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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Fünfte Kavallerie.«
    »Nun ja, das habe ich bei ihm nicht gemacht, und zwar aus dreierlei gutem Grund. Erstens, ich war im Wintergarten, und bis ich mich warm angezogen hätte, wäre er vermutlich längst weg gewesen. Zweitens, selbst wenn ich ihn erwischt hätte, was hätte ich sagen sollen? Euereins geht wahrscheinlich zu irgendwelchen Kursen, wo man euch sagt, wie ihr mit Kerlen umgehen sollt, die ihr Gemächt zur Schau stellen, aber ich führe ein zurückgezogenes Leben.«
    »Sie sagten, es gibt drei Gründe?«
    »Ach so, ja, war Zeit für meinen Tee. Aber ich kam ins Grübeln, und ich dachte: Das ist nicht in Ordnung, der Kerl kann hier nicht einfach nackt durch die Gegend laufen. Könnte der kleinen Hogbin unten im Pförtnerhaus einen üblen Schrecken einjagen. Oder auch unserer kleinen Fran.«
    »Haben Sie nicht gesagt, dass Miss Harding ausgebildete Krankenschwester ist, Sir?«
    »Wie? Ach so, verstehe, worauf Sie hinauswollen. ’s ist was anderes im Rahmen der Pflicht. Nehmen Sie eine Ehefrau. Kriegt’s auch schon mal zu Gesicht, aber deshalb will sie’s noch lange nicht am Frühstückstisch vorgeführt kriegen. Deshalb hab ich mich hingesetzt und an Winter geschrieben. Dachte, er sollte wissen, was seine Truppen so treiben.«
    »Und wie recht Sie hatten, Sir«, sagte Dalziel salbungsvoll. »Jetzt ist die Sache bei uns gut aufgehoben. Sie haben vorher mal erwähnt, Sie machten sich wegen Einbrechern Sorgen.«
    »Hab ich das? Würde mich nicht wundern.«
    »Ging, glaube ich, um Ihre Tante Edwina. Sie hatte wohl Probleme?«
    Der alte Mann lachte auf eine Art, die Pascoe an die unheimlichen versprengten Hörnerklänge erinnerte, die Mahler so liebte.
    »Kann beim besten Willen nicht sagen, was für Sorgen Edwina hat, aber ich bezweifle, dass sie was mit Einbrechern zu tun haben. Muss fast sechzig Jahre her sein, seit man sie die Green Alley runtergetragen hat. Nein, ich meinte ihr Bild.«
    »Und das wurde gestohlen?«
    »Nahm ich zumindest an. Hab die Lücke bemerkt. Hab ’ne Weile gebraucht, bis ich mich dran gewöhnt hatte, sie nicht mehr zu bemerken, Sie verstehen, was ich meine, und so hab ich es natürlich erst recht bemerkt, weil es doch noch gar nicht lange her war, dass ich mich daran gewöhnt hatte, dass es nicht mehr da war. Können Sie mir folgen?«
    Verarschte er Dalziel?, fragte sich Pascoe. Falls ja, dann machte er es zu gut, als dass der Dicke ihn hätte zur Rede stellen können.
    »Wenn Sie sich vielleicht nur ein kleines bisschen deutlicher ausdrücken könnten?«, bat der Dicke.
    »Es ist eigentlich ganz einfach«, erklärte der Squire. »Girlie sagte, Fran bräuchte ein eigenes Wohnzimmer. Was sich diese Frauen manchmal so einfallen lassen! In Ordnung, hab ich gesagt, weil sie ein nettes Kind ist und sehr abgehärtet, wenn man bedenkt, wie zart sie ist, braucht kaum mal ein Feuer im Kamin. Also hat Girlie ihr Frances’ altes Zimmer gegeben.«
    »Eine andere Frances?«
    »Meine Schwester. Frans Großmutter. Sie zog aus, wissen Sie, um den Pfarrer zu heiraten. Hat ihre Bilder mitgenommen. Es waren ihre eigenen, nicht Familienbesitz. Edwina hatte sie ihr vermacht, wissen Sie. Sie hatte also einen Anspruch darauf, auch wenn sie Lücken hinterließen.«
    »Die Lücken, an die Sie sich gewöhnt hatten?«
    »Richtig. Bis Edwina zurückkam.«
    Einen Moment lang dachte Pascoe, sie hätten sich tief im Corpse-Cottage-Country verirrt.
    »Ihr Porträt, meinen Sie«, sagte Dalziel.
    »Ganz richtig. Dieser Lümmel von Halavant … kennen Sie den Mann? Den solltet Ihr Cops euch mal vorknöpfen. Bauernfamilie, arme Schlucker, keine zwei Pennies in der Tasche, und dann schwimmen sie auf einmal in dem Zeug. Kann nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, logisch. In diesem Fall hat er sich allerdings anständig benommen, muss ich zugeben. Sein Vater, Job, hatte Edwina irgendwie aufgetrieben, und auf dem Sterbebett hat er darauf bestanden, dass sie hierher zurückkommt, und deshalb hat Halavant sie vorbeigeschickt. Kein wirklich großer Verlust für ihn oder Gewinn für die kleine Fran. Sie war nicht gerade ein Bild von einer Frau, wenn Sie verstehen.«
    »Und das war das Gemälde, das Sie für gestohlen hielten?«, fragte Pascoe.
    »Hab ich Ihnen das nicht gerade gesagt?«, fragte der Squire und blickte verärgert zum zweiten Eckmann hinüber. »Gestern abend bin ich vor dem Schlafengehen kurz bei Fran vorbei, aber sie war nicht da. Und Edwina ebensowenig. Ich dachte, hallo, du warst weg, als ich

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