Der Schockwellenreiter
einmal über die Anti-Trauma GmbH gesprochen. Wenn es ein Phänomen wie das absolute Böse überhaupt gibt, dann besteht es darin, einen Menschen wie ein Ding zu behandeln.«
»Dem kann ich schwerlich widersprechen«, sagte sie mit spröder Stimme.
In Boulder, Colorado, hatte Professor Joachim Jent von der Akademie für Wirtschafts- und Unternehmensführung einige Tage lang Gäste im Haus. Im Laufe dieser Tage ließ sich feststellen, daß er anscheinend ungewöhnlich regelmäßigen Gebrauch von seinem Computer-Terminal (Heimgerät) machte.
»Kate, wenn du zu jemandem Zuneigung faßt, beschleunigst du dann oder verlangsamst du?«
»Ob ich was.? Ach, jetzt kapiere ich! Ich glaube, verlangsamen. Ich meine, um in einen Bereich zu gelangen, wo man sich verständigen kann, mache ich für eine Weile weniger schnell.«
»Und vice versa ?«
»Meistens nicht. Du bist tatsächlich die einzige Person, die es umgekehrt auch kann, der ich je begegnet bin, äh. Sandy? Wie heißt du denn nun überhaupt, verdammt? Mir fällt gerade auf, daß ich es noch immer nicht weiß.«
»Such's dir aus. Bleib' bei Sandy, wenn du's möchtest, oder stell' dich auf den Namen um, mit dem bei mir alles angefangen hat: Nicholas, Nickie, Nick. Mir ist es gleichgültig. Ich bin ich selbst, kein Namensschildchen.«
Sie spitzte die Lippen, um ihm eine Kußhand zu gewähren. »Mir ist es auch egal, wie du gerufen wirst. Ich weiß nur, ich bin froh, daß wir beide auf die gleiche Geschwindigkeit verlangsamt haben.«
In Madison, Wisconsin, hatte Dekan Prudence McCourtenay von der Juristischen Fakultät über ein verlängertes Wochenende Gäste zu Hause. Während deren Anwesenheit machte sie anscheinend überdurchschnittlich häufigen Gebrauch von ihrem Computer-Terminal, Heimgerät.
Allmählich war es sehr kalt. Der Winter war unübersehbar zur Stelle.
»Ja, runterschrauben auf die gleiche Geschwindigkeit, das ist es, was die Menschen tun müssen. Mit einer Menge Reibungsverlust. Viele Bremsen werden bereits beim ersten ernsthaften Einsatz abgeschliffen. Aber die Alternative besteht aus einem Frontalaufprall.«
»Wieso?«
»Weil noch nicht alle so wie du sind.«
»Das klingt aber nach einer langweiligen Welt.«
»Ich meine es ja nur in dem Sinne, daß alle gleichermaßen zum Schritthalten imstande sein sollen.«
»Aber.« Sie nagte auf ihrer Lippe. »Es ist eine Tatsache des Lebens, daß manche mithalten können und andere nicht. Es ist hart, daß jene sozusagen bestraft werden, die's nicht vermögen, aber jene, die's können, um des Rests willen aufhalten zu wollen, das.«
Er unterbrach sie. »Unsere gegenwärtige Gesellschaft ist rücksichtslos gegenüber beiden Sorten von Mitbürgern. Sie bestraft jene, die nicht mithalten können. Wir haben unsere Kommunikatoren, das Datennetz und das Asteroidenerz -und alles, was sonst dazugehört - bezahlt mit dem Leben und der Geistesgesundheit von Menschen.« Flüchtig verdüsterte sich seine Miene. » Und sie hemmt jene, die mitzuhalten vermögen. Dafür bin ich ein Beispiel.«
»Wenn man sieht, wozu du fähig bist, sobald du, wie jetzt, mit voller Kraft arbeitest, ist das schwer zu glauben.«
»Aber ich bin behindert worden, verdammt noch mal! Ich wußte selbst nicht, was ich alles fertigbringen kann, bis ich im Tarnover dich sah, geschoren und wehrlos wie ein Versuchstier, das man aufschneidet und fortwirft, von dem nicht mehr zurückbleibt als eine Eintragung in einer statistischen Übersicht. Dieser Anblick drängte mich in. ich glaube, man könnte sagen, in einen Zustand geistigen Overdrives.«
»Wie war das?«
»Nun - so unerklärlich wie ein Orgasmus.«
In Shreveport, Louisiana, hatte Dr. Chase Richmond Dellinger, Lebensmittelchemiker beim örtlichen Gesundheitsamt, zu Hause Gäste, während deren Aufenthalt er nach allem Anschein außerordentlich häufig seinen Computer-Terminal (Heimgerät) benutzte.
Im Süden war es noch angenehm warm, aber in diesem Jahr regnete es dort viel.
»Also mußte ich absolut einen Ausweg finden - nicht bloß für dich, nicht für mich allein, sondern für alle. Binnen eines Augenblicks hatte ich in mir eine neue Triebkraft entdeckt, und sie war so elementar wie Hunger oder Durst oder der Geschlechtstrieb. Ich erinnere mich an eine meiner Diskussionen mit Paul Freeman.«
»Ja?«
»Wir unterhielten uns über den Gedanken, es habe der Entwicklung der Wasserstoffbombe bedurft, um in den Menschen die gleiche Reaktion zu wecken, die man bei anderen
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