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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ihm zu. Es sind seine Pächter, oder etwa nicht?«
    Der Squire hatte Fran bemerkt. Er sprach kurz mit Guy, der zu ihnen herüberkam.
    »Meine Lieblingscousinen!«, sagte er mit gespieltem Überschwang. »Alle lebenden Guillemards hier zu dieser altehrwürdigen Zeremonie versammelt – und ich meine, alle! Überkommt einen da nicht ein Gefühl von Kontinuität? Ach, ich liebe die Geschichte, die alten Traditionen und was so dazugehört. Ich wette, du auch, Girlie!«
    »In vernünftigem Rahmen«, sagte sie mit kühler Beherrschung.
    »Aber die Vernunft hat doch obsiegt, nicht wahr, meine Liebe? Trotzdem, kein schlechter Versuch. Hätte beinah gesagt, wünsch dir das nächste Mal mehr Glück, nur wird es wohl kein nächstes Mal geben. Fran, der Squire war ein bisschen unglücklich darüber, dass ihn seine nette kleine Begleiterin an diesem wichtigen Tag im Stich gelassen hat …«
    »Ja, tut mir leid, ich geh zu ihm und sag ihm …«
    »Nicht nötig. Er hat mich gebeten, dir zu sagen, dass er beschlossen hat, auf den angedrohten Vortrag seiner grässlichen Ballade heute zu verzichten. Gütiger Himmel! Was macht der denn hier? Und der? Und die?«
    Seine Stimme wurde in einem Accelerando der Empörung immer lauter, so dass ihn in der Stille, die beim Erscheinen der Neuankömmlinge eintrat, jeder hören konnte.
    Der erste und zugleich der Gegenstand größter Verwunderung war Justin Halavant. Dass er überhaupt auftauchte, war verblüffend genug. Aber dass er Hand in Hand mit Caddy Scudamore auftauchte, war so vollkommen unerklärlich wie nichts zuvor.
    Für sich genommen hätte der hinkende Harry Bendish für die wildesten Spekulationen gesorgt. Doch als Anhang zu dem neuen Kapitel, das soeben im Buch der Geschichte aufgeschlagen wurde, war er kaum eine Fußnote wert.
    Was Kee, Larry und die drei Polizisten betrifft, die langsam hinterhergeschlendert kamen, so fanden sie fast keine Beachtung, bis sich der Pfarrer aus der Gruppe löste und zu Mrs. Pottinger hinüberging, um ihr die hoffnungsvollen Neuigkeiten mitzuteilen. Schon bald machte die Nachricht die Runde. Das Pfarrhaus gehörte der Gemeinde … die Schule gehörte der Gemeinde … der Morris und die Hall gehörten der Gemeinde … der größte Teil von Mittel-Yorkshire gehörte der Gemeinde! Das hieß allerdings noch lange nicht, dass die Enscombier, die durchaus in der Lage waren, in der Gerüchteküche auch in drei oder mehr Töpfen gleichzeitig zu rühren, darauf verzichtet hätten, Vermutungen über Justin und Caddy anzustellen und dabei auch noch die Gründe für das ungewöhnliche Arrangement hinter dem großen Eichentisch zu analysieren.
    Halavant, dessen äußere Kaltblütigkeit sein Unbehagen darüber verbarg, dass er womöglich ein zweites Mal einen Guillemard zu einem solchen Verweis provozieren könnte wie dem, den einst Jake so übelgenommen hatte, trat an den Tisch, beschloss, nicht die Hand zum Gruß zu reichen, sondern hob sie vielmehr zu einer Kreuzung aus freundlichem Winken und militärischem Salut gegenüber dem Squire.
    Der alte Mann runzelte verwundert die Stirn und warf einen fragenden Blick Richtung zweiter Eckmann. Das Dorf hielt den Atem an. Der Blick des Alten pendelte zurück, seine Hand hob sich, verweilte in Augenhöhe, und die Finger zuckten, um zurückzugrüßen.
    Das Dorf holte tief Luft, und dann setzte das Stimmengewirr noch heftiger ein, um die schönsten Theorien zu verbreiten und wieder zu verwerfen. Es verstummte erneut, als Guy der Erbe mit der Faust auf den Tisch schlug und verkündete, dass der Squire jetzt bereit sei, die Pacht entgegenzunehmen.
    Es gab nicht viele, und die wenigen waren kaum der Mühe wert.
    Als erstes traten die Rentner vor, um ihre nominellen Mieten abzuliefern. Als nächstes kam ein Trio an Kleinpächtern, die ihren kargen Lebensunterhalt mit Hühner- und Kaninchenzucht und ein paar Gemüsebeeten fristeten. Dann folgten die Pächter der zum Gut gehörigen Cottages, darunter Elsie Toke, die mit ihren kurzsichtigen Augen immer noch auf der Suche nach Jason angestrengt in alle Richtungen blickte. Es war tatsächlich eine Seltenheit, dass sie sich außer Haus ohne ihren Sohn blicken ließ, doch ihre wohlmeinenden Freunde und Nachbarn versicherten ihr, der Junge würde bestimmt nur die besondere Gelegenheit nutzen, um in den Wäldern des Squires ein paar Vögel zu wildern, und bis das Festessen anfinge, wäre er längst da.
    Zuletzt waren die Bauern dran. Von dem guten Dutzend, das früher einmal

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