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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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gelaufen wäre. »Wissen es die anderen schon?«, fragte er und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Ja, na klar, deinen Aushang konnte ja niemand übersehen. Du siehst aus wie ein Buchhalter, aber verdammt, du bist echt ein eiskalter Hund! Und jeder, der es will, kann sich das Drama im Internet ansehen.« Bruno Rheinstahl schlug mit der Faust in seine Hand.
    Günther Anleder breitete die Arme aus. »Anders kommt man zu nichts. Du schuldest mir hundert Euro. Bar oder Scheck?«
    »Nimmst du Wechsel?«, fragte Bruno Rheinstahl.
    »Von dir immer. Du bist so ehrlich, dass es schon wehtut.« Günther Anleder lachte meckernd, so wie er lachte, wenn er glaubte, einen guten Witz gemacht zu haben.
    Bruno Rheinstahl reichte ihm einen Hundert-Euro-Schein, der nicht die geringste Falte aufwies. Anleder hielt ihn gegen das fahle Licht, das vom Innenhof des Landekriminalamtes durch die halb mit milchiger Folie verklebte Doppelglasscheibe auf seinen Schreibtisch sickerte.
    »Scheint echt zu sein«, sagte Anleder. »Wo hast du den beschlagnahmt?«
    »Da, wo du zocken gehst!«, giftete Rheinstahl zurück.
    »Wow, Bruno, du gehst heute aber ran. Gut gekontert! Das mit Fran scheint dich echt zu wurmen, was?« Er loggte sich aus dem System aus und erhob sich von seinem Bürostuhl. »Dann geh ich mal bei den anderen kassieren.« Er drehte sich an der Tür noch mal um. »Ich wusste, dass sie springt. Sie hatte keine Wahl. Du bist zu emotional, Bruno, und zu naiv. Denk mal drüber nach. Das sage ich nicht als Psychologe, sondern als Freund.«
    »Hey, Anleder!«, rief Rheinstahl. »Jetzt mach mal halblang. Wir sind keine Freunde, ist das klar?«
    Anleder winkte und verzog sich.
    Bruno drehte sich zum Fenster und legte die Stirn in Falten. »Wie soll ich das nur ertragen?«, murmelte er.

3. Samstag
    Friedel Frenzen mochte seinen Namen. Auf der Arbeit sagte sein Chef immer: »Mensch, klasse, das kannst du ja wie aus dem Effeff!« Dann machte ihm das Herumschleppen der Getränkekisten noch mehr Spaß, und er blieb immer gerne eine halbe Stunde länger. Am Samstag arbeiten war auch kein Problem, Kinder hatte er keine und eine Frau auch nicht. Aber heute, da würde er pünktlich nach Hause gehen, denn er hatte eine Karte für das Spiel Leverkusen gegen Köln, ein Knaller!
    Er zog seinen blauen Overall aus, den er mit Stolz trug, denn sein Name war darauf gestickt und seine Position: Friedel Frenzen, Servicemitarbeiter, Getränkedienst Durst . Sein Chef sagte immer, wenn er Hungrig heißen würde, dann hätte er ein Restaurant aufgemacht. Alle lachten dann, denn wenn der Chef Witze machte, dann musste man ja lachen, auch wenn man den Witz schon kannte.
    Friedel Frenzen hängte den Overall in seinen Spind, der mit Bildern von jungen nackten Frauen ausgekleidet war. Dieselben Bilder hatte er auch zu Hause. Die Zeitschriften, in denen sie abgedruckt worden waren, hatte er zweimal gekauft. Friedel nahm die Obstdose heraus: ein Plastikbehälter, der gekrümmt war wie eine Banane, damit eben diese hineinpasste, und verschloss seinen Spind sorgfältig.
    Wie immer nach seiner Schicht ging er im Büro vorbei, um sich bei seinem Chef abzumelden. An diesem Nachmittag geschah etwas Besonderes: Der Chef steckte Friedel einen Fünfziger zu.
    »Loben ist gut, aber ein kleiner Bonus ist auch nicht schlecht, oder?«, sagte sein Chef und grinste.
    Da konnte Friedel nichts gegen sagen, er bedankte sich und machte sich auf den Weg nach Hause. Er musste sich umziehen, die Tröte holen und vorher noch ein oder zwei Bier zischen, damit er in die richtige Stimmung kam.
    Morgen würde er den Tag am Rhein verbringen, alleine mit seiner Angel und dem großen Strom, der ihn beruhigte und ihm zugleich Träume bescherte: von einer Reise mit dem Schiff um die ganze Welt. Niemand würde ihn vermissen, wenn er einfach anheuerte und aus Düsseldorf verschwand. Oft hatte er mit dem Gedanken gespielt, auf einem der Frachter anzufangen. Einmal war er sogar nach Hamburg gefahren, hatte in einer Reederei vorgesprochen, und man hatte ihm sofort eine Stelle auf einem riesigen Containerschiff angeboten, obwohl er gar keine Ausbildung als Matrose hatte. Aber dann hatte er eine unerklärliche Angst bekommen und einen Rückzieher gemacht.
    Mit der S-Bahn fuhr er bis zum Hellweg, nahm dort den Bus, stieg eine Station früher aus und lief den Rest der Strecke. Nach ein paar Minuten bog er in die Märkische Straße ein, durchschritt das Tor zum Innenhof, in dem seine Zwei-Zimmer-Wohnung lag.

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