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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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IIA und der Fakultät anwesend. Eine transportable Coley-Anlage war aufgestellt worden, und ein Trio von Tänzern probierte vorsichtig einige Klänge eines einfachen traditionellen Blues, ehe es eine gemeinsame Folge von Variationen erprobte; sie befanden sich noch dabei, die KlangfarbenTendenz zu erfühlen. »Woher weißt du, daß wir hier sind? Und was treibst du überhaupt in KC? Ich dachte, du hättest dich nach Abgrundsdorf abgesetzt?«
    »Im metaphorischen Sinne.« Freeman grinste auf eine Weise, wodurch er seltsam jugendlich wirkte, als habe er mit seiner eintönigen Schreibtischtäterkleidung auch zwanzig Jahre abgestreift. »Aber Abgrundsdorf ist groß, wenn man's erst mal richtig wahrzunehmen gelernt hat. Nein, ich habe mir schon vor Wochen zusammengereimt, daß ihr früher oder später hierher zurückkehren würdet. Ich stellte mir die Frage, wo man euch am wenigsten wahrscheinlich finden könnte, und… äh. im Negtivverfahren ermittelte ich dann die Antwort.«
    »Es bestürzt mich zu sehen, wie jemand meinen sorgfältig ausgeklügelten Zickzackweg so leicht voraussieht. Ah, da kommt ja Kate.«
    Freemans Haltung versteifte sich, als erwarte er eine Ohrfeige, aber Kate begrüßte ihn herzlich, fragte ihn, was er trinken wolle und ging ihm dann ein Bier holen. »Ist das nicht Ihre Mutter?« erkundigte sich Freeman leise, als er sich im überschaubaren Teil der Wohnung umblickte. »Da drüben in Rot und Grün?«
    »Ja, doch. Du kennst sie, oder? Und auch den Mann, mit dem sie sich gerade unterhält, nicht wahr?«
    »Heißt er nicht Rico Posta?«
    »Genau.«
    »Hmm. Was ist eigentlich im Moment im Gange?«
    »Für eine Weile hatten wir einen Riesentrubel, denn als sich die Neuigkeit verbreitete, daß Kate wieder da ist und tatsächlich, wie die Studenten behauptet hatten, von Agenten der Regierung entführt worden war, waren sie natürlich gleich drauf und dran, die ganze Uni zu verrotten. Aber wir haben diesen Gedanken unter Hinweis auf die erwartbaren Vergeltungsmaßnahmen nach langen Redereien auf Eis legen können. Und gegenwärtig diskutieren wir geeignete alternative Schritte. Komm, du kannst uns dabei nützlich sein.«
    »Was für welche, zum Beispiel?«
    »Na, wir wollen einen Anfang damit machen, das Tarnover lahmzulegen.«
    Freeman blieb mitten im Zimmer wie angewurzelt stehen, und ein hübsches Mädchen prallte gegen ihn und verschüttete den halben Drink, so daß erst einmal ein paar Entschuldigungen erfolgten. » Was wollt ihr?« fragte dann Freeman.
    »Na, das ist doch ein erster Schritt, der auf der Hand liegt, oder? Sobald in den Medien die Budgets von Tarnover und Crediton Hill veröffentlicht worden sind, müßte eine gründliche Untersuchung durch den Kongreß vorgenommen werden. Die anderen Zentren kommen auch dran, Weychopee zuletzt, weil dieser Fall am schwersten zu knacken ist. Und neben den finanziellen Enthüllungen werden natürlich Bilder von Mi-randa und ihren Nachfolgerinnen an die Öffentlichkeit gelangen, ebenso die Sterblichkeitsrate unter den Experimentalkindern und ähnliche Informationen.«
    »Der sieht mir ja nach Paul Freeman aus!« rief Ina und erhob sich; ihre Stimme verriet Beunruhigung.
    »Jawohl, er ist's. Und ein wenig außer Fassung vor Staunen. Ich habe eben ihm zu erklären angefangen, was wir beabsichtigen.«
    Kate kam mit dem zugesagten Bier, reichte es Freeman, und setzte sich auf die Armlehne von Inas Sessel. Daneben stand Rico Posta.
    »Außer Fassung«, wiederholte Freeman nach kurzem Schweigen. »Ja, das bin ich. Welchem Zweck dient es, zuerst das Tarnover zu attackieren?«
    »Einen Erdrutsch von Emotionalität auszulösen. Ich nehme an, daß Sie, der sie sozusagen gerade aus einer Umgebung kommen, die völlig im Zeichen der Rationalität steht, das für ein falsches Vorgehen halten. Aber es ist genau das, was wir brauchen, und Aufzeichnungen aus dem Tarnover sind das billigste Mittel, um es zu erreichen. Es gibt viele Dinge, über die sich die Menschen aufregen, aber am besten wirken diesbezüglich immer noch Polit-Gaunerei und mutwillige Mißhandlung von Kindern. Das eine spricht das Bewußtsein, das andere aber das Unterbewußtsein an.«
    »Oh, beides wirkt ins Unterbewußte hinein«, sagte Ina. »Rico hat die gleichen Alpträume wie ich, nämlich daß eines Tages sein Code gelöscht ist und damit alles dahin, wofür man sein Lebtag gearbeitet hat, und es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist.« Sie wandte sich ihrer

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