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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nach Schema F
verfahren wäre, hätte ich eigentlich Talbot verhaften lassen müssen, aber ich
war überzeugt, daß er mich nicht gesehen hatte, als er aus dem Haus
herausgeeilt war. Wahrscheinlich würde ich ihn dort finden, wo er hingehörte —
im Haus der Landis’.
    Eine Stunde später stellte sich
diese Theorie als falsch heraus. Der einzige Mensch im Hause Landis war die
Köchin, die dick und taub war. Als sie schließlich begriff, worum es ging,
sagte sie mir, es sei Talbots halber freier Tag und er würde erst spät in der
Nacht zurückkehren. Ich fuhr in die Stadt zurück, aß schnell zu Abend und begab
mich dann ins Goldene Hufeisen.
    Auf einem Schild an der Tür
stand: Von 9 Uhr abends an geöffnet. Ich versuchte die Tür. Sie war
offen, und ich ging die Treppe in den Keller hinab.
    Ein paar Kellner waren damit beschäftigt,
Tische aufzustellen, und auf dem Podium saß Clarence Nesbitt und zupfte gelangweilt die Saiten seines Kontrabasses. Ich ging zum Podium
hinüber. Er blickte auf, sah mich an und hielt im Zupfen inne. »He, Lieutenant!«
sagte er.
    »Tag, Clarence«, antwortete
ich. »Der Laden läuft wieder auf Touren, was?«
    »Es steht in allen Zeitungen«,
sagte er. »Midnight meint, wir werden viele Gäste mit Gewalt wegjagen müssen.
Sie meint, es sei die beste Reklame, welche die Kneipe jemals gehabt hätte.«
    »’ne Reklamepuppe als Leiche,
das Hemd mit Tomatensauce beschmiert und vor euch hingelegt, das würde die
Gäste in Stimmung bringen.«
    Clarence verdrehte die Augen.
»Mann«, rief er, »setzen Sie mir keinen Floh ins Ohr!«
    »Sie haben wahrscheinlich
gelesen, daß der Bursche Johnny Landis hieß«, sagte ich. »Er war ein Jazzfan,
der oft herkam. Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht erinnern, ihn jemals hier
gesehen zu haben?«
    » Lieutenant«, antwortete er,
»alles, was wir sehen, sind ein Haufen Gesichter. Wir spielen hier oben, weil wir
in puncto Jazz was auf dem Kasten haben und weil wir leben müssen, um
weiterspielen zu können, ’nen anderen Grund gibt’s nicht — die Gesichter im
Lokal sind für uns eben Gesichter.«
    »Ja, ich verstehe, was Sie
sagen wollen«, antwortete ich. »Ist übrigens Miss O’Hara da?«
    »Ja«, sagte er, »in ihrem
Büro.«
    Ich überließ Clarence seinem Kontrabaß , ging nach hinten durch und klopfte an der Tür
des Büros an.
    »Herein!« rief sie.
    Ich trat ein. Sie saß vor dem
Spiegel und schminkte sich die Lippen. Sie trug ein scharlachrotes Kleid, das
ganz genau und bis in jede Kleinigkeit dem Kleid entsprach, das sie am Abend
zuvor getragen hatte.
    »Oh!« sagte sie, als sie mich
im Spiegel erblickte. »Sind Sie es!«
    »Das klingt ja so, als ob Sie
mich vermißt hätten!« sagte ich.
    »Ja, wie ’n Hexenschuß !«
sagte sie. »Was wollen Sie?«
    »Mich ein bißchen unterhalten«,
sagte ich. »Ein nettes, vertrauliches Gespräch von Mann zu Frau. Das ist immer
viel interessanter als von Mann zu Mann, ist das nicht auch Ihre Meinung?«
    »Nein«, sagte sie schroff. »Ich
bin beschäftigt. Nach dem Rummel in den Zeitungen wird es heute
nacht ein Bombengeschäft geben. Alle Radaubrüder im Umkreis von
fünfundzwanzig Kilometern werden hier sein und Maul und Nase auf sperren.«
    »Eine Gelegenheit für Ihre
Kellner, den Brüdern den Schnaps zu Phantasiepreisen in den Schlund zu gießen.«
    »Ich betreibe dieses Lokal, um
davon zu leben«, sagte sie kurz angebunden.
    »Ich bin ein verträglicher
Charakter«, sagte ich. »Wir können uns jetzt unterhalten oder nach Ihrem
Auftritt.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt,
daß ich heute nacht sehr beschäftigt bin.«
    »In der Hinsicht überschätzen
Sie meine Verträglichkeit«, sagte ich. »Entschließen Sie sich, wann Sie sich
mit mir unterhalten wollen, oder ich nehme Sie gleich mit zu uns auf die Polizei,
um uns dort zu unterhalten. Für Stunden vermutlich.«
    Haßerfüllt starrte sie mich an. »Also
gut! Nach meinem Auftritt.«
    »Hier?«
    »Lieber nicht«, sagte sie. »Ich
vermute, daß ich früh gehen muß. Sie könnten mich nach Hause fahren, falls Sie
einen Wagen besitzen.«
    »Ich besitze einen Wagen — aber
gehören tut er der Autofinanzierungsgesellschaft.«
    »Also dann um Viertel nach
zwölf draußen.«
    »Gut«, sagte ich. »Bis
nachher.«
    »Nur eins noch, Lieutenant.«
    »Miss O’Hara?«
    »Ich erwarte Sie rein dienstlich,
also keine Mätzchen. Ich möchte das von vornherein klarstellen.«
    »Rein dienstlich, Miss O’Hara«,
antwortete ich. »Ich würde Sie ja gerne mit Ihrem

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