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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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voller Stolz
behaupten, daß es im ganzen Staat kein besseres Sanatorium gibt.«
    »Es muß doch sehr viel kosten,
einen solchen Betrieb zu unterhalten?«
    »Das bestimmt.« Er nickte.
»Aber unsere Kundschaft ist ja auch durchaus exklusiv.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß
dies ein Ort ist, an den nur die besten Familien ihre schwarzen Schafe
hinbringen?«
    Er biß sich plötzlich in den
Fingernagel.
    »Ganz so möchte ich es ja nun
nicht formulieren«, erwiderte er. »Jeder Patient, den wir hier aufnehmen, ist
eine Last weniger für den Staat, Lieutenant. Leute, die es sich leisten können,
für die weniger glücklichen Mitglieder ihrer Familie zu sorgen, haben doch
sicher ein Recht dazu, finden Sie nicht?«
    »Ja, gewiß«, stimmte ich ihm
bei.
    Es wurde an der Tür leise
geklopft; die Krankenschwester kam wieder herein, und legte dem Arzt eine
Karteikarte auf den Tisch. »Das ist der einzige, Doktor«, sagte sie und ging
wieder hinaus.
    Ich beugte mich auf meinem
Sessel ein wenig vor.
    »Das wäre ein Booth«, sagte Maybury . »Er war fast ein Jahr lang bei uns. Er wurde vor
vier Monaten entlassen.«
    »Wohin?«
    »Schwer zu sagen, Lieutenant.« Maybury zuckte die Schultern. »Er ist gestorben.«
    Es war also nicht der ungekämmte
Kellner Booth.
    »Hilft Ihnen das weiter?«
fragte Maybury höflich.
    »Nein«, antwortete ich, »aber —
was ist denn das?« fragte ich ihn.
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Es hörte sich an, als wäre etwas
an der Tür vorbeigestrichen«, sagte ich. »Es klang wie ein Hund oder so etwas.«
    » Lieutenant«, seine Stimme war
voller Geduld, »wir würden ja wohl kaum Tiere in ein solches Sanatorium...«
Plötzlich verhärtete sich sein Gesicht. »Etwas, was vorbeistrich?«
    Er bewegte sich schnell, und
bevor ich aufstehen konnte, hatte er schon die Tür aufgerissen. Im gleichen
Augenblick hörte ich von draußen einen Schrei des Entsetzens, der jäh abbrach.
    Ich trat hinter Maybury auf den Gang hinaus und folgte ihm zum Empfang.
    Neben dem Tisch stand der
größte Kerl, den ich jemals gesehen hatte. Er war vom Nacken bis zu den Fersen
in ein weißes Lacken gehüllt, das ihn noch größer aussehen ließ.
    Er hatte die rothaarige
Krankenschwester an der Gurgel gepackt und hielt sie mühelos mit einer Hand.
Ihre Beine strampelten nutzlos ein paar Zentimeter über dem Boden.
    Als wir uns ihm näherten,
versetzte er ihr einen Stoß in den Magen.
    »Cedric!« rief Maybury mit hoher schriller Stimme.
    Der große Bursche schmiß die Krankenschwester verächtlich weg. Sie stürzte zu
Boden, blieb liegen und krümmte sich. Dann wandte er sich uns zu.
    Er war jung, kaum älter als
zwei- oder dreiundzwanzig. Er hatte hellblondes, kurzgeschnittenes Haar und
durchdringende blaue Augen. Er verzog verdrießlich den Mund, als er uns ansah.
    »Blöde Puppe!« sagte er mißgestimmt . »Will nicht Mama sagen!«
    »Sie haben die falsche Puppe
erwischt, Cedric«, erklärte Maybury mit
beschwichtigender Stimme. »Die Puppe, die Mama sagt, ist in Ihrem Zimmer.«
    »Geh nicht dahin zurück«,
erklärte Cedric. »Gefällt mir nicht. Immerzu dunkel und sie...«
    Drei kräftige Wärter erschienen
am Vordereingang und begannen, sich ihm vorsichtig zu nähern.
    »Ich gehe nicht zurück«,
wiederholte Cedric. »Will eine neue Puppe, will eine haben, die...«
    Die Wärter sprangen ihn von
hinten an. Es folgte ein kurzer, heftiger Kampf, und dann hatten sie ihm die
Zwangsjacke wieder umgelegt.
    »Wie hat denn das geschehen
können, Borden?« fragte Maybury scharf.
    »Es tut mir leid, Doktor«,
sagte einer der Wärter betreten. Er wischte sich das Blut ab, das ihm von einem
Mundwinkel, wo Cedric ihm einen Schlag versetzt hatte, herabrann. »Die letzten
paar Wochen war er ganz ruhig. Jones hat ihm sein Essen gebracht und die Tür
nicht verschlossen.«
    »Wenn es noch einmal vorkommt,
fliegt Jones«, erklärte Maybury streng, »und Sie
auch! Und nun bringen Sie ihn in seine..., in sein Zimmer zurück.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte
Borden, und sie schubsten Cedric den Gang entlang und die Treppe hinauf.
    Die Krankenschwester war wieder
auf, preßte sich eine Hand auf den Magen und stützte sich gegen den Tisch.
    »Geht’s einigermaßen?« fragte Maybury .
    »Ja, danke.« Sie lächelte
schwach. »Es ging noch mal gut. Er hat nicht richtig fest zugeschlagen. Ich glaube,
mehr als alles andere, war ich vor Angst halb tot.«
    »Na schön. Gott sei Dank ist
nichts passiert.« Maybury tupfte sich die Stirn mit
einem weißen

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