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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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Wahnvorstellungen mischten sich beliebig. Fran musste das nutzen, aber sie musste vorsichtig sein. Würde Kaldenbachs emotionaler Anteil die Oberhand gewinnen, würde er ohne zu zögern alles Leben in diesem Bunker auslöschen. Nur sein Verstand hielt ihn davon ab.
    »Natürlich.« Sie zappelte ein bisschen herum. »Das ist so unbequem.«
    Kaldenbachs Augen verengten sich zu Strichen. »Du glaubst wirklich, ich bin so dumm, darauf reinzufallen?«
    Fran schwieg. Sein Verstand war zu stark.
    Kaldenbach drückte das Kreuz durch. »Und jetzt, meine sehr verehrten Damen und Herren, muss ich mich auf das Finale vorbereiten.«
    Er stopfte Anne den Knebel in den Mund und schritt majestätisch aus dem Folterkeller. Einen Moment später sprang der Countdown auf neunzehn Minuten.
    Fran starrte die Uhr an, die Sekunden tickten davon, unmöglich, sie aufzuhalten. Also musste sie die Zeit nutzen, aber mit Bedacht. Durch die riesige einseitig verspiegelte Scheibe, die den Folterkeller von dem angrenzenden Raum trennte, konnte Kaldenbach jede Bewegung überwachen.
    Sie konzentrierte sich auf den Gurt, der sie an den Stuhl fesselte. Als Kaldenbach ihn festgezogen hatte, hatte sie den Bauch voll Luft gepumpt. Kaldenbach mochte ein Genie sein, aber sie war auch nicht auf den Kopf gefallen. Langsam ließ sie alle Luft aus den Lungen, der Gurt lockerte sich. Sie atmete wieder ein. Nichts geschah. Anscheinend widmete sich Kaldenbach anderen Dingen. Millimeter für Millimeter bewegte sie den Knoten nach vorne, die Minuten stoben davon, der Knoten war an ihrer Hüfte angekommen, sie versuchte, ihn mit den Händen zu erreichen, es genügte noch nicht, aber sie spürte ihn mit den Fingerspitzen. Die Uhr! Der Countdown stand auf fünf Minuten. Wie schnell Zeit vergehen konnte!
    Eine Bewegung. Albi hob den Kopf, sah Fran, lächelte. Sie lächelte zurück, aber sein Anblick, sein zugeschwollenes Auge, das Blut, das war zu viel. Das heulende Elend überkam sie. Sie flennte los, es schüttelte sie in ihrer Verzweiflung, sie zitterte wie Espenlaub.
    Kaldenbach kam in den Raum gestürzt. »Fran, was ist passiert?« Er betrachtete Albi. »Hat er dich zum Weinen gebracht?«
    Alle Dämme brachen. » Du bringst mich zum Weinen, du Arschloch. Du quälst meine Schwester, du willst vor meinen Augen einen Menschen töten, verlangst von mir, dass ich wählen soll, wer leben darf und wer nicht. Vielleicht hast du wirklich keine Gefühle, und es macht dir nichts aus, das Elend über mich zu bringen, aber du hast einen Verstand, und dem sage ich: Es ist falsch, was du tust. Es ist böse. Deine Narben geben dir nicht das Recht, Vergeltung zu üben an denen, die dir nichts getan haben.« Fran ging die Luft aus, sie konnte nicht weitersprechen.
    Kaldenbach hob die Hände, blickte sich hilfesuchend um. »Sind denn alle hier verrückt geworden? Fran, du beschuldigst mich? Mich, den Gütigen, der dich tatsächlich laufen lassen wollte? Du solltest nicht wählen. Ich wollte dir wirklich beide als Geschenk mitgeben.« Er grinste boshaft. »Aber das geht jetzt nicht mehr. Du sprühst vor Hass, du machst mir ständig etwas vor, du bist genauso wie meine Töchter und meine Frau. Ständig nerven sie mich, nur hier habe ich meine Ruhe.«Er ließ die Hände fallen. »Schade, wir hätten Großes vollbringen können.« Kaldenbach blinzelte. »Was ist denn mit deinem Gurt? Hast du etwa versucht   …«
    Weiter kam er nicht. Die Scheibe zum Aufnahmeraum barst in einem ohrenbetäubenden Lärm, ein Laptop landete vor Kaldenbachs Füßen.
    Wie hatten ihre Kollegen das Versteck gefunden? Und warum warfen sie einen Laptop durch die Scheibe? Wo blieb das Gas? Wo blieben die schwarzen Männer?
    Fran senkte den Kopf, schloss die Augen, rechnete mit einer Blendgranate, aber anstatt eines Lichtblitzes grollte ein tierischer Laut durch den Folterkeller. Fran öffnete die Augen.
    Hätte der Teufel persönlich vor ihr gestanden, es hätte sie nicht gewundert. Aber es war nicht der Teufel, sondern der selbst ernannte Vertreter Luzifers auf Erden, Amothep der Große, der wie ein Löwe Kaldenbach auf den Rücken sprang. Lars Rüttgen. Sie träumte! Das war die einzige vernünftige Erklärung. Ihre gequälte Seele hatte sie mit Fantasien überschüttet.
    Aber Rüttgen war real. Er hatte Kaldenbach niedergeworfen, saß auf seiner Brust, schlug mit der Faust auf sein Gesicht ein, das Kaldenbach mit den Armen zu schützen versuchte.
    Also waren sie doch Komplizen, und Rüttgen hatte kalte Füße

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