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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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andere Angelegenheiten kümmern.«
Zum Zwecke der Verdunklung
    Ich weiß verdammt genau, daß ich Paul Thomas Freeman bin, Alter neununddreißig, Angestellter im Staatsdienst, drei geisteswissenschaftliche Promotionen in Kybernetik, Psychologie und Polit-Wissenschaft sowie ein Diplom in Datenverarbeitung. Gleichfalls weiß ich, daß ich als Kind auf ähnliche Weise rekrutiert worden bin wie Haflinger. Aus mir wäre wahrscheinlich ein kleiner Gauner geworden, im Schmuggeloder Drogengeschäft, oder vielleicht hätte ich einen illegalen Delphi-Pool betrieben. Möglicherweise bin ich nicht so gescheit gewesen, wie ich's annehme. Womöglich wäre ich besser tot.
    Und ich weiß ebenso, daß ich wahrhaft brillant in eine Ecke manövriert worden bin, wo ich alles, was ich in meinem Leben erlangte, aufgrund einer momentanen Anwandlung geopfert habe, meine Karriere an den Nagel gehängt, mir - höchstwahrscheinlich - einen Prozeß wegen Hochverrats dafür eingehandelt. und das alles aus keinem besseren Anlaß als dem, daß ich Haflinger mehr leiden kann als Hartz und die Scheißlumpen hinter ihm. In eine Ecke? Eher in eine tiefe, finstere Grube!
    Warum zum Teufel fühle ich mich also so gottverdammt glücklich ?
Angelpunkt
    Als er berichtet hatte, wie es ihm gelungen war, ihre Flucht zu bewerkstelligen, blickte Kate ungläubig drein. »Das war alles?«
    »Nicht ganz. Außerdem habe ich einen Anruf bei den zehn Neunen getätigt.«
    »Ah, aha. Das hätte ich mir denken sollen.«
Ein Fall von erblicher Hysterie
    Als in Chile die kurzlebige Regierung Allende in die Regierungsgewalt gewählt worden war und dringlich Mittel und Wege nötig hatte, um die zerrüttete Wirtschaft jenes unglückseligen Landes ins Gleichgewicht zu bringen, wandte sich Allende an den britischen Kybernetik-Experten Stafford Beer. Derselbe erklärte ihm, daß schon eine so geringe Anzahl wie nur zehn erhebliche Größen, beobachtet in einer Handvoll von Schlüsselzonen, wo ausreichende Kommunikationsmöglichkeiten existierten, es gestatteten, den Zustand der Wirtschaft einzuschätzen und Zug um Zug, praktisch mit jedem Tag, zu verbessern.
    Nach dem beurteilt, was anschließend geschah, versetzte diese Mitteilung beinahe so viele Leute in helle Wut wie die Entdeckung, daß der menschliche genetische Code nur vier Bestandteile hat.
Wie man so sagt: Umstöpseln oder Abkratzen
    In Ann Arbor, Michigan, hatte Forschungs-Psychologin Dr. Zoe Sideropoulos eine Woche lang daheim Gäste. Sie war eine Hypnose-Expertin und hatte eine wohlbekannte Arbeit über den Regressionseffekt veröffentlicht, der es in bestimmten geeigneten Fällen ermöglicht, sich auf Erinnerungen zu besinnen, die dem bewußten Verstand normalerweise verlorengehen, ohne solche ungeschlachten Hilfsmittel wie ins Hirn gebohrte Elektroden anwenden zu müssen. Während dieser Woche machte sie außergewöhnlich starken Gebrauch von ihrem Computer-Terminal, Heim gerät. Oder jedenfalls erhielten die Maschinen diesen Eindruck.
    Als er in seiner Arbeit mit Dr. Sideropoulos' Terminal - einem neuen und äußerst leistungsfähigen Modell - eine Pause einlegte, brachte Kate ihm Omelettes und das nächstbeste übriggebliebene kommerzielle Äquivalent >echten Biers<. »Iß«, ordnete sie an, »bevor es kalt wird. Und dann heraus mit der Sprache. In allen Einzelheiten und mit Erläuterungen.«
    »Gerne, deine Neugier kommt mir recht. Wir haben eine ganze Weile Zeit zu überbrücken. Ich muß einen Schaltkreis in Canaveral - oder wo er sitzen mag - gründlicher scramblen als du diese Eier verrührt hast, und mir ist klar, daß ich zu diesem Zweck die Computer zu Maßnahmen anstiften muß, die ihnen doch ganz besonders verboten sind. Aber keine Sorge. Als man ihnen ihre Blockaden einbaute, hat man nicht mit jemandem wie mir gerechnet.« Er begann, das Omelette zu vertilgen; es reichte für ein Dutzend Bissen, die von seinem Hunger zeugten.
    »Aber ich mache mir Sorgen«, sagte Kate gedämpft. »Bist du sicher , daß du Paul Freeman vertrauen kannst?«
    Er stellte seinen geleerten Teller fort. »Entsinnst du dich noch daran, wie du in Gottbewahre mit mir gescholten hast, weil ich glaubte, kein Mensch stünde auf meiner Seite?«
    »Gut gekontert. Aber ich bestehe auf einer Antwort.«
    »Ja. Es gibt ehrliche Menschen. Und er hat endlich herausgefunden, was in der modernen Welt das Schlechte ausmacht.«
    »Und wie lautet die Definition?«
    »Es ist eine, von der ich weiß, daß du damit übereinstimmst, wir haben ja

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