Der Schlüssel zur Hölle (Ein Tom Hunt-Thriller) (German Edition)
nicht aufhören, ist in eine Art Blutrausch verfallen, alles um ihn herum hat keine Bedeutung mehr. Das macht ihn so gefährlich, so unberechenbar.
Seine recht hohe Intelligenz, gepaart mit vielen Erfahrungen und Kreativität, gibt ihm seine Selbstverliebtheit. Sean Stiller denkt wahrscheinlich wirklich, er wäre ein Übermensch oder göttliches Wesen! Leider wird mittlerweile seine Fangemeinde immer größer. Im Internet hängen sich viele an seine Fersen. Das FBI hat gut reagiert, eine eigene Abteilung kämpft recht erfolgreich dagegen an. Kannst du dich noch an Professor Walker erinnern?«
» Ja, seine Studie habe ich schon vor Gericht verwendet.«
» Sie ist aber schon fünf Jahre alt. Mittlerweile gehen gezielt verbreitete Informationen innerhalb von Minuten um die gesamte Welt. Nicht wie bei seinem Modellversuch, wo das von Schauspielern gedrehte Gewaltvideo innerhalb von drei Tagen in fünfundneunzig Prozent aller Länder nachweislich auf Zigtausenden Rechnern landete. Heute sind die Rechner, alle Server, Glasfaser- und Satellitenverbindungen, um ein Vielfaches schneller und leistungsfähiger. Die Entwicklung ist rasend schnell.
Eine kaputte unkontrollierbare Welt!
Vielleicht ein bisschen zu viel Anonymität? Ein unerschöpflicher Milliardenmarkt für alle mit krimineller Energie. Jede noch so abartige Neigung wird heute übers Internet befriedigt. Wenn ich pädophile Bilder oder Videos haben will, besitze ich mit ein bisschen Geschick nach zwei Stunden surfen Hunderte davon auf der Festplatte.
Es gibt Webs eiten, da werden nur Unfallopfer gezeigt; entsetzlich verstümmelt, man kann herausquellende Eingeweide sehen.
Die schmerzverze rrten Gesichter, sofern der Kopf noch vorhanden ist, heranzoomen.
Was ist das für eine kranke Gesellschaft?
Wer braucht so etwas?
Das hat doch nichts mit Bereitstellung von wichtigen Informationen oder Meinungsfreiheit zu tun? Darüber könnten wir stundenlang philosophieren, also lassen wir das.
Bleiben wir beim Moloch . Da kursieren Kommentare, da würde ich mich gern mal mit dem ein oder anderen aus Spaß verabreden und im Anschluss den Müll aus dem kaputten Hirn prügeln. Aber dann hätte ich wohl nichts anderes mehr zu tun.«
S ie lachten beide.
» Meinst du, er bekommt schon Unterstützung?« »Schwer zu sagen, ich bin über meinen Mann in Langley an zwei Kaputten im Großraum New York dran. Aber wie gesagt, es wird immer schwieriger im Internetdschungel. Es wäre ein dummer Zufall, wenn ich ihn dabei erwischen würde. Sean ist doch cleverer, als ich vermutet hatte, das hat mir meine letzte Aktion gezeigt. Ich habe einen Informanten verloren, der ihn ausfindig gemacht hatte. Sean hat ihn enttarnt, und bevor er ihn getötet hat, das Wenige, was er wusste, aus ihm herausgepresst. Danach hat er mich übers Handy angerufen. Ganz cool und souverän mit mir geredet, wobei er sich in sichtbarer Entfernung aufhielt. Genauso weit, dass ich erst gar nicht versuchen würde, ihn zu fassen. Ich habe dieses Handy entsorgt und er sicherlich das, womit er mich angerufen hat. Eine Ortung war also unmöglich. Er ist geisteskrank, geht aber sehr methodisch und kreativ vor.
Ich habe meine Überwachungsmöglichkeiten bei Steve Maison weiter ausgebaut. Er hat zwei richtig gute Personenschützer bekommen. Sein engagierter Bodyguard war alles andere als dafür ausgebildet. Wenn sich etwas zu Hause bei Steve tut, landet alles auf meinem iPhone. Leider kann ich nicht agieren, wir müssen abwarten, aber ich kriege ihn.«
» Ja Samuel, ich weiß.«
Sie redeten noch Stunden über Gott und die große weite Welt. Über verschlungene Pfade des menschlichen Daseins. Schauten auf die Bilder an den Wänden, mit den vielen Persönlichkeiten, die sich hier verewigt haben.
» Es gibt heute viele schnelle Veränderungen, gute wie schlechte, das steht mal fest.
Nich t, dass alles oder die Menschen früher besser waren, mitnichten. Aber vielleicht gradliniger, denn wie sich heute die meisten Politiker wie eine Palme im Winde nach allen Seiten bewegen, nimmt teilweise groteske Züge an.«
D as war das Resümee des Abends.
A m Ende war die Flasche Bowmore leer. Sie hofften das Beste. Bevor sie zu Bett gingen, beschlossen sie noch einen kurzen Trip nach Schottland. Sobald dieses Drama beendet sei, wollten sie die Whiskey Brennerei Bowmore auf der Hebrideninsel Islay besuchen. Im Hotel Lochside übernachten, denn an der Bar befinden sich über vierhundert Malt Whiskey Sorten im Ausschank.
E in
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