten und als Lil daraufhin die Augen öffnete, stellte er fest, dass die Sonne bereits im Begriff war, sich zu verabschieden. Er schnap p te sich einen Flügel des Vogels und Gerad den anderen. Dann schleiften sie das g e waltige Federvieh hinter sich her und machten sich auf den Weg nach Elysia...

Dritter Teil
    * Elysia *
11

    Zwanzig Minuten schleppten sie unter quälenden Anstrengungen den schweren Adler an den Flügeln hinter sich her als sie endlich das Dorf erreichten. Sie hatten kaum Mühe mit dem Vogel, da der Weg zum Dorf stets bergab führte, doch die ständig anhalte n de Hitze und die zurückliegenden Strapazen des katzenbewoh n ten Waldes trieben Lil die allerletzten Schweißtropfen (vielleicht auch Gintropfen) aus dem alkoholgepeinigte n Körper. Deshalb spürte Lil jedes seiner Glieder au f schmerzen, denn der Vogel hatte sicherlich das Gewicht eines ausgewachsen en Braunbären, der sich selbst b ergabwärts b e merkbar machte, da sie den Vogel über unebenes Gelände schleifen mussten. Lil konnte sich nicht vorstellen, dass Gerad dieses gewalt i ge Sauriertier allein bis in sein Dorf hätte schleifen können.
    Sie hatten die Siedlung kaum erreicht, da wurden sie von den Bewohnern mit Jubelr u fen empfangen. Ein paar spielende Kinder hatten sie früh entdeckt und die frohe Botschaft eines großen Fanges ins Dorf g e schrien. Sämtliche Bewohner waren durch das Kindergebrüll aufg e schreckt und ließen ihre Arbeit fallen um sich das Spektakel anzus e hen. Die Ankunft eines großen Jägers, der mit stolzem Haupt zurück ins Lager kam. Etwa hundertfün f zig Männer und Frauen, fernerhin nahezu dreißig Kinder erwart e ten sie jubelnd am Dorfeingang. Das Dorf sah beinahe aus, wie eine Festung. Ein hoher Lattenholzzaun umgrenzte ein gewaltiges Terrain. Das obere Ende des Zaunes war messerscharf angespitzt und verhinderte, dass ein Feind unverletzt darüber klettern kon n te. Gerad blieb stehen und gab Lil ein Ze i chen, den Vogel nun loszulassen.
    „So, mein Freund. Unsere Aufgabe ist erfüllt. Wir Jäger bringen das Fleisch. Die Söhne hacken es klein und die Frauen richten es an. Wir sind nun erlöst“, erklärte Gerad stolz und lächelte. Lil ließ den Flügel erleichtert los und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Dor f bewohner rannten ihnen, immer noch jubelnd, entgegen und als sie Sie erreichten, fielen die Frauen ihnen in die Arme. Ihre Umarmu n gen waren so herzlich und liebevoll, dass es Lil peinlich war, denn auch er wurde von vier schönen und a n sehnlichen Frauen umarmt, als stünde er kurz vor der Krönung. Die Frauen umarmten ihn jeweils zu zweien, küssten ihn auf die Wangen und dankten ihm, für seine erfolgreiche Jagd. Lil be o bachte aus den

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