Der schottische Seelengefährte (German Edition)
voreingenommen und hatten so manche spitze Bemerkung abgegeben. Doch die verstummten schnell, als die Mädchen sich schneller beim Lernen zurechtfanden als ihre männlichen Mitschüler. Um sich keine Blöße zu geben, strengten sie sich mehr an und schaffte es sogar, auch mal für kurze Zeit still sitzen zu bleiben. Es ging doch nichts über eine gesunde Konkurrenz als Ansporn.
„Übertreibe mal nicht“ dröhnte Onkel Rory von rechts. „Erst gestern habe ich mit dem Schmied gesprochen. Der war mehr als erfreut, dass sein Sohn mittlerweile alleine die Anzahl der Nägel, die er für die einzelnen Hufeisen benötigt, im Kopf zusammenrechen und bereitlegen konnte. Früher musste er sie ihm immer hinlegen, das erspart ihm jetzt Zeit.“
„Und die Köchin hat sich bei mir erst gestern lobend geäußert, dass Rodina viel selbständiger geworden ist, seitdem sie besser mit den Mengen und Zutaten umgehen kann“ fügte Mairi im Vorbeigehen hinzu.
Mary runzelte verdutzt die Stirn.
„Aber Rodina ist doch gar nicht bei mir im Unterricht.“
Mairi schmunzelte.
„Die Mütter nutzen die Gelegenheit, und lassen sich alles von ihren Kindern erklären und beibringen. Schließlich wollen sie nicht hintenan stehen. Und Simon beweist sehr viel Geduld.“ Mit einem letzten Augenzwinkern stob sie davon.
Mary schlug sich vor die Stirn.
„Natürlich, das ich daran nicht gedacht habe. Ich muss auch den Erwachsenen die Gelegenheit geben, am Unterricht teilzunehmen. Iain, wir müssen unbedingt einen ordentlichen Stundenplan aufstellen, schließlich soll es gerecht zugehen.“ Mary war voller Eifer in ihrem Element
Iain stöhnte gequält auf und ließ die Stirn auf die Tischplatte sinken. Hinter ihm schlug sein Freund Callum ihm mitfühlend auf die Schulter.
„Wenn sie erst einmal losgelassen .......“, konnte sich dabei aber ein unterdrücktes Lachen nicht verkneifen. Mary war ein Segen für seinen Freund, er hatte ihn vorher schon lange nicht mehr so entspannt und glücklich gesehen.
„Gott steh mir bei“ war nur als undeutliches Murmeln von der Tischplatte zu vernehmen.
„Das tat er schon, mein Sohn“ meldete sich eine rügende Stimme von links.
Iain hob den Kopf und blickte in Grahams belustigt blickende Augen. Wenn Onkel Graham sich schon über ihn amüsieren konnte, war alles zu spät. In seinem Gesicht zuckten unkontrolliert ein paar Muskeln.
„Wie Recht du hast, Onkel Graham.“ Er richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf und blickte mahnend in die Runde. „Und nun bitte keine Streitthemen mehr, dies soll schließlich eine fröhliche Hochzeitsfeier sein.“
Formvollendet legte er Mary ein Stück Fleisch und etwas Brot nach und aß selber perfekt mit seinem Besteck, an das er sich mittlerweile nicht nur gewöhnt, sondern als sehr praktisch befunden hatte.
„Herr Knigge wär sehr zufrieden mit dir und würde dich nach dem Bestehen des Anfängerkurs nun für den Fortgeschrittenenkurs empfehlen“ raunte Mary ihm übermütig zu.
„Wer oder was ist Herr Knigge?“ erwiderte Iain misstrauisch.
Nach Marys kurzer Erläuterung grummelte Iain nur lakonisch: „Der kann bleiben wo der Pfeffer wächst“ und schob sich demonstrativ ein riesiges Stück Braten in den Mund, was ihm prompt im Hals stecken blieb und nur durch kräftiges Rückenklopfen und Husten mit begleitendem Gelächter der Umstehenden befreit werden konnte. Mit hochrotem Gesicht, Husten und Scham teilten sich die Farbe, trank Iain einen kräftigen Schluck Wein.
„Wer nicht hören will......“ flüsterte Mary nur für Iain hörbar leise vor sich hin und musste sich stark zusammenreißen, nicht in das Lachen der Anderen miteinzustimmen.
„Hatte ich nicht eben gesagt, keine Streitereien mehr, sondern nur noch fröhliche Themen?“ Verdrossen blickte Iain in die umstehenden lachenden Gesichter. Soviel zu ihm als Respektsperson!
„Jawohl Bruderherz“ bestätigte Elizabeth frech, die mit ihrem Mann Adam und Gefolge auch zur Feier gekommen waren. „Du bist doch ein lustiges Thema, wir amüsieren uns köstlich“, was das fröhliche Gelächter an ihrem Tisch zu bestätigen schien. Iain seufzte ergeben. Er hatte sich schon lange nicht mehr so entspannt und glücklich gefühlt und genoss die verbalen Kabbeleien. Zur Ablenkung hielt er Mary ein Stückchen Honigkuchen hin, das sie übermütig lächelnd von seinen Fingern nahm, wobei sie aufreizend langsam seine Finger mit abschleckte. Iain schluckte schwer. Die Zeiten, in denen Mary sich mit
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