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Der Schlüssel zu Rebecca

Der Schlüssel zu Rebecca

Titel: Der Schlüssel zu Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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verlangte.
    »Jawohl, Sir!« stieß der Polizist mehrere Male hervor. Schließlich antwortete er: »Bitte, ich versichere Ihnen, Sir, daß wir alles in unserer Macht ...« Er unterbrach sich. Jakes mußte eingehängt haben. Der Polizist warf Vandam einen Blick zu und sagte »Auf Wiederhören« in die leere Leitung. Vandam ging zum Fenster und sah hinaus. Der junge Polizist umkreiste den Platz mit dem Motorrad, drückte auf die Hupe und ließ den Motor aufheulen. Eine kleine Menschenmenge hatte sich angesammelt, ein paar Kinder rannten hinter der Maschine her. Der Junge grinste von einem Ohr zum anderen. Vandam dachte: Er müßte es schaffen.
    »Hören Sie, ich steige in den Zug nach Assiut, wenn er in ein paar Minuten hier hält. An der nächsten Station steige ich aus. Ich möchte, daß der Junge mit dem Motorrad zum nächsten Bahnhof fährt und mich erwartet. Verstehen Sie?«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte der Polizist. »Der Zug wird also hier halten?«
    »Tut er das sonst nicht?«
    »Der Zug nach Assiut hält hier gewöhnlich nicht an.«
    »Dann gehen Sie zum Bahnhof und befehlen Sie, ihn stoppen zu lassen!«
    »Jawohl, Sir!« Er lief hinaus.
    Vandam beobachtete ihn, während er den Platz überquerte. Noch war der Zug nicht zu hören. Also hatte er Zeit für einen weiteren Anruf. Er hob den Hörer ab, wartete auf die Vermittlung und bat, ihn mit dem Armeestützpunkt in Assiut zu verbinden. Es war ein Wunder, wenn das Telefonsystem zweimal hintereinander funktionierte. Das Wunder geschah. Assiut antwortete, und Vandam fragte nach Captain Newman. Er mußte lange warten, endlich meldete er sich.
    »Hier ist Vandam. Ich glaube, daß ich Ihrem Messermörder auf der Spur bin.«
    »Großartig, Sir«, sagte Newman. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Ja, hören Sie zu. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Aus vielerlei Gründen, die ich Ihnen später erklären werde, bin ich ganz auf mich allein gestellt. Es wäre vollkommen sinnlos, Wolff mit einem Trupp Soldaten zu verfolgen.«
    »Verstanden. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich werde in etwa zwei Stunden in Assiut eintreffen. Ich brauche ein Taxi, eine große Galabiya und einen kleinen Jungen. Können Sie sich mit mir treffen?«
    »Natürlich, kein Problem. Benutzen Sie die Straße?«
    »Ja, ich bin mit dem Motorrad unterwegs.«
    »Ich treffe Sie an der Stadtgrenze, wenn Sie einverstanden sind.«
    »In Ordnung.« Vandam hörte ein fernes Stampfen. » Jetzt muß ich Schluß machen.«
    »Ich warte auf Sie.«
    Vandam hängte ein. Er legte eine Fünfpfundnote auf den Tisch neben dem Telefon: Ein kleines Bakschisch konnte nie schaden. Dann ging er hinaus auf den Platz. Im Norden konnte er den Rauch des Zuges erkennen. Der jüngere Polizist fuhr mit dem Motorrad auf ihn zu. »Ich steige in den Zug«, sagte Vandam. »Sie fahren mit der Maschine zur nächsten Station und erwarten mich dort. Okay?«
    »Okay, okay!« Er war hocherfreut.
    Vandam zog eine Pfundnote hervor und riß sie entzwei. Die Augen des jungen Polizisten weiteten sich. Vandam gab ihm eine Hälfte. »Sie bekommen die andere Hälfte, wenn wir uns treffen.«
    »Okay!«
    Der Zug hatte den Bahnhof fast erreicht. Vandam rannte über den Platz. Der ältere Polizist kam ihm entgegen. »Der Stationsvorsteher hält den Zug an.«
    Vandam schüttelte ihm die Hand. »Vielen Dank. Wie heißen Sie?«
    »Sergeant Nesbah.«
    »Ich werde Sie in Kairo empfehlen. Auf Wiedersehen.« Vandam eilte auf den Bahnsteig und lief eine Strecke, so daß er am Vorderende des Zuges einsteigen konnte, ohne von einem der Passagiere durch das Fenster gesehen zu werden.
    Der Zug fuhr ein; Rauchwolken türmten sich auf. Der Stationsvorsteher kam über den Bahnsteig auf Vandam zu. Als der Zug hielt, sprach er mit dem Lokomotivführer und dem Heizer. Vandam gab allen drei Männern ein Bakschisch und kletterte in den ersten Wagen.
    Es war ein Zweite-Klasse-Abteil. Wolff würde bestimmt erster Klasse reisen. Vandam schob sich an den Menschen vorbei, die mit ihren Kartons, Tieren und Kisten auf dem Boden saßen. Ihm fiel auf, daß es vor allem Frauen und Kinder waren. Die aus Holzlatten gezimmerten Sitze waren von den Männern belegt, die Bier tranken und Zigaretten rauchten. In den unerträglich heißen Abteilen roch es abstoßend. Einige Frauen kochten auf behelfsmäßigen Herden. Vandam wäre fast auf ein winziges Baby getreten, das über den schmutzigen Boden kroch. Er war sicher, man hätte ihn gelyncht, wenn er dem Kind nicht im letzten Moment

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