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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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standen Kerzen, und eine Ziege war da, ich rieche es heute noch, und er begann in einer seltsamen Sprache zu murmeln, er streichelte mich, dann zog er plötzlich der Ziege ein Messer durch die Kehle, das Blut spritzte, er nahm mich, alles ging so schnell, mir wurde übel, ich rannte weg und sah Friedrich nie wieder. Ich war schwanger, wollte abtreiben, aber meine Eltern haben mich davon abgehalten, haben mir versprochen, sich zu kümmern, und das haben sie ja auch. Und irgendwer hat ihnen Geld gegeben. Viel Geld. Ein wenig haben sie mir auch gegeben. Aber dann bin ich weggezogen und bin putzen gegangen.« Wieder kicherte sie. »Ich bin eine Rabenmutter, nicht wahr?«
    Lars lief es eiskalt über den Rücken.
    »Aber er hat mir verziehen. Hat sich sogar bedankt. Hat gesagt, dass er zu seiner wahren Berufung gefunden hat. Endlich. Nach so vielen Jahren. Das ist so lange her   …« Sie verfiel in Schweigen.
    Lars wartete geduldig, und nach einigen Minuten drückte sie sich plötzlich aus ihrem Sessel hoch, ging zu einem Schrank, nahm eine Stofftasche heraus und hielt sie Lars hin.
    »Du bist doch sein Bruder. Das hat Schwester Melanie gesagt. Nimm.«
    Lars griff zu. »Und wie heißt er?« Er lächelte.
    »Wer?«
    »Ihr Sohn.«
    »Mein Sohn?« Josephina Fragenbergensen blickte Lars verständnislos an. »Ach so, ja. Joseph.«
    »Joseph Fragenbergensen?«
    »Fragenbergensen? Nein. Fragenbergensen ist mein Mädchenname. Er hieß doch nach meinem Mann.«
    »Und wie hieß der?«
    »Kaldenbach. Wie denn sonst?«
    Lars stürzte aus dem Zimmer, rannte die Flure entlang, fand den Ausgang, würdigte die freundliche Nonne keines Blickes, rannte weiter, bis er keinen Atem mehr hatte.
    Bilder blitzten auf. Johanna. Marvin, der ihn anbrüllte, der das Messer aufhob und es ins Gebüsch warf, der ihm den Draht aus den Händen nahm. Lars ließ sich auf eine Bank fallen und weinte. Er hatte Johanna eigenhändig getötet.
    Er war nicht besser als sein Bruder. Auf allen Bildschirmen hatten sie es gebracht. Er zerkratzte sich die Arme, Blut quoll hervor, er hob den Kopf zum Himmel, weinte weiter. Ihm blieb keine Wahl. Er musste das große Ritual vollziehen und Luzifer zwei Menschenopfer darbringen, um die Schuld seiner Familie zu tilgen.
    *
    Fran blinzelte. Die Schrift verschwamm, sie rieb sich die Augen, aber es wurde nicht besser, im Gegenteil, jetzt begannen sie auch noch zu brennen. Es ging nicht mehr. Sie musste sich ausruhen, und wenn es nur ein paar Stunden waren. Sie gab Senior Bescheid, der nur kurz nickte.
    Sie warf noch einen Blick auf die Einsatzpläne. In ganz Düsseldorf wurden Schulen, Kindergärten und öffentliche Gebäude nach Sprengstoff durchsucht. Heimlich. Noch konnten sie eine Nachrichtensperre mit der Standardbegründung aufrechterhalten, dass die Ermittlungen nicht gefährdet werden durften. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Details durchsickern würden.
    Fran und ihr Team hatten nicht mehr viel zu tun. Sie hatten der MOKO unter die Arme gegriffen und Zeugen vernommen, denn jetzt galt es herauszufinden, wo Kaldenbach steckte. Also waren an die hundert Beamte ausgeschwärmt, um Zeugen zu finden. Bisher ohne Ergebnis. Senior hatte aufgeschnappt, dass der Innenminister mit dem Gedanken spielte, die Bundeswehr einzusetzen und ganz Düsseldorf und das ganze Land im Umkreis von dreißig Kilometern umzugraben. Aber da spielte die Verfassung nicht mit. Leider, dachte Fran. Dieses eine Mal: leider. Also wurden unter der Hand alle verfügbaren Einsatzkräfte abgezogen und zur Suche nach Joseph Kaldenbach abgestellt. Die Streifen wurden in Zwölf-Stunden-Schichten eingeteilt, alle Beamten verzichteten freiwillig auf Überstundenausgleich. Sie hatten bereits alle Bunker, die noch zugänglich waren, untersucht   – Fehlanzeige. Auch Leerstände   – egal ob Wohn-, Lager- oder Büroraum   – hatten sie im Bereich Düsseldorf-Stadt abgeklappert. Nichts. Und immer noch quälte Fran eine Frage: Warum war Kaldenbach nach Düsseldorf gezogen?
    Fran hatte sich schon an ihre Schatten gewöhnt. Sie bot ihnen Kaffee an, sie nahmen dankbar an. Dann ging sie duschen, schrubbte sich die Haut rot, aber das Gefühl von Schmutz wollte nicht verschwinden. Hatte Kaldenbach sie angefasst? Hatte er sie geküsst? Übelkeit stieg in ihr hoch. Sie dachte an Albi, das half etwas, sie stützte die Hände gegen die Kacheln, ließ sich das Wasser auf den Rücken prasseln.

14. Donnerstag
    Like a Satellite drängte sich in ihr

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