Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)
Satanisten-Morde von Witten zusammen.«
Albi hob beide Hände. »Ja, ohne Zweifel. Und deswegen habe ich eine Frage: Warum ist Kaldenbach hierhergezogen?«
Fran neigte ihren Kopf. »Kompliment. Du denkst schon wie wir. Warum hat Kaldenbach was gemacht? Genau darauf kommt es an. Und wir wissen es nicht. Vielleicht wollte er nur auf elegante Art seine Frau und seine Töchter loswerden.«
Albi stand auf. »Ich fahre sofort zurück nach Hamburg und drehe dort jeden Stein um. Und ich werde Ferter noch mal in die Mangel nehmen. So, wie es aussieht, ist es Kaldenbach, den er geschützt hat, und dann kriege ich ihn wegen Beihilfe. Ich denke, das Amtshilfeersuchen wird vor mir da sein?«
Senior schaffte es zu lächeln. »Auf jeden Fall.«
Fran begleitete Albi nach draußen. Die beiden Polizeibeamten wichen ihr nicht von der Seite, hielten aber Abstand genug.
»Es ist weit bis Hamburg«, sagte Fran. Sie tastete nach seiner Hand.
Er nahm sie vorsichtig, so, als könne er sich daran verbrennen. »Nah genug, um es auszuprobieren.«
Fran schluckte. »Ich mag die Nordsee.«
Albis Augen leuchteten auf. »Du würdest …«
Sie legte ihm zwei Finger auf die Lippen. »Nah genug …«
Er schaute verlegen drein. »Ja, klar. Wir haben Zeit.«
Sie drückte ihn fest an sich, spürte ihre Lust, drückte ihn weg und küsste ihn sanft auf die Lippen. »Kannst du Kuchen backen? Und kochen?«
Albi lachte. »Beides. Und ich kann bügeln, Wäsche waschen, ohne dass alles rosa wird, und ich kann Knöpfe annähen. Meine Socken liegen niemals auf dem Boden herum. Ich bin zwanghaft ordentlich.«
»Du meldest dich, wenn du gut angekommen bist?« Fran zwickte ihn in den Arm.
»Aua!« Er streichelte ihre Wange. »Mache ich.«
Ihre Hände glitten auseinander, ein leichtes Vibrieren lief durch Frans Körper, Angst stieg auf. Jemanden lieben heißt, verletzt zu werden, rief es in ihr. Du weißt das doch! Vergiss ihn. Er wird dir nur Unglück bringen.
Albi drehte sich noch mal um, er winkte ihr.
Sie winkte zurück und hätte fast losgeheult.
Er stieg über das Absperrband, die Menschenmasse der Gaffer schluckte ihn, und Fran fragte sich, wann sie ihn wiedersehen würde.
»Fran!« Senior hing aus dem Fenster und und winkte hektisch. »Das musst du dir ansehen!«
Fran sprang die Treppe hoch. Ablenkung konnte sie jetzt gut gebrauchen, vielleicht hatten sie einen Hinweis auf Kaldenbachs Versteck gefunden.
Senior fing sie an der Tür ab, zeigte auf einen Bildschirm. Eine Direktübertragung von Kaldenbachs Haus. Auf einem kleinen Wiesenfleck stand eine Metallkiste, mannshoch, ebenso tief und gut drei Meter lang. Sie war aus Metallplatten zusammengeschweißt, der Deckel hatte Scharniere und war mit einem schwachen Vorhängeschloss gesichert.
Im Hintergrund sah Fran die rußverschmierten Gesichter der Feuerwehr. Sie hatten den Brand schnell unter Kontrolle gebracht, die statische Struktur des Hauses war nicht angegriffen, Kaldenbach war ein Experte.
Herz trat ins Blickfeld. »Das da …«, er zeigte auf den Trumm von einer Kiste, »… stand in der Doppelgarage. Die Sprengstoffexperten haben sie gecheckt. Keine Gefahr.«
Feuerwehrleute brachten eine kleine Leiter, Herz nahm eine Webcam mit Lampe und hielt sie hinein. Das Licht spiegelte sich im Glas von Dutzenden Setzkästen. Herz ließ den Strahl darübergleiten. Aufgespießte Insekten, gekreuzigte Nagetiere, eine am Bauch rasierte Maus, übersät mit Brandflecken, wahrscheinlich von einer Zigarette. Herz löste die Maus von ihrer Unterlage und drehte sie um. Feine braune Linien zogen sich über den ebenfalls kahl rasierten Rücken. Er legte die Maus zurück, etwas anderes schien seine Aufmerksamkeit geweckt zu haben.
»Ich brauche noch eine Leiter, damit ich hineinsteigen kann«, rief er über die Schulter.
Sofort bekam er, was er verlangte.
Vorsichtig stieg er hinunter, Fran und Senior erkannten es trotz des verwackelten Bildes. Es raschelte, die Kamera schwang hin und her, plötzlich hörten sie wieder Herz’ Stimme.
»Ein Tagebuchauszug.« Herz begann zu lesen. »›Könnte ich doch diese Momente sammeln. So wie man Käfer sammelt. Man findet einen, freut sich über ein besonders schönes oder seltenes Exemplar, tötet es, katalogisiert, konserviert es und kann sich immer wieder daran freuen, kann immer wieder den Moment erleben, als man dieses besondere Tier gefunden hat, das niemand vorher gefunden hat. Sammeln ist eine Leidenschaft. Es hat mir eine Weile geholfen. Aber
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