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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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eine Pistole in der Hand, sie konnte nicht sagen, ob es eine echte war oder nicht. Er trug Jeans, ein schwarzes Hemd und eine rote Krawatte. Er war schlank, fast dünn, seine Augen waren so warm wie aufden Fotos. Und wieder hatte sie das Gefühl, ihn schon mal gesehen zu haben.
    »Du weißt, ich mache keine Scherze«, sagte Kaldenbach. »Deine Hände, los, her damit.«
    Seine Kiefermuskeln mahlten, seine Halssehnen traten hervor, seine Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Fran hielt ihm ihre Arme hin, er zielte mit der Waffe auf ihren Kopf und legte ihr blitzschnell Handschellen an. Die Hände vor dem Körper gefesselt. Gut. Mit den Handschellen konnte sie ihn erdrosseln, wenn sie ihn richtig erwischte.
    Kaldenbach deutete auf die nächste Tür. Sie setzte sich in Bewegung, jeder Schritt fiel ihr schwer, es fühlte sich an, als sei sie in achttausend Metern Höhe ohne Sauerstoffgerät unterwegs. Sie wusste, dass das der seelische Fluchtreflex war, der sie ohnmächtig werden lassen wollte. Aber das durfte nicht sein. Sie musste jede Sekunde ertragen, denn jede Sekunde konnte der Moment sein, den sie nutzen musste, um Kaldenbach zu besiegen.
    Kaldenbach gab ihr einen Stoß zwischen die Schulterblätter. Sie stolperte vorwärts, fing sich, hob den Kopf und stöhnte. Albi saß zusammengesunken auf einem Metallstuhl, Blut lief ihm über das Gesicht, ein Auge war zugeschwollen, an seinen Knöcheln waren Elektroden angebracht. Ihr Puls raste, sie musste aufpassen, dass sie nicht umkippte. Sie verscheuchte ihr Mitleid, zog sich auf ihre objektive Warte zurück: Das Opfer ist am Kopf verletzt, aber es atmet gleichmäßig. Es ist davon auszugehen, dass das Opfer problemlos überlebt. Mit Klebeband an den Stuhl gefesselt. Fesseln schwer zu lösen, selbst mit Messer dauert es mindestens zehn Minuten, es sind ungefähr dreißig Schichten zu durchtrennen.
    Fran drehte den Kopf. Opfer Nummer zwei. Nackt. Bewegungsunfähig fixiert auf einem Metalltisch, ähnlich den Tischen in Obduktionssälen. Die Riemen sind leicht von Hand zu lösen. Es sind insgesamt sechs, Füße, Hände, Hüfte, Kopf. Sie ist geknebelt. Ihre Augen sind in Panik geweitet. Elektroden an den Handgelenken. Über ihrem Kopf ein Mikrofon, es sieht aus wie eine Keule. Opfer Nummer zwei scheint äußerlich unverletzt. Am linken Arm ist ein Infusionszugang gelegt. Überlebenschancen: sehr gut.
    Von hinten drückte Kaldenbach Fran auf einen Metallstuhl, der genauso aussah wie der, auf dem Opfer Nummer eins saß. Er legte ihr einen Gurt um die Hüfte und zurrte ihn fest.
    Opfer Nummer drei: Franziska Miller. Unverletzt. Handfesseln, Hüftgurt. Bewegungsfreiheit eingeschränkt möglich.
    Täter: Joseph Kaldenbach. Hochgradig soziopathisch, emotional destabilisiert, Zusammenbruch steht kurz bevor. Überlebenschancen: null.
    Kaldenbach riss Anne den Knebel aus dem Mund, hielt ihr den Finger vor die Nase, verließ den Raum, schloss die Tür.
    Annes Augen versuchten, Fran zu finden, aber es war vergebens.
    »Ich bin hier, alles wird gut«, sagte Fran.
    Im selben Moment dröhnte Kaldenbachs Stimme aus Lautsprechern, sie klang wie das Brüllen eines Löwen: »Ruhe!«
    Fran schwieg. Albi zuckte, aber er wurde nicht wach, sein Kopf pendelte von rechts nach links. Annes Augen huschten panisch hin und her.
    Auf einem Flachbildschirm flammte die Nutzeroberfläche eines Computers auf, über dem Bildschirm hingen drei Uhren. Eine zeigte die aktuelle Zeit: sieben Uhr fünfunddreißig. Auf der anderen zählte ein Countdown rückwärts. Es waren noch acht Minuten bis null. Darüber war ein Schild montiert: »Highway to hell« stand darauf. Die dritte zählte ebenfalls rückwärts. Auf ihr waren es noch sechs Stunden und siebzehnMinuten, und auch diese Uhr war mit einem Schild versehen: »Highway to heaven«.
    »Ich muss kurz meinen Star testen. Achtung Fran, gleich wird’s richtig laut.«
    Anne schrie, ihr Körper bäumte sich auf, Fran wollte sich die Ohren zuhalten, riss an den Fesseln.
    »Ich töte dich, Kaldenbach, ich töte dich!«, brüllte Fran, aber Annes Kreischen übertönte alles.
    Sie verstummte, ihr Körper erschlaffte, Kaldenbach hatte den Strom abgestellt. Fran stieg der Geruch von verbranntem Fleisch in die Nase, sie schrie, ihre Stimme überschlug sich, sie verschluckte sich, musste husten, ihr blieb die Luft weg, der Husten versiegte, sie atmete tief ein und aus.
    »Na, das ist doch vom Feinsten, nicht wahr, Fran? Hast du gedacht, dass deine Schwester unglaubliche

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