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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Beispiel die Tür neben dem Badezimmer. Sie war vom selben Schlag wie die Eingangstür, dicht schließend, metallisch, mit einem Spion, aber keinem Schlüsselloch, sondern nur einem elektronischen Zahlenschloss.
    »Ohne den Code brauchst du eine Bazooka, um da reinzukommen«, sagte Wield.
    »Vielleicht sind Bazookas genau das, was er da drinnen aufbewahrt«, sagte Pascoe.
    »Noch was Merkwürdiges«, sagte Wield. »Von außen sieht dieses Haus halbverfallen aus. Innen dagegen ist es recht gemütlich. Nix Übertriebenes, aber alles gut in Schuss und tadellos sauber.«
    Das war auch Pascoe aufgefallen, doch ihm war nicht aufgefallen, dass es von Bedeutung sein könnte.
    »Und was willst du damit sagen?«, fragte er.
    »Ich will damit sagen, dass es offenbar gut ist, keinen reinzulassen«, sagte Wield und klopfte dabei gegen die solide Metalltür. »Aber noch besser, wenn erst gar keiner auf die Idee kommt reinzuwollen.«
    Pascoe dachte darüber nach, während er ins Wohnzimmer zurückkehrte, wo die Frau mit dem Plastikbeutel in der Hand saß.
    »Ich verstehe, warum Sie nein sagten, als ich fragte, ob ich mir Jasons Zimmer ansehen dürfte. Sie meinten, Sie könnten es nicht öffnen. Beunruhigt Sie das nicht, Mrs. Toke? Macht es Sie nicht neugierig, was er da drinnen aufbewahrt?«
    »Ich weiß, was er da drinnen hat«, sagte sie ein bisschen irritiert. »Und selbstverständlich kann ich es öffnen. Hätte ja sonst keinen Sinn.«
    »Sinn?«
    »Ein sicheres Zimmer zu haben, wenn ich mich darin nicht auch in Sicherheit bringen kann. Schließlich ist Jason nicht immer daheim.«
    Er konnte ihr nicht folgen, Wield aber offensichtlich schon, denn er sagte: »Sicherheit scheint Jason eine Menge zu bedeuten, oder? Deshalb macht er außen nichts am Haus, stimmt‘s?«
    »Er sagt, dass sie sich zuerst die reich aussehenden Häuser rauspicken, wenn sie kommen.«
    Pascoe gelangte langsam zu dem Schluss, dass Kee Scudamore gelinde gesagt eine Optimistin war.
    »Macht Ihnen das keine Sorgen, Mrs. Toke?«, fragte er. »Ich meine, Sie müssen doch wissen, dass niemand kommt.«
    »Muss ich das?«, fragte sie, und ein trauriges, übersinnliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Möglich, dass nicht das passiert, was Jason denkt, aber da kommt was auf uns zu, wie es Enscombe noch nie gesehen hat. Ich kann es riechen.«
    »Und wonach riecht es, Missus?«, fragte Wield.
    »Blut«, sagte die Frau. »Es riecht nach Blut.«

[home]
    Dritter Band
     

Prolog
    Aus dem Tagebuch von Mr. Ralph Digweed
    13. Juni 1886.
Edwina hat mich gebeten, ihr Porträt zu malen. Ich habe ihr geantwortet, ich bezweifelte, dass mein bescheidenes Talent dem Sujet gewachsen sei, womit ich sagen wollte, dass ich nicht hoffen konnte, etwas zustande zu bringen, das sich, wie sie es wünscht, mit jenem Ahnenporträt aus dem letzten Jahrhundert messen könnte, das, wenn ich mich nicht irre, von der Hand eines Meisters stammt. Sie nahm es jedoch als ein Kompliment an sie selbst, ein Kompliment, wie ich es, um ehrlich zu sein, ihr schon lange hätte machen wollen, aber nie den Mut dazu fand. Sie wurde rot und senkte schüchtern den Blick, um sogleich wieder aufzuschauen, und das mit solch strahlenden Augen und einem so hübschen Lächeln, dass ich unwillkürlich hoffte, sie empfinde für mich vielleicht auch ein wenig von der tiefen Zuneigung, die ich schon lange für sie hege. So war ich also aus Versehen kühn!
    Als ich Jeremy davon erzählte, lachte er und sagte, ich sei ein Trottel und Edwina hätte sich wegen meiner scheuen Zurückhaltung gezwungen gesehen, zu dieser List zu greifen, um uns zusammenzubringen! Es fällt mir schwer, das zu glauben, aber er versichert mir, dass es in einer solchen Situation, besonders wenn ein Standesunterschied erschwerend hinzukommt, selbst den untadeligsten jungen Damen instinktiv zustehe, ein Zeichen der Ermutigung zu geben. Und so habe ich ihr zugesagt, das Bild zu malen, es sei denn, ihre Eltern würden es verbieten.
     
    15. Juni.
Ihr Vater scheint nichts dagegen zu haben! Als ich darüber staunte, antwortete Jeremy ein wenig süffisant, der Squire erfülle Edwina vermutlich nur deshalb ihren albernen kleinen Wunsch, sich porträtieren zu lassen, weil er dafür keinen echten Künstler zu bezahlen brauche, und es käme ihm vermutlich nie in den Sinn, dass jemand von solcher Bescheidenheit und Zurückhaltung wie ich es je wagen würde, auf die Hand seiner Tochter zu hoffen.
    Das war mir ein bescheidener Trost! Und ich hege

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