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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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was er noch tun musste. Eigentlich war es von Anfang an unausweichlich gewesen; es war nur darum gegangen, wie lange er warten würde, bis er es wirklich tat. Er rief beim Revier an und erfuhr, dass eine Nachricht für ihn hinterlassen worden war. Der Priester hatte wieder angerufen. Zum dritten Mal. Verdammt, was hatte er für ein Problem? Parrish beauftragte einen Uniformierten damit, ihm McKees Adresse herauszusuchen. Er wohnte an der Sackett Street, vielleicht acht oder neun Blocks von Kelly entfernt. Bei dem Gedanken, dass McKee sogar höchstens halb so weit von Caitlin entfernt wohnte, richteten sich Parrishs Nackenhaare auf. Letztlich war es diese Reaktion – das sichere Gefühl, dass er auf der richtigen Fährte war –, die ihm die Motivation gab, noch gründlicher nachzuforschen.
    Er nahm die U-Bahn zur Pacific und weiter zur Union Street. Dort ging er zu Fuß ein Stück die Union Street entlang und bog rechts in die Bond Street, dann links in die Sackett Street ein, wo er McKees Haus schließlich entdeckte. Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Was er sah, war jedenfalls ein einfaches und wenig bemerkenswertes Gebäude – rote Ziegel bis hinauf zu den unteren Fenstern, darüber eine Holzverkleidung bis zum Dach. Drei Stufen führten zu einem baldachinartigen Vorbau mit der Haustür. Vor den beiden unteren Fenstern hingen Vorhänge, ebenso vor dem einzigen Fenster oben. Parrish vermutete, dass es zwei Schlafzimmer gab, von denen eines an der Rückseite des Gebäudes lag. Es gab keinen Hinweis auf ein Auto, keine integrierte Garage, keinen nennenswerten Vorgarten. Hier wohnte kein Mann mit Geld; oder aber ein Mann mit Geld und sehr konservativem, uninspiriertem Geschmack. Offenbar wollte der Bewohner mit seinem Haus kein Statement abgeben, jedenfalls nicht gegenüber der Außenwelt. Was sich auf Parrish übertrug, war der Eindruck von jemandem, der anonym, wenn nicht gar unsichtbar bleiben wollte. Hätte Parrish nicht nach dem Haus gesucht, so wäre es ihm vermutlich überhaupt nicht aufgefallen.
    Vielleicht, so dachte er, malte er sich in seiner Fantasie aber auch bloß alle möglichen Dinge aus, wo es in Wahrheit nichts zu entdecken gab. Er ging zurück zum Anfang der Straße. Mit in den Taschen vergrabenen Händen beobachtete er den Straßenabschnitt, den er entlanggegangen war. Sämtliche Häuser wirkten völlig unscheinbar. Tatsächlich gab es kein einziges Gebäude, das sich deutlich von den anderen abhob. Vielleicht war Richard McKee letztlich doch nichts weiter als ein Mann mit einer gewissen Neugier auf jüngere Mädchen, was für einen Mann in den frühen Vierzigern, der anscheinend zurzeit in keiner festen Beziehung lebte, nicht so ungewöhnlich war. Aber auch dies war lediglich eine Vermutung: Weder er noch Radick hatten McKee gefragt, ob er eine Beziehung führte oder nicht. Sie hatten gefragt, ob er verheiratet wäre, woraufhin er entgegnet hatte: Nein, er sei verheiratet gewesen, doch sei die Ehe inzwischen geschieden. Er hatte sich so ausgedrückt, dass sie einen Single in ihm sahen, ohne dass er es explizit behauptet hätte. Und doch war Parrish davon so überzeugt gewesen, dass er es sogar in seine Notizen aufgenommen hatte. Ein Anfängerfehler. Einfach weil McKee nicht das gesagt hatte, was jeder auf eine solche Frage entgegnete: Nein, ich bin nicht verheiratet, aber ich lebe in einer festen Beziehung … schon eine ganze Weile. Wir reden übers Heiraten, aber ich glaube, keiner von uns hat den Mut!
    Das hatte er nicht gesagt. Und auch sonst kein Wort zu diesem Thema.
    Parrish kehrte um und warf erneut einen Blick auf das Haus. Alle drei Fenster auf der Vorderseite waren erleuchtet: die beiden unten, das obere, und auch über der Eingangstür brannte Licht. Ungefähr dreißig Meter entfernt kam er an einem ein Stück zurückgesetzten Laden vorbei und entschloss sich, hier eine Weile zu warten. Er wusste nicht, warum er überhaupt hier war, er wusste nicht, was diese Aktion bringen sollte, doch der bloße Umstand, dass er sich in McKees Nähe aufhielt, gab ihm das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Wie hätten die Alternativen ausgesehen? Zu Hause sitzen, fernsehen, trinken? Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er eine ganze Weile nicht mehr betrunken gewesen war – zwei Tage inzwischen? Zwei Kurze im Clay’s, mehr hatte er nicht intus. Er hatte keine Dreiviertelliterflasche auf dem Heimweg gekauft, sie in einer Stunde geleert, um sich dann noch eine zweite Flasche zu besorgen. Ein

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