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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Tochter zu und musterte sie mit gefaßtem Blick. »Und außerdem. Kate, ich habe es nie gewagt, dir das zu sagen, aber als ich mit dir schwanger war, hatte ich fürchterliche Sorge, du könntest nicht. äh. gesund sein, und ich.«
    »Und ein paar Jahre später hattest du eine Reizüberladung, und von da an hast du dich wieder in übertriebenem Maß um mich gesorgt, und noch mehr, als ich aufwuchs und mich nicht zur Konformistin entwickelte. Und schlicht sehe ich auch noch aus. Na und? Ich bin vernünftig und lebendig. Ich mache jeder Mutter Ehre. Frag Nick.« Sie lächelte leicht schadenfroh.
    Freeman sah sich nach ihm um. »Nick? Du hast wohl deine Vorurteile gegen diesen Namen abgelegt. >Alter Nick<, Sankt Nikolaus und so?«
    »Sankt Nikolaus ist nicht nur der Schutzpatron der Diebe, man schreibt ihm auch die Wiedererweckung dreier ermordeter Kinder zu. Das ist ein annehmbarer menschlicher Kompromiß.«
    »Du bist sehr verändert«, konstatierte Freeman nachdenklich. »In vielerlei Beziehung. Und. das Ergebnis ist irgendwie recht eindrucksvoll.«
    »In vieler Hinsicht habe ich das dir zu verdanken. Wäre ich nicht von dem Kurs abgebracht worden, den ich mein Leben lang verfolgte. Weißt du, das ist es ja eben, was auf allgemeiner Ebene nicht mit uns stimmt. Wir bemühen uns stets, alles auf die bisherige Art und Weise weiterzumachen, während wir uns doch nach anderen, besseren Wegen umtun sollten. Unsere Gesellschaft taumelt im freien Fall sonstwohin, und infolgedessen haben wir uns eine kollektive Verknöcherung der Persönlichkeit zugezogen.«
    »Das Mittel zum Schnellerwerden ist das Runterschrauben«, sagte Kate im Brustton der Überzeugung.
    Freemans Brauen ruckten zusammen. »Ja, vielleicht. Aber wie entscheiden wir über die bessere Richtung?«
    »Das brauchen wir gar nicht. Sie ist programmiert.«
    »Ich habe es zuerst auch nicht geglaubt«, sagte Rico Posta mit gepreßter Stimme. »Nun muß ich's. Ich habe die Beweise gesehen.« Er trank mit heftiger Gebärde aus seinem Glas. »Teufel, ich bin angeblich Vize-Direktor und verantwortlich für die langfristige Planung unseres Unternehmens, und nicht einmal ich wußte, daß die Sozialextrapolations-Programme der IIA automatisch eine Reihe von regierungsinternen Studien des Crediton Hill zu Rate ziehen! Ist das nicht irrsinnig? Mein drittletzter Vorgänger hat das System installiert, und er verpißte sich eines Tages, ohne seinen Nachfolger über irgend etwas aufzuklären. Nick kam ohne Schwierigkeiten dahinter, und er hat mit mir sozusagen eine Führung durch einen Teil des Datennetzes veranstaltet, von dem ich vorher nicht mal was ahnte.« Er deutete mit zittriger Hand. »An diesem verdammten Kommunikator dort«, fügte er erbittert hinzu. »Mir ist ganz grausig zumute, einfach gräßlich . Wenn ein Leitender der IIA nicht feststellen kann, was unter seiner Nase vorgeht, welche Chance haben dann gewöhnliche Bürger?«
    »Ich wollte, ich wäre dabeigewesen«, sagte Freeman nach einem Moment. »Was besagen diese Studien des Crediton Hill?«
    »Oh.« Posta atmete tief ein. »Mehr oder weniger folgendes: der Preis dafür, an der Spitze zu bleiben - wirtschaftlich, hinsichtlich des Prestiges, und dergleichen -, umfaßt auch das gesellschaftliche Gegenstück zur Überwindung des Toten Punkts beim Sportler, die Muskelgewebe verbraucht. So etwas kann man nicht ständig durchhalten. Und was wir verschlissen haben, sind Menschen, die von Nutzen gewesen sein könnten, tüchtige Mitglieder unserer Gesellschaft, wäre der Druck weniger stark gewesen. Aber unter diesen Verhältnissen haben sie sich dem Verbrechen zugewandt, Selbstmord begangen oder den Verstand verloren.«
    »Ich erinnere mich daran«, meinte Freeman bedächtig, »daß mir einmal der Gedanke kam, ich hätte mich ganz gut im Drogengeschäft zurechtgefunden. Aber ich kann die Welt nicht so betrachten wie Sie, oder? Ich muß vielmehr den Leuten, die mich ans Weychopee Center holten, dafür dankbar sein, daß ich nicht hinter Gittern oder in einem verfrühten Grab gelandet bin.«
    »Befindet sich unsere Gesellschaft etwa auf dem richtigen Weg, wenn ihre begabtesten Mitglieder keine bessere Aussicht sehen als das Verbrechen, es sei denn, man gibt für sie pro Nase dreißig Millionen an Steuergeldern aus?« Nick harrte einer Antwort auf diese Frage. Er erhielt keine.
    Ringsherum war die Party nun voll in Schwung geraten. Die Coley-Tänzer hatten die Anlage inzwischen ausgelotet. Ihre Zahl hatte sich

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