Der Schuldige: Roman (German Edition)
machte eine triumphierende Miene, als er seine Notizen überflog. Die Schlussplädoyers waren für diesen Morgen angesetzt, und das Resümee des Richters sollte am Nachmittag folgen. Der Richter traf ein, und die Galerie füllte sich. Daniel versuchte nicht, hinauf in die Gesichter der Journalisten zu sehen.
Jones legte seine Papiere auf das Pult, wandte sich den Geschworenen zu und wippte auf seinen Hacken nach hinten. Daniel fand, dass er selbstzufrieden aussah.
»Rufen Sie sich alles in Erinnerung zurück, was Sie über die Geschehnisse am achten August dieses Jahres gehört haben … Sie haben gehört, dass der Angeklagte zugab, dass er an jenem Tag mit dem kleinen Ben Stokes gespielt hat. Ein Zeuge sah den Angeklagten, wie er sich in dem Park mit Ben prügelte, und beobachtete ihn später, wo er sich wiederum auf dem Abenteuerspielplatz prügelte, auf dem Ben tot aufgefunden wurde. – Die Art der Verletzung, die Ben davontrug, bedeutet, dass wir nicht den genauen Zeitpunkt der Attacke feststellen können, nur den Zeitpunkt des Todes etwa um sechs Uhr am Abend. Das bedeutet, dass Ben die tödlichen Verletzungen zu jedem Zeitpunkt an diesem Nachmittag und Abend beigebracht worden sein können, da er lebend zuletzt etwa um zwei Uhr nachmittags gesehen wurde. Der Angeklagte behauptet, ein Alibi – seine Mutter – ab drei Uhr zu haben, aber Sie haben von dem Medikamentencocktail gehört, den die Mutter des Jungen an diesem Tag zu sich genommen hat, und Sie fragen sich daher zu Recht, ob sie glaubwürdig ist. – Sie haben Kriminaltechniker angehört, die Ihnen erläutert haben, wie das Blut des Opfers auf die Kleidung des Angreifers gelangt ist. Ich erinnere Sie daran, dass der Angeklagte Abwehrkratzer an seinen Armen und auch Fasern von der Kleidung des Opfers an seiner Jeans hatte, die nahelegen, dass er rittlings auf dem Opfer gesessen hat. In dieser Position wäre es dem Angeklagten möglich gewesen, die Schwerkraft auszunutzen, um die erheblichen, brutalen Gesichtsverletzungen zuzufügen, die dazu führten, dass der kleine Ben buchstäblich verblutet ist. – Sie haben den Gerichtsmediziner bezeugen hören, dass die Blutflecken an der Kleidung des Angeklagten von einem ›gewaltsamen Angriff auf Gesicht oder Nase des Opfers stammten, worauf Blut auf den Angreifer gespritzt ist‹. – Machen Sie keinen Fehler.« Jones hielt inne und stach mit dem Zeigefinger auf das Podium ein. Er beugte sich, auf den Finger gestützt, nach vorn, um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen, und blickte die Geschworenen starr an. »Das war kein einfach auszuführender Mord. Es war kein zufälliges Ereignis, kein Ausrutschen der Hand oder Verlieren des Gleichgewichts. Dies war ein gewalttätiger, blutiger Mord, ausgeführt von Angesicht zu Angesicht. – Sie haben den Angeklagten selbst von seiner Faszination von Mord und Tod erzählen hören. Sie haben die Aussage von Fachleuten gehört, dass der Angeklagte eine leichte Störung aus dem Asperger-Spektrum hat: eine Störung, die ihn zu Gewalttätigkeit neigen lässt, was es für ihn schwer macht, Freundschaften zu schließen, aber eine Störung, die ihn nicht hindert zu lügen , was seine Handlungen angeht. Und gelogen hat er, als er Ihnen in seiner Aussage erzählt hat, er habe das Opfer nicht ermordet. Wir haben von Nachbarn des Opfers gehört, deren Kinder von dem Angeklagten terrorisiert wurden, ehe er diesen einen Schritt weiterging und Benjamin Stokes brutal ermordete. Der Angeklagte hat Nachbarkinder mit Glasscherben bedroht und das Opfer tyrannisiert und physisch verletzt, ehe er Ben schließlich am achten August ermordete. – Jungs mögen nun mal Jungs sein, aber dieser Junge ist in der Nachbarschaft eine bekannte Gefahr. Er ist erwiesenermaßen zu diesem grauenhaften Verbrechen fähig. Kriminaltechnische Beweise sehen ihn am Schauplatz des Verbrechens. Wir wissen, dass der Angeklagte und das Opfer sich geprügelt haben, und das Blut des Opfers geriet auf die Kleidung des Angeklagten. – Sebastian Croll ist ein ausgewiesener Rowdy mit einem krankhaften Interesse an Mord, und gemordet hat er am achten August dieses Jahres. – Ich weiß, wenn Sie die Tatsachen dieses Falles bis zu Ende durchdacht haben werden, werden Sie den Angeklagten Sebastian Croll … schuldig sprechen.«
Daniel sah bereits die Schlagzeilen vor sich: ROWDY MIT KRANKHAFTEM INTERESSE AN MORD . Er dachte an Tyrels Prozess und daran, dass das Urteil als eine andersgeartete Gewalttat erschienen war.
In
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