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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich kann es nicht annehmen. Dagegen habe ich seine Einladung angenommen, ihn auf seiner geplanten Reise durch Italien und Kleinasien als sein Berater und Sekretär zu begleiten. Ich würde lieber in die Ödnis von Lappland gehen, als hier in meinem geliebten Enscombe zu bleiben, wo jeder Winkel voller Erinnerungen ist, die mir das Herz zerreißen.

Eins
    »Was ist Ihre Meinung? – Ich sage nichts & bin bereit, jedermann zuzustimmen.«
    B lut«, sagte die Frau. »Menschliches Blut. Gruppe null. Ziemlich frisch. Und genug davon, um auf eine große Wunde zu schließen.«
    »Scheiße«, sagte Andrew Dalziel.
    »Nur Blut«, sagte die Frau.
    Dalziel betrachtete das Telefon und fragte sich, ob die Kreatur hinter dieser kühlen, distanzierten, professionellen Stimme ihn verarschte. Er beschloss, im Zweifelsfall zu ihren Gunsten zu entscheiden.
    »Tut mir leid, meine Liebe«, sagte er. »Ist nur so, dass Bendish Blutgruppe null hat.«
    »Ein Spezifikum, das er mit sechsundvierzig Prozent der Bevölkerung teilt«, sagte sie.
    »Ah ja?«, sagte er. »Noch was?«
    »Vielleicht.«
    »Was soll das nun wieder heißen? Dachte, bei euch gibt’s keine Vielleichts.«
    »Will sagen, vielleicht gibt es noch etwas«, sagte sie. »Unsere Tests gehen noch weiter, das heißt werden weitergehen, sobald ich dieses Telefonat beenden kann.«
    »Nun, dann lassen Sie sich von mir nicht aufhalten«, grunzte Dalziel.
    Er hörte, wie am anderen Ende der Hörer leise aufgelegt wurde, hielt aber weiter den seinen in der Hand. Desperate Dan könnte um diese Zeit gerade von der Mittagspause zurück sein und Dalziels Nummer wählen, um sich den neuesten Stand der Ermittlungen zu dem verschwundenen Dorftrottel durchgeben zu lassen. Normalerweise war Dan Trimble ein vorsichtiger Mann, der sehr wohl wusste, dass der Weg zu den schwindelnden Höhen einer Polizeikarriere, die er noch zu erklimmen hoffte, mit den Knochen von Männern übersät war, die versucht hatten, sie im Sturm zu erobern. Doch nach dem Mittagessen, den letzten Brandy noch in der Kehle und die Nachricht von der Forensik noch im Ohr, hätte er in Versuchung geraten können, etwas Dusseliges zu tun, wie zum Beispiel, seinem Chef zu widersprechen.
    Dalziel ließ den Hörer über die Schreibtischkante baumeln und eilte zum Parkplatz.
    Als er eine Stunde später die ersten Häuser von Enscombe erreichte, wurde sein Auto wie ein alter Milchkarrengaul vor dem Morris Men’s Rest langsamer.
    Tapfer widerstand er der Versuchung. Er wollte erst mit Pascoe und Wield sprechen, bevor er diese hingebungsvolle Klatschbase, diesen Thomas Wapshare, noch mehr zum Tratschen brachte, als er es vermutlich ohnehin schon tat.
    Und da waren sie, ein Stück weiter vorne, stiegen aus Pascoes Wagen und machten sich auf den Weg ins Wayside Café.
    Er drückte laut auf die Hupe, kurbelte das Fenster herunter und blieb neben ihnen stehen.
    »Ja, wen haben wir denn da?«, sagte er. »Den Lone Ranger und Tonto! Wie wär’s, wenn ihr zu mir in den Wagen hopst und mir verratet, welches Unrecht ihr heute wieder gutgemacht habt?«
    Dora Creed erschien, vom Gehupe oder vom Gebrüll herbeigelockt, in der Eingangstür. Wield, dem die aus der Backstube entweichenden Düfte noch einmal Tantalusqualen bereiteten, blieb einen Moment stehen, und Dalziel rief: »Tut mir leid, Missus, aber diese Jungs haben Wichtigeres im Sinn, als Essen zu fassen.«
    »Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre.«
    »Machen Sie sich da mal keine Sorgen, junge Frau«, sagte Dalziel. »Ich werde schauen, dass sie nicht auf die schiefe Bahn geraten.«
    Einmal im Wagen, gab Wield alle Gedanken ans Essen auf und berichtete zusammen mit Pascoe von ihren Abenteuern. Vergessene Details würden sich bei Dalziel bitter rächen.
    Als sie fertig waren, sagte der Dicke: »Und wie lautet euer Urteil? Sollten wir uns Sorgen machen, oder ist es alles pure Zeitverschwendung, die uns dieser dusselige Stümper von Filmer beschert hat, weil er nichts Besseres zu tun hat, als seinen Jungs an ihrem freien Tag auf die Pelle zu rücken?«
    »Es gibt gewisse Ungereimtheiten«, sagte Pascoe gedehnt. »Aber ob sie bei Licht betrachtet wirklich Grund zu Besorgnis geben, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Das ist ein Weißnicht vom Lone Ranger«, sagte Dalziel. »Und was sagt Tonto?«
    »Ziemlich seltsam, dieses Enscombe.«
    »Ist das alles? Da hätte ich ja ebensogut Silver fragen können!«, sagte Dalziel entrüstet.
    Das provozierte

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