Der Schlüssel zu Rebecca
ertönte.
Zögernd sah Billy sie an.
Wolff runzelte die Stirn.
Elene warf sich auf Wolff und streckte die Hände nach seinem Gesicht aus. Plötzlich war sie überwältigt von Haß und Wut.
Er hob die Hände, um sich zu schützen, konnte sie abernicht aufhalten. Ihre Stärke verblüffte sie. Elene zerkratzte ihm das Gesicht mit den Fingernägeln und sah Blut hervortreten. Der Priester schrie entsetzt auf.
Über Wolffs Sitzlehne hinweg verfolgte sie, wie Billy zur Tür rannte und sich bemühte, sie zu öffnen.
Sie fiel auf Wolff und stieß mit dem Gesicht gegen seine Stirn. Dann richtete sie sich wieder auf und versuchte, ihm die Fingernägel in die Augen zu rammen.
Endlich brüllte er vor Zorn. Er sprang auf und trieb Elene zurück. Sie packte sein Hemd mit beiden Händen. Dann schlug er zu. Seine Hand ballte sich zur Faust und traf ihren Kiefer. Sie hatte nicht gewußt, daß ein Schlag solche Schmerzen verursachen konnte. Für einen Moment war ihr die Sicht genommen. Sie ließ Wolffs Hemd los und fiel zurück auf ihren Platz. Dann hob sich der Schleier vor ihren Augen und sie sah ihn zur Tür laufen. Elene rappelte sich auf.
Es war Billy gelungen, die Tür zu öffnen. Er sprang auf den Bahnsteig. Wolff setzte ihm nach. Elene eilte zur Tür. Billy rannte wie wild über den Bahnsteig. Wolff verfolgte ihn. Die wenigen Ägypter, die herumstanden, sahen mit Erstaunen zu und taten nichts. Elene stieg aus dem Zug und lief hinter Wolff her. Der Zug begann, sich in Bewegung zu setzen. Wolff erhöhte sein Tempo. Elene schrie: »Lauf, Billy, lauf!« Billy blickte über die Schulter. Er hatte den Ausgang fast erreicht. Ein Bahnsteigschaffner im Regenmantel sperrte den Mund auf. Elene dachte: Man wird ihn nicht hinauslassen, er hat keine Fahrkarte. Aber das spielte keine Rolle mehr, denn der Zug schob sich vorwärts, und Wolff mußte einsteigen. Wolff warf einen Blick auf den Zug, wurde jedoch nicht langsamer. Elene sah, daß Wolff Billy nicht einholen konnte und dachte: Wir haben es geschafft! Da stürzte Billy.
Er rutschte aus, verlor das Gleichgewicht und landete schwer auf dem Boden. Wolff beugte sich blitzartig vor. Elene holte die beiden ein und sprang auf Wolffs Rücken.Er stolperte und ließ Billy los. Elene umklammerte ihn. Der Zug bewegte sich langsam, aber stetig. Wolff packte Elenes Arme, schüttelte seine breiten Schultern und schleuderte sie zu Boden.
Für einen Moment blieb sie benommen liegen. Wolff hatte sich Billy über die Schulter geworfen. Der Junge schrie und hämmerte auf seinen Rücken ein, vergeblich. Wolff lief ein paar Schritte neben dem fahrenden Zug her, bevor er durch eine offene Tür sprang. Elene wollte liegenbleiben und aufgeben, doch sie konnte Billy nicht allein lassen. Sie rappelte sich auf, und stolperte neben dem Zug her. Jemand streckte eine Hand aus. Sie packte sie, stieß sich ab und war im Zug.
Ein kläglicher Mißerfolg. Sie fühlte sich der Verzweiflung nahe.
Elene folgte Wolff durch die Wagen zu ihren Plätzen. Sie sah die Gesichter der Menschen nicht an, an denen sie vorbeikamen. Wolff gab Billy einen heftigen Schlag aufs Hinterteil und drückte ihn in seinen Sitz. Der Junge weinte still.
Wolff drehte sich zu Elene. »Du bist ein albernes, verrücktes Mädchen«, sagte er laut, so daß die anderen Passagiere es hören konnten. Er ergriff ihren Arm und zog sie an sich. Dann ohrfeigte er sie abwechselnd mit der Handfläche und dem Handrücken, immer wieder. Es tat weh, aber Elene hatte nicht mehr die Energie, ihm Widerstand zu leisten. Endlich stand der Priester auf, berührte Wolffs Schulter und murmelte etwas.
Wolff ließ sie los und setzte sich. Sie blickte sich um. Alle starrten sie an. Keiner würde ihr helfen, denn sie war eine Frau, und Frauen mußten, wie Kamele, von Zeit zu Zeit geschlagen werden. Als Elene den anderen Passagieren in die Augen sah, schauten sie verlegen zur Seite und konzentrierten sich wieder auf ihre Zeitungen, ihre Bücher und die Aussicht aus dem Fenster. Niemand sprach mit ihr.
Sie ließ sich auf ihren Platz fallen. Ohnmächtige Wut kochte in ihr.
Elene legte den Arm um den Jungen und zog ihn dicht an sich. Sie begann, sein Haar zu streicheln. Nach einer Weile schlief er ein.
27
V ANDAM HÖRTE, WIE der Zug schnaufte, ruckte und wieder schnaufte. Er gewann an Geschwindigkeit und ließ den Bahnhof hinter sich. Vandam nahm noch einen Schluck Wasser. Die Flasche war leer. Er verstaute sie in der Satteltasche, paffte an seiner Zigarette und
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