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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim H. Schwarz
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alle wart e ten auf irgendetwas. Gerade als Lil sich fragte, auf was die Dor f bewohner wohl warteten, bevor das E s sen kalt werden würde, stupste Gerad ihn mit dem Ellbogen an.
    „Du musst anfangen“, flüsterte er. Erst jetzt bemerkte Lil all die Bl i cke, die auf ihm ruhten. Das ganze Dorf starrte ihn an.
    „Wieso ich?“ , fragte er leise.
    Gerad grinste. „Weil du den Vogel erlegt hast. Alle wissen es. Dieses Mahl hast du ermöglicht. Du musst es eröffnen, am besten erhebst du deinen Kelch und sagst irgendetwas“, erklärte Gerad.
    „Aber was soll ich denn sagen?“ , flüsterte Lil.
    Die Menge wartete noch immer, doch schien sie nun erkannt zu haben, wo das Problem lag, denn einige kicherten und viele and e re lächelten ihn freundlich und erwartend an. Gerad grinste we i terhin.
    „Ist doch völlig egal. Lass dir was einfallen, aber tu es bald, das Essen wird kalt und ich hab Hunger. “
    Jetzt musste auch Lil lachen. Er griff nach dem hölzernen Kelch der vor ihm stand und hob ihn in die Höhe. Sofort fuhren weitere zwe i hundert Kelche in die Höhe. Lil blickte durch die Menge. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet und warteten auf ein paar erhebende Worte. Lils Blick traf zuletzt den von Shezna, die ihn anhi m melte. Er blickte schnell zurück in die Menge und sprach:
    „Es ist mir eine große Freude, euer Gast sein zu dürfen. Ich sage euch meinen Dank, ihr seid gute Menschen. Trinken wir auf eine gelungene Jagd und auf dieses festliche Mahl.“
    Dann trank er einen kräftigen Schluck aus dem Becher. Alle j u belten ihm laut zu. Es waren verschiedene Jubelrufe, die klangen wie; Hoch dem Jäger , und Gelobt sei Eden . Dann trank das ganze Dorf. Gerad stupste Lil erneut an und grinste.
    „Das war gut . Ganz ehrlich. Sehr gut“, lobte er. „Jetzt musst du dir vom Fleisch nehmen. Du musst als erster zugreifen. Es ist dein V o gel. Der Jäger darf immer zuerst. Sie warten nur auf dich.“
    Lil hatte schon verstanden, auch er war ausgehungert. Also griff er in die nächste Schale und nahm von dem Fleisch. Sein Gaumen war von dem rötlichen Getränk bereits angewärmt. Es schmeckte ähnlich wie Wein, weich und fruchtig mit einem Hauch von G ä rung, ein gelungener Aperitif und sein Magen knurrte bereits e r bärmlich. Im A u genblick, als er sich ein unverschämt großes Stück Fleisch auf den Teller gelegt hatte, kam die Party in Gang. Jeder Dorfbewohner schnappte sich soviel, wie in seine Hol z schüssel passte, doch keiner aß. Auch das hatte Lil ve r standen. Vermutlich sollte er der Erste sein, der seinen Gaumen mit dem saftigen Fleisch erfreute . Also gut. An Traditionen soll man fes t halten. Er hatte kein Pro b lem damit und riss sich mit den Fingern ein gutes, saftiges Stück aus seiner Schale ab und steckte es in seinen Mund. Wieder jubelten die Dorfbewohner und jetzt ging es richtig los . Die Party kam in die Gänge, wie auf Kommando. Alle stürzten sich auf das Mahl, zogen Fleischfetzen aus i h ren Tellern und steckten sie gierig in den Mund, tranken und jubelten immer wieder. Offensichtlich gab es dieses Voge l fleisch nur allzu selten. Lil war begeistert, es schmeckte wie zartes Hühnchen, dazu ein weinäh n liches Getränk und ein paar Frauen servierten zusätzlich noch gegrillte Kartoffeln. Ein gewaltiges Festmahl mit gut zweihundert Gästen, wenn man die Kinder mitzählte und a n schließend grob aufrundete. Lil fühlte sich pudelwohl. Ihm g e genüber saßen die zwei Alten, die ihn am Eingang des Dorfes bereits begutac h tet hatten. Aber auch sie schienen recht entspannt zu sein und aßen, wie alle anderen, mit den Händen genüs s lich ihr Fleisch, tranken ihren Wein, oder um was es sich handelte und schienen recht angetan, denn sie lächelten Lil immer wieder zu.
    Gemütliche sechzig Minuten später ging der Vogel in die G e schichte der humanitären Verdauungsmechanik ein und war al s bald in Ver gessenheit geraten. Die arbeitenden Frauen waren während der Zubereitung des Essens bemüht gewesen, das An t litz eines lebenden Tieres möglichst auszuschalten und hatten diese Aufgabe bei weitem besser bewältigt, als so manches Fisc h restaurant aus Lil’s Welt. Die fleißigen Frauen hatten den Vogel dermaßen zerlegt und alle verräterischen Lebens-Teile, wie A u gen, Schnabel und Federn beseitigt, dass es keine Klagen über das hervorragende Fleisch hagelte. Was auf den Tellern der hun g rigen Dorfbewohner landete, war kaum mit einem Wesen in Ve r bindung zu bringen, das erst vor

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