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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Garten gebaut worden war. Pascoe hatte beim Betreten des Gartens einen deutlichen Temperaturanstieg bemerkt, und als er den Mörtel anfasste, der die großen Granitplatten zusammenhielt, stellte er fest, dass er die wenn auch schwache Wärme der noch verhaltenen ersten Frühlingssonne speicherte.
    Der Schuppen war abgesperrt, in diesem Fall mit einem Vorhängeschloss. Dalziel schien sie nur einmal drohend anzusehen, und die Tür flog auf.
    »Sergeants haben den Vortritt«, sagte der Dicke und machte Platz. »Nur für den Fall, dass da drin ein verrückter Mann mit dem Hackebeilchen lauert.«
    Wield hätte gerne geglaubt, dass es nur ein Witz war. Er ging langsam hinein und blinzelte, weil er sich erst an das spärliche Licht gewöhnen musste, das durch eine Fensterscheibe sickerte, die außen vom Wetter und innen von den Spinnenweben fast undurchsichtig war.
    Er stieß mit dem Fuß gegen etwas Loses, Metallisches und bückte sich, um es sich anzusehen. »Verdammt!«, sagte er.
    »Was ist?«
    Wield drehte sich zur Türöffnung um.
    »Stimmt zur Hälfte, Chef«, sagte er zu Dalziel. »Jetzt brauchen wir nur noch den Mann dazu.«
    In der Hand hielt er eine kleine Axt.
    Jetzt folgten die anderen zwei. Dalziel kramte einen weiteren Pseudofüller aus seiner Innentasche. Dieser entpuppte sich als Taschenlampe. Möchte wetten, er hat da alles drin, was ein Cop vom alten Schlag so braucht, dachte Pascoe. Vom Flaschenöffner bis zum Hirtenstab.
    Aber er war froh über den dünnen Lichtstrahl, mit dem der Dicke die Schatten durchschnitt.
    Es war in erster Linie ein Geräteschuppen, der Altes und Neues, von Mistgabel und Schöpfeimer bis zu Kettensäge und Rasentrimmer, enthielt. Es herrschte ein modriger, erdiger Geruch, in den sich schwach etwas entfernt Kotartiges mischte. Zwei Regale bogen sich unter dem Gewicht verschiedener Dosen und Flaschen mit Mitteln zum Töten und Vernichten und Mitteln zum Wachsen und Gedeihen.
    »Hier, Chef«, sagte Wield.
    Er stand am anderen Ende des Raumes und blickte auf eine grobe Reisedecke aus Tweed, die über drei, vier Beutel Torf und handelsüblichen Kompost gebreitet war und ein hartes Bett bildete, auf dem der Abdruck einer menschlichen Gestalt noch deutlich zu erkennen war.
    Dalziel ging mit einer Leichtigkeit in die Hocke, die man einem Mann von seiner Statur kaum zugetraut hätte, und ließ den Strahl der Taschenlampe langsam über die Decke gleiten. Das Licht brachte alle ihre leuchtenden Farben heraus – und auch einige dunkle Stellen und mehrere ziemlich große Flecken.
    »Blut?«, fragte Pascoe.
    »Könnte sein«, sagte Dalziel. »Das lässt sich feststellen.«
    Er zog eine Schere und einen Plastikbeutel aus seiner Tasche und schnitt ein kleines Stück der verfärbten Fasern von der Decke ab.
    »Wieso nimmst du nicht das ganze Ding mit?«, wunderte sich Pascoe.
    »Weil das hier bis jetzt einem Tatort am nächsten kommt«, sagte Dalziel. »Nicht allzu nahe, wenn du mich fragst, aber Tatorte sind wie Toiletten, mein Junge, immer hübsch so hinterlassen, wie sie die Gerichtsmediziner vorfinden sollen, hat dir das noch niemand gesagt?«
    Pascoe hatte Dalziel schon Tatorte hinterlassen sehen, die aussahen wie ein Rosengarten, in dem sich ein Ziegenbock zu schaffen gemacht hatte, und er hatte noch seine Bemerkung im Ohr, wonach die Forensiker zu blöd seien, um die Scheiße in einer Latrine zu finden, doch er verkniff sich eine entsprechende Bemerkung.
    »Dann hältst du es nicht für allzu wahrscheinlich«, wollte Wield wissen, »dass dies hier etwas mit Bendish zu tun hat, Chef?«
    »Das hab ich nicht gesagt«, sagte Dalziel. »Aber überleg doch mal, du hast, wie ich rausgehört habe, hier in der Gegend mit einigen schrägen Typen Bekanntschaft gemacht, aber ist einer davon wirklich so schräg, dass er einen Polizeibeamten überwältigen und ihn in einem Geräteschuppen einsperren würde?«
    Er legte eine Pause ein und wartete auf eine Antwort. Und es kam eine Antwort, wenn auch nicht von Wield.
    Die Tür zum Schuppen wurde mit einem heftigen Schlag zugeknallt. Sie hörten, wie die Haspe eingerammt wurde. Und bevor sie etwas unternehmen oder auch nur ihrer Empörung Luft machen konnten, wurde die verdreckte Fensterscheibe eingeschlagen, so dass strahlendes Sonnenlicht hereinflutete, in dem jetzt der Lauf eines Gewehrs erschien. Zugleich wurde ihnen eine Reihe paradoxer Befehle entgegengeschleudert: »Jetzt hört mir mal gut zu, ihr Lümmel, runter auf den Boden, die Hände hoch,

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