Der Schrei des Eisvogels
1936 scheint die Kirche die Gegenleistung bekommen zu haben, ohne dass das Dorf seinen Teil erhielt. In der Urkunde ist klar verankert, dass der Pfarrer nur so lange rechtmäßiger Besitzer ist, wie die Kirche ihre Seite der Abmachung erfüllt. Das Rechtsgutachten besagt, dass das Pfarrhaus durchaus der Gemeinde gehören könnte, nicht der Kirche.«
»Das ist ja phantastisch!«, rief Fran. »Es muss ja mindestens … wieviel wollte die Kirche dafür haben, Larry?«
Lillingstone sah bei dieser Nachricht alles andere als glücklich aus. »Das muss erst noch geklärt werden …«
»Keine Sorge, Larry, ich bin sicher, dass der Gemeinderat es zu einem sehr reellen Preis an die Kirche zurückverkaufen wird. Dann können sie mit dem neuen Bungalow den Anfang des Sozialwohnungsprojekts machen, von dem sie uns die ganze Zeit predigen. Aber ich bin noch nicht fertig. Ich hab die Schuldokumente im Gemeinderatsarchiv ausgegraben und meinem Freund mitgeschickt.«
»Nun sag bloß, die Schule gehört uns auch!«, sagte Kee.
»Wenn sie nicht mehr Schule ist, möglicherweise ja«, sagte Digweed. »Stanley Harding hat dafür gesorgt. Der Grund und Boden, auf dem sie gebaut wurde, gehörte zum Dorfanger. Die Bauarbeit besorgte das Dorf, das Material wurde von örtlichen Spendern bestritten, nicht wenig davon war das Geld, mit dem Ihr Vater, Justin, sich sein Gewissen freigekauft hat. Und als die hiesige Behörde die Schule schließlich übernahm, war Stanley Harding genau wie der Kerl, der die Schenkungsurkunde für das Pfarrhaus aufgesetzt hat, sehr darauf bedacht, dass wir nicht alle Rechte verlieren.«
»Dann könnte der Bezirksrat, falls sie die Schule dichtmachen, das Grundstück nicht als Bauland verhökern?«, fragte Kee.
»Ganz richtig. Und das könnte die ganze Kalkulation ein kleines bisschen durcheinanderbringen«, antwortete Digweed.
Fran Harding fiel ihm um den Hals und drückte ihn vor Freude an sich. Über ihre Schulter traf sich sein Blick mit Wields, und er grinste ziemlich verlegen.
»Also, ich bin froh, dass das alles geklärt ist«, sagte Halavant. »Wissen Sie, es ist fast anderthalb Jahrhunderte her, seit ein Halavant auf dem Abrechnungsfest war. Ich könnte eigentlich mal vorbeischauen und sehen, worum sie soviel Wirbel machen.«
»O Gott, die Abrechnung!«, kreischte Fran. »Girlie bringt mich um. Harry, Schatz, kommst du klar? Ich muss los.«
Sie rannte ums Haus Richtung Rasen. Die anderen fühlten sich ebenfalls an ihre sozialen Pflichten erinnert und folgten ihr langsam nach.
»Chef«, sagte Pascoe. »Ich glaube, sie treten die Flucht an. Was sollen wir machen?«
»Aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie da rüber, wo’s was zu futtern gibt, oder?«
»Das nehme ich an.«
»Worauf warten wir dann noch? Verfolgung aufnehmen, mein Junge, nix wie hinterher!«
Zwei
»Ich fürchte, der junge Mann leidet ein wenig an demselben Wahn wie der Rest Ihrer Familie.«
U nd jetzt dämmerte den Dorfbewohnern allmählich, dass die diesjährige Abrechnung möglicherweise ein paar Überraschungen für sie bereithielt, auch wenn in diesem Moment noch niemand ihr ganzes Ausmaß ahnen konnte.
Den ersten Hinweis bekamen sie, als Girlie erschien und nicht wie sonst auf dem Stuhl des Gutsverwalters Platz nahm, sondern sich danebenstellte. Hinter ihr kam, von Guy dem Erben gestützt, der Squire, der heute sehr alt aussah. Normalerweise kam er erst, wenn der geschäftliche Teil vorbei war und man zum festlichen Teil des Tages überging. Jetzt ließ er sich zum Tisch führen, setzte sich auf den einzigen Stuhl und sah mit greisem Gleichmut zu, wie Guy der Erbe ein wenig übereifrig die Bücher vor ihm ausbreitete und unter Fälligkeiten aufschlug.
Dann erschien Fran Harding, und den Dörflern fiel auf, dass sie sie diesmal nicht nach Girlies Pfeife hatten umherhuschen sehen.
Ihre Cousine verfolgte ihren atemlosen Auftritt mit versteinerter Miene.
»Nett, dass du kommst«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie wir es ohne dich geschafft haben, aber wir haben’s geschafft.«
»O Girlie, es tut mir leid … Ich kann es dir erklären …«
»Was gibt es da zu erklären? Du bist dein eigener Herr. Verpflichtung, Verantwortung, Verdienst, was bedeutet das schon auf Old Hall?«
Es lag eine Bitterkeit in ihren Worten, die über einen schlichten Tadel hinausging. Fran war so mit ihrer Cousine beschäftigt, dass sie den Squire erst jetzt bemerkte.
»Girlie, was ist los? Wieso sammelt Gronk die Pacht ein?«
»Das steht
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