Der Schoenste Fehler Meines Lebens
daran zu denken, wie sie sich von ihm in ein schwärmerisches Bündel stöhnenden Verlangens hatte verwandeln lassen.
Er bog scharf links in eine schmale Straße ein, deren Asphalt bereits bröckelte. Sie holperten an Gestrüpp vorbei, das aus dem Felsgestein wuchs, und umrundeten eine Kalksteinklippe, ehe sich die Landschaft zu einem weitläufigen baumlosen Tafelberg öffnete, der, völlig unnatürlich, zehn Etagen höher lag als das umliegende Gebiet. Er schaltete den Motor ab und stieg aus dem Truck. Sie folgte ihm. »Was ist das? Sieht komisch aus.«
Er hakte seine Daumen in seinen Gesäßtaschen ein. »Du hättest es vor fünf Jahren sehen sollen, ehe es verschlossen wurde.«
»Was meinst du mit ›verschlossen‹?«
Er deutete mit dem Kopf auf ein rostiges Schild, das sie übersehen hatte. Es hing schief zwischen zwei verwitterten Metallpfosten nicht weit weg von ein paar entsorgten Reifen. INDIAN GRASS SOLID WASTE LANDFILL. Sie ließ ihren Blick über das Unkraut und das Gestrüpp schweifen. »Das war die Müllhalde der Stadt?«
»Auch bekannt als das unberührte Naturareal, um dessen Erschließung du dir solche Sorgen machst. Und es ist keine Müllhalde. Es ist eine Deponie.«
»Ist doch dasselbe.«
»Überhaupt nicht.« Er setzte zu einem kurzen, aber beeindruckenden Vortrag über verdichtete Lehmschichten, geotextile Matten, Sickerwassersammelbecken und all die anderen Merkmale an, welche altmodische Müllhalden von modernen Mülldeponien unterschieden. Eigentlich kein interessanter Stoff, und vermutlich hätten das auch die meisten Menschen so empfunden, aber genau das hatte sie studiert, als sie in ihrem zweiten Collegejahr alles hingeworfen hatte. Vielleicht aber betrachtete sie ihn nur deshalb so interessiert, weil sie seinen Gesichtsausdruck und die Haarsträhnen studieren wollte, die unter seiner Baseballkappe hervorlugten.
Er deutete auf das offene Gelände. »Jahrzehntelang hatte der Bezirk dieses Stück Land von der Stadt gepachtet. Vor zwei Jahren hat die Deponie dann allerdings ihre Grenze erreicht gehabt und musste dauerhaft geschlossen werden. Auf diese Weise entgingen uns Steuereinnahmen, doch wir bekamen fast achthundert Hektar degradiertes Land und noch weitere vierhundert als Puffer. Degradiertes Land ist, für den Fall, dass du es noch nicht selbst herausgefunden hast, Land, das für so gut wie gar nichts zu gebrauchen ist.«
»Außer für einen Golfplatz?«
»Oder ein Ski-Resort, was in Zentraltexas nicht allzu praktisch ist. Wenn ein Golfplatz gut angelegt ist, vermag er viele natürliche Vorteile als Wildreservat zu bieten. Außerdem unterstützt er die Ansiedlung heimischer Pflanzen und verbessert die Luftqualität. Er kann sogar einen Temperaturausgleich herbeiführen. Golfplätze beinhalten weitaus mehr als Idioten, die den Bällen hinterherjagen.«
Sie hätte es wissen müssen, dass ein so kluger Mann wie Ted das alles bereits in Erwägung gezogen hatte, und sie kam sich ein wenig dumm vor, weil sie so selbstgerecht geurteilt hatte.
Er deutete auf ein paar Rohre, die aus dem Boden kamen. »Deponien geben Methan ab, das kontrolliert werden muss. Aber Methan kann auch aufgefangen und zur Stromerzeugung genutzt werden, was wir auch vorhaben.«
Sie schielte unter dem Schild ihrer Baseballkappe zu ihm hoch. »Das klingt alles fast zu schön.«
»Das ist der Golfplatz der Zukunft. Wir können es uns nicht leisten, noch weitere Augusta Nationals zu bauen, so viel steht fest. Diese Plätze sind schädlich mit ihren übertrieben gepflegten Fairways, von denen man essen kann, und den manikürten Roughs, die nur Wasser schlucken.«
»Glaubt Spence da auch daran?«
»Sagen wir mal so, er hat sich, als ich anfing, ihm den Werbeeffekt zu verdeutlichen, den es hätte, einen wirklich umweltfreundlichen Golfplatz zu bauen – welche Bedeutung er selbst dadurch bekäme, und das nicht nur in der Welt des Golfspiels –, sehr interessiert gezeigt.«
Eine brillante Strategie, wie sie zugeben musste. Die Aussicht, als Umweltpionier angekündigt zu werden, gab Spences Ego bestimmt enormen Auftrieb. »Aber Spence hat das mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt.«
»Er war viel zu beschäftigt, deine Brüste anzuglotzen. Die es übrigens auf jeden Fall wert sind, betrachtet zu werden.«
»Ja?« Sie lehnte sich an den Kotflügel des Trucks, schob die Hüften mit den tief sitzenden Shorts ein wenig vor und freute sich über diese Atempause, die es ihr erlaubte, über das nachzudenken, was
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