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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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immer noch ernste Zweifel, dass ich die Aufgabe so erfüllen kann, wie ich es gerne möchte. Edwina hat das andere Porträt aus der Hall zu mir ins Atelier geschickt, damit ich den Stil besser nachahmen kann, und je genauer ich es mir ansehe, desto mutloser werde ich. Es war nicht zu übersehen, dass auch Jeremy Bedenken kamen, denn er sagte, er habe nicht gedacht, dass es von solch hoher Qualität sei. Aber er hat einen Vorschlag gemacht, wie sich der Unterschied ein wenig verwischen lässt. Wenn die beiden Porträts zueinander passende Rahmen bekämen, sagt er, dann könne diese äußere Ähnlichkeit das ungeschulte Auge möglicherweise von der unterschiedlichen künstlerischen Qualität ablenken! Edwina hat dagegen nichts einzuwenden, und Jeremy hat sich erboten, seine Beziehungen spielen zu lassen, um einen guten Bildeinrahmer zu finden, auch wenn ich seinen Namen gegenüber Edwina nicht erwähnt habe. Nicht, dass sie etwas dagegen hätte, aber ihr Vater gerät immer noch außer sich, wenn er den Namen Halavant hört!
     
    2. Juli.
Das Porträt ist fertig! Um die Wahrheit zu sagen, hätte es auch eine gute Woche früher fertig werden können, wäre es nicht mein Vorwand gewesen, so oft die wunderbare Gesellschaft meiner Liebsten zu genießen. Denn jetzt endlich habe ich das Recht, sie meine Liebste zu nennen. Heute vormittag, als sie selbst ihr Bedauern darüber zum Ausdruck brachte, dass meine Aufgabe nun bald erledigt sei, heute vormittag habe ich ihr eine Liebeserklärung gemacht, und sie ist mir fast in die Arme gefallen. Ich bin der glücklichste Mann auf Erden. Doch damit müssen unsere Sitzungen umso unausweichlicher ein Ende haben, denn während unausgesprochene Liebe jede Gelegenheit zur Nähe ergreifen muss, die sich ihr bietet, wäre es unehrenhaft, nachdem ein Mann sich erklärt hat und seine Gefühle erwidert worden sind, eine Situation aufrechtzuerhalten, die sich die Unwissenheit der Eltern zunutze macht. Deshalb hat Jeremy die Porträts zum Rahmen abgeholt, und Edwina und ich haben vereinbart, dass ich, wenn sie in Old Hall abgeliefert werden, dies zum Anlass für die notwendige Unterredung mit ihrem Vater nehme.
    Ich stelle übrigens fest, dass ich mit meinem eigenen Gemälde zufriedener bin, als ich zu hoffen gewagt hatte. Obwohl es nicht annähernd an die überragende Kunstfertigkeit des älteren Porträts heranreicht und obwohl ich nicht annähernd die vollkommene, innere Schönheit meiner Geliebten habe einfangen können, denke ich gleichwohl, dass ich getan habe, was wahre Liebe und tiefe Hingabe können, und wenn das sichtbar wird, brauche ich mich nicht zu schämen, meinen Versuch neben dem anderen Bild hängen zu sehen.
     
    30. Juli.
Vier Wochen, seit die Bilder zum Rahmen geschickt wurden! Noch nie ist mir die Zeit so langsam vergangen! Doch Jeremy sagt, dass man Könner, wie diese Bilder sie verdienen, nur in London findet. Und er fügte – in einem traurigen, bedeutsamen Tonfall – hinzu, dass ich es ihm vielleicht nicht danken würde, wenn er den Einrahmer drängte, denn so lange dürfte ich, auch wenn ich meine Liebste noch nicht besitzen kann, zumindest davon träumen. Vermutlich fürchtet er, dass der Squire meinen Antrag zurückweist. Doch wieso? Zugegeben, ich bin nicht vermögend. Doch meine Familie besteht genausolange aus Gentlemen wie die Guillemards, und Yorkshire-Blut fließt noch viel länger in unseren Adern!
     
    4. August.
Es ist vorbei. Die Bilder sind aufgehängt, und am besten wäre ich es auch. Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet, und Jeremy hat recht behalten. Es gab keine zornige Zurückweisung, sondern nur schreckliche Kälte. Es kann nicht sein, sagte der Squire. Und er wies mir die Tür – so schnell und selbstverständlich, dass ich mich auf der Einfahrt wiederfand und kaum wusste, wie ich dorthin gekommen war. Und Edwina, höre ich, schicken sie zu irgendwelchen alten Freunden der Familie in Wales.
    Wenn es nach Jeremy ginge, würde ich ihr hinterherfahren und sie überreden, mit mir wegzugehen. Würde sie mitkommen? Ich könnte es mir denken. Aber habe ich das Recht, sie zu etwas zu bewegen, das sie, wahrscheinlich für immer, von ihrer Familie trennen würde? Wie Jeremy sehr wohl weiß, vergeben die Guillemards nicht leicht. Und meine eigenen beruflichen Aussichten sind nicht so sicher, dass ich ihr, ganz auf mich gestellt, etwas anderes bieten könnte als Mühsal und Entbehrung. Jeremy hat angeboten, mir Geld zu leihen, aber

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