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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mitternächtlichen Vornamen
nennen, aber dazu ist es ja noch ein paar Stunden zu früh.«
    Ich ging wieder hinaus und
fragte mich, ob ich wohl drauf und dran war, eine weiche Birne zu bekommen, und
ich dachte, vielleicht war’s soweit, aber wer konnte mir daraus einen Vorwurf
machen? Ich dachte, Schiete damit, Schiete Johnny Landis, Schiete mit seinem Vater und Schiete mit Sheriff Lavers . Diese Überlegungen gaben mir den Mut, nach Hause
zurückzukehren.
    Es war nach acht Uhr, als ich
in meine Wohnung gelangte. Ich legte Ellingtons A Drum is a Woman und Early Ellington auf den
Plattenspieler und stellte das Hi-Fi-Gerät an. Dann goß ich mir was zu trinken
ein und ließ mich in einen Sessel fallen.
    In der Mitte von Caribee Joe klingelte das Telefon, und ohne
zu überlegen hob ich den Hörer ab.
    »Wo, zum Henker, haben Sie denn
gesteckt?« bellte mir eine vertraute Stimme ins Ohr.
    »Entwerfen Sie gerade mein
Kündigungsgesuch?« sagte ich zweifelnd.
    »Waren Sie dabei, als Landis
mich angerufen hat?« fragte er.
    »Ich war dabei«, sagte ich.
    »Ich muß etwas unternehmen«,
erklärte Lavers . »Morgen früh wird er die ganze erste
Seite damit vollknallen. Bisher habe ich allen Reportern gegenüber jede
Stellungnahme abgelehnt, aber sowie die Tribune erscheint, muß ich irgendwas sagen.«
    »Wie wär’s mit: Landis kann
uns mal?« schlug ich vor.
    »Und wie wär’s mit: Wheeler
zum Sergeanten degradiert?« fauchte er.
    Darauf fiel mir keine Antwort
ein.
    »Ich verstehe aber einfach
nicht, wieso er nach Hause zurückgekehrt ist und Sie dort angetroffen hat«,
fuhr Lavers fort.
    »Das will ich Ihnen erklären«,
sagte ich. »Es handelt sich dabei um die klassische Lösung aller Verbrechen.
Der Butler hat es getan. Er hat Landis angerufen und ihm gesagt, daß ich da
bin.«
    »Haben Sie denn irgend etwas Brauchbares aus der Tochter herausgeholt?«
    Ich dachte einen Augenblick
nach und gelangte zu dem Schluß, daß Lavers sich kaum
für mein Liebesleben interessieren würde.
    »Nichts Bestimmtes«, erwiderte
ich beim Thema bleibend. »>Ich konnte John nicht ausstehen, er war ein übler
Strolch. Niemand konnte ihn leiden.< Das war so das Wesentliche.«
    »Das hilft uns nicht viel
weiter!«
    »Ich hoffe, mehr
herauszubekommen«, sagte ich.
    »Sie täten gut daran, sich
damit zu beeilen«, sagte er. »Und seien Sie morgen früh um neun Uhr in meinem
Büro — aber pünktlich, Wheeler!«
    »Jawohl, Sir«, sagte ich und
legte auf.
    Beinahe unmittelbar darauf klingelte
das Telefon erneut. Ich legte den Hörer an mein Ohr und sagte: »Jawohl, Sir,
morgen früh um neun.«
    Am anderen Ende entstand eine Lavers ganz unähnliche Stille. Dann fragte eine bedrückte
Stimme: » Lieutenant Wheeler?«
    »Wer ist denn da?« fragte ich.
    »Hier spricht Talbot, Sir«,
erwiderte er, und seine Stimme zitterte ein wenig. »Seit Stunden versuche ich
schon, Sie zu erreichen. Ich muß Sie sofort sprechen!«
    »Gut«, antwortete ich und gab
ihm die Adresse meiner Wohnung. »Wann werden Sie denn hier sein?«
    »Sobald ich kann, Lieutenant!«
sagte er. Es folgte ein leises Knacken, als er den Hörer auflegte.
    So hatte ich also mich nach
Talbot gesehnt und er nach mir. Wer sagte doch, es sei die Liebe, die die Welt
kreisen ließe?
    Ich goß mir noch ein Glas ein
und versank wieder in meinem Sessel. Ich ließ den Creole Love Call durch die fünf strategisch im Zimmer verteilten Lautsprecher auf
mich niederrieseln und war wunschlos glücklich.
    Zehn Minuten später klingelte
das Telefon zum drittenmal . Ich erkannte die Stimme sofort.
Diese schrille Atemlosigkeit, die meine Nervenenden so zum Schwirren brachte
wie die ihren wahrscheinlich dauernd schwirrten, war nicht zu verwechseln.
    »Al«, sagte sie, »es tut mir
außerordentlich leid, was heute passiert ist. Es war so beschämend, ich hätte
sterben können, wirklich. Ich weiß nicht, warum Vater gerade in dem Augenblick
zurückgekommen ist. Es nützt auch nichts, zu versuchen, ihm die Sache zu
erklären, denn er hört gar nicht zu. Er..., ich lebe in ständiger Angst vor
ihm. Ich habe mich schon immer vor ihm gefürchtet, solange ich nur denken
kann.«
    »Machen Sie sich wegen heute nachmittag keine Sorgen«, erwiderte ich.
    »Aber ich mache mir Sorgen,
Al«, sagte sie. »Wissen Sie, Ihre emotionelle Wirkung auf mich war ziemlich
verwirrend. Fand keine Gelegenheit, festzustellen, ob...«
    »Ja, sicher«, antwortete ich.
    »Vater ist jetzt nicht da«,
erklärte sie. »Er ist jetzt in der

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