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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Kehle. Ich stellte die beiden Gläser auf den Tisch
zurück. Sie hatte völlig recht — wer brauchte schon künstliche Reizmittel?
Einen Augenblick später lag die glitzernde Brille neben den Gläsern.
    Rena ging auf die Couch zu und
sah sie einen Augenblick lang an.
    »Könnten Sie nicht die Musik
abstellen, Al?« sagte sie. »Sie ist...«
    »Ebenfalls ein künstliches
Reizmittel«, unterbrach ich sie. Ich ging zum Plattenspieler und stellte ihn
ab. Als ich wieder zur Couch zurückkehrte, hatte sie das chinesische Kleid zur
Brille gelegt.
    Ihre Zungenspitze fuhr einen Augenblick
lang über ihre Lippen.
    »Erinnern Sie sich noch an das,
was ich heute vormittag sagte, bevor wir unterbrochen
wurden?«
    »Die Sache mit der Basis von
fünfzig zu fünfzig«, sagte ich. »Ich erinnere mich sehr gut.«
    Die Zeit verstrich auf
Zauberschwingen, wie die Dichter sagen. Oder stammte es vom Werbechef einer
Flugzeuggesellschaft? Jedenfalls lächelte mich eine Stunde und zehn Minuten
später — ich hatte es auf meiner Uhr genau festgestellt — Rena zärtlich an.
    »Ich denke, ich gehe mir jetzt
mal die Nase pudern«, sagte sie. »Übrigens, du hast wirklich primitive
Instinkte, findest du nicht auch?«
    »Gleich die Tür rechts, wenn du
in die Diele kommst«, sagte ich. Ich trank beide Gläser Whisky aus, und es
gelang mir, noch eine Zigarette anzuzünden, bevor sie aufschrie.
    Und schon war sie wieder im
Wohnzimmer, die Augen weit aufgerissen und von Schreck erfüllt.
    »Al!« Fast schluchzte sie. »Da
liegt ein Mann im Badezimmer!«
    »Talbot«, sagte ich zustimmend.
    »Der ist ja tot!«
    »Kannst dich davon überzeugen.«
    »Und du hast es gewußt?«
    »Es passierte einen Augenblick
bevor du kamst«, sagte ich.
    »Aber wie denn?«
    »Jemand hat ihn, kurz bevor ich
die Tür öffnete, erschossen.«
    Sie setzte sich neben mich auf
die Couch. »Halt mich fest, Al«, flüsterte sie. »Ich habe Angst.«
    Ich legte meinen Arm um sie,
und nach einer Weile hörte sie auf zu zittern.
    »Armer Talbot«, sagte sie. »Wer
kann ihm bloß nach dem Leben getrachtet haben?«
    »Ich dachte, du vielleicht«,
sagte ich. »Deswegen habe ich dich den Leichnam finden lassen. Ich war an deiner
Reaktion interessiert. Aber ich glaube, deine Reaktion war echt, Liebling. Du
hast offenbar nicht gewußt, daß er tot war, bevor du ihn da drin entdecktest.«
    »Al«, sagte sie, »gelegentlich
bist du nichts weiter als ein...«
    »Kriminaler«, sagte ich. »Hast
du irgendeine Ahnung, wer ihm ans Leder wollte?«
    »Natürlich nicht«, entgegnete
sie verächtlich. »Wie komme ich dazu, etwas über das Privatleben eines —
Butlers zu wissen!«
    »Willst du damit sagen, du
warst die Dame des Hauses und er der Angestellte, mit dem man eben nicht
verkehrt?«
    »Du erwartest doch wohl kaum
von mir, daß ich irgend etwas über ihn weiß?« fragte
sie. »Wahrscheinlich hat er den Gärtner erpreßt und mit der Köchin geschlafen!«
    »Das glaube ich nicht«, sagte
ich. »Ich habe die Köchin gesehen.«
    »Jedenfalls«, sagte sie
plötzlich, »was wollte er ausgerechnet von dir?«
    »Er rief mich an und sagte, er
müsse mich sofort sprechen. Er hatte offensichtlich etwas Lebenswichtiges
mitzuteilen — jedenfalls wichtig genug, um jemand zu veranlassen, ihn umzubringen,
bevor er es mir erzählen konnte.«
    »Ich weiß nicht, was das für
eine Information gewesen sein könnte«, sagte sie. »Talbot war nicht der Mann,
vertrauliche Dinge zu verraten«, sie sah mich einen Augenblick von der Seite an,
»wenn es irgendwelche Geheimnisse gegeben hätte, was nicht der Fall war.«
    Ich dachte, es könnte nicht
schaden, ihr die Wahrheit zu sagen, natürlich nicht die ganze Wahrheit.
    »Talbot wurde mit einigem
Nachdruck dazu gebracht«, sagte ich. »Ich hatte ihm zu verstehen gegeben, daß
ich, wenn er mit dem, was bei euch zu Hause los war, nicht herausrückte, einem
Konkurrenzblatt der Tribune einen Wink geben
würde. Was los war, wenn der liebe Papi im Büro saß, wäre doch Stoff für eine
reizende Geschichte gewesen.«
    »Was willst du damit sagen?«
fragte sie atemlos.
    »Talbot war kein schlecht
aussehender Bursche«, sagte ich. »Es ist wohl nicht abwegig, anzunehmen, daß du
deine primitiven Instinkte auch bei ihm ausprobiert hast. Vielleicht hast du
ihn sogar als emotionell stimulierend empfunden?«
    Sie wand sich von meinem Arm
los und schlug mir ins Gesicht.
    »Ich stellte ihn vor die Wahl«,
sagte ich. »Entweder kam er zu mir, oder ich gab der Zeitung einen Wink.

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