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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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bewogen haben, so gräßliche Verbrechen auf ihr Gewissen zu laden?“, fragte Ralph Condray kopfschüttelnd. „Sie hatte ein blühendes Geschäft. Sie besaß einen tüchtigen und strebsamen Bräutigam. Sie wollte demnächst heiraten..."
    „Eben deshalb“, sagte Kommissar Morry trocken. „Fragen Sie Miß Ruby. Sie wird Ihnen die richtige Erklärung geben können.“
    Als das Mädchen schweigsam blieb, fuhr der Kommissar leise fort: „Ruth Bonfield war nicht immer so ehrbar und geachtet wie in der letzten Zeit. Sie hat früher ein ziemlich schäbiges Gewerbe betrieben. Sie war Freudenmädchen in Moncktons Kellerbar . . .“
    Ralph Condray riß Augen und Ohren auf. „Das ist ein Scherz, Sir! Sie wollen mich verspotten.“
    „Durchaus nicht“, sagte Morry nachdenklich. „Lassen Sie mich bitte weiterreden. Es stimmt, daß Ruth Bonfield heraus wollte aus dem Sumpf. Sie kaufte sich von ihrem leichtverdienten Geld die Blaue Taverne. Sie jagte das ganze Gesindel, das sich jahrelang in diesem Lokal breitgemacht hatte, kurzentschlossen aus dem Haus und hoffte so, daß ihre Vergangenheit nun für alle Zukunft tot sein würde. Aber in diesem Punkt sah sie sich getäuscht. Schon bald meldete sich ihre häßliche Vergangenheit wieder. Ein paar Burschen aus dem Londoner Osten wurden Stammgäste in ihrem bürgerlichen Lokal. Sie kannten die junge Wirtin von früher her, da sie Zuhälter in Moncktons Kellerbar gewesen waren. Sie hätten nur zu reden brauchen, dann wäre Ruth Bonfield die Lizenz entzogen worden. Sie hätte ihr Lokal schließen müssen.“
    „Weiter!“, sagte Ralph Condray gespannt. „Wie ging die Geschichte weiter, Sir?“
    „In den folgenden Monaten wurde Ruth Bonfield nun laufend erpreßt. Mack Rupper und seine Freunde, die in ihrem Lokal verkehrten, zahlten nie einen Pfennig für das, was sie aßen und tranken. Im Gegenteil. Sie erpreßten Ruth Bonfield immer wieder um Geld. Sie klebten wie Blutsauger an ihrem Körper. Sie machten sie langsam mürbe und trieben sie zur Verzweiflung.“
    „Jetzt wird mir manches schon klarer“, meinte Ralph Condray grübelnd. „Ruth Bonfield hatte allen Grund, sich von ihren Peinigern zu befreien. Sie wartete nur einen günstigen Zeitpunkt ab, um die gefährlichen Erpresser ein für allemal abzuschütteln.“
    „Ganz richtig“, sagte Kommissar Morry und nahm einen Schluck aus seiner Teetasse. „Dieser günstige Zeitpunkt kam, als Mack Rupper von der Polizei mehr und mehr eingekreist wurde. Er mußte fliehen. Er ließ bei Ruth Bonfield seine Pistole zurück. Auch die Patronen. Nun konnte der Tanz losgehen. Hinzu kommt noch, daß Ruth Bonfield gerade in jener Zeit den Privatdetektiv Gray Jaspers kennenlernte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Das einst so flatterhafte Mädchen hatte keinen anderen Wunsch mehr, als diesen Mann ein Leben lang an sich zu binden. Sie war ihm verfallen. Sie wollte ihn mit allen Kräften halten. Er sollte nie etwas von ihrer schmutzigen Vergangenheit erfahren. Aber nun war Gray Jaspers ausgerechnet Detektiv. Die Menschenjagd lag ihm im Blut. Er witterte sofort, daß mit den drei Burschen am Stammtisch des bürgerlichen Lokals etwas nicht stimmen konnte. So schöpfte er Verdacht und begann, diese Halunken zu belauern. Die Gefahr für Ruth Bonfield wuchs ins Riesenhafte. Sie mußte handeln, wenn sie nicht entlarvt werden wollte. So wurde sie zur gemeinsten Mörderin, der wir je begegnet sind. Sie stellte nicht nur den gefährlichen Erpressern nach, sondern auch jenen Personen, die über ihre Vergangenheit hätten plaudern können. Das waren hauptsächlich ein paar Beamte des Sittendezernats, zwei, drei leichte Mädchen aus Moncktons Kellerbar und die ehemalige Freundin Mack Ruppers. Sie alle standen auf der Liste dieser entmenschten Bestie. Sie beging ihre Verbrechen kaltblütig und mit raffinierter Überlegung.
    Die Tatorte waren ihr gut vertraut. Sie war ja lange genug in Moncktons Kellerbar gewesen. Auch hier in Hoxton kannte sie alle Gassen und Winkel.“
    „Sie hat mir das Leben zur Hölle gemacht“, murmelte Maud Ruby scheu, und es waren die ersten Worte, die sie überhaupt sagte.
    „Hätte sie ihr Ziel erreicht, so wäre ich längst nicht mehr am Leben.“
    Kommissar Morry griff lächelnd nach der Teetasse. „Sie müssen große Chancen im Himmel haben, Miß Ruby! Anders kann ich es mir nicht erklären. Wie wäre es sonst möglich, daß Ihnen der Zufall einen Schutzengel ins Haus schickte. Sie wissen schon, wen ich meine. Ich

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