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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wer hätte das wissen können? fragte Laura sich.
    »Außerdem mußte der Zeitreisende zuverlässig und imstande sein, seinen Auftrag streng geheimzuhalten. Aus dieser Sicht war ich die Idealbesetzung gewesen.«
    »SS-Führer, Spion und erster Chrononaut!« sagte Chris beeindruckt. »Wow, ein faszinierendes Leben!«
    »Gott gebe dir ein weit weniger bewegtes Leben«, wehrte Stefan Krieger ab. Er starrte Laura intensiver als zuvor an. Aus dem Blick seiner leuchtendblauen Augen sprach eine gequälte Seele. »Laura … was hältst du jetzt von deinem Beschützer? Kein Engel, sondern ein Handlanger Hitlers, ein SS-Verbrecher.«
    »Kein Verbrecher!« widersprach Laura. »Dein Vater, deine Zeit und deine Gesellschaft haben versucht, einen Verbrecher aus dir zu machen, aber du bist im Innersten unbeugsam geblieben. Du bist kein Verbrecher, Stefan – du nicht!«
    »Aber auch kein Engel«, stellte er fest. »Bestimmt kein Engel, Laura. Am Tag des Jüngsten Gerichts werden meine Untaten mir einen eigenen kleinen Platz in der Hölle einbringen.«
    Der aufs Dach trommelnde Regen erschien Laura wie verrinnende Zeit: Millionen und Abermillionen kostbarer Minuten, Stunden und Tage, die durch Gullies und Fallrohre abliefen, versickerten, ungenutzt blieben.
    Nachdem Laura die Essensreste weggetragen und in einen Müllbehälter hinter der Rezeption gekippt und mit drei weiteren Cokes aus dem Automaten zurückgekommen war, stellte sie ihrem Beschützer endlich die Frage, die ihr auf der Zunge lag, seitdem er aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht war: »Weshalb? Warum hast du dich auf mich, auf mein Leben konzentriert, warum wolltest du mir ab und zu aus der Klemme helfen? Um Himmels willen, wie hängt mein Schicksal mit Nazis, Zeitreisenden und der Zukunft der Welt zusammen?«
    Stefan erklärte ihr, daß er auf seiner dritten Zeitreise im Kalifornien des Jahres 1984 gewesen sei, weil die beiden vorigen Reisen – zwei Wochen im Jahre 1954, zwei Wochen im Jahre 1964 – ihm gezeigt hätten, daß Kalifornien das künftige Kultur- und Wissenschaftszentrum der fortschrittlichsten Nation der Welt sein werde. Unterdessen war er nicht mehr der einzige Zeitreisende: Seit Ausflüge in die Zukunft sich als ungefährlich erwiesen hatten, hatte er vier Kollegen bekommen. Auf dieser dritten Reise hatte Stefan noch die Zukunft und Einzelheiten der Entwicklung im Krieg und in der Nachkriegszeit zu erkunden und sich außerdem damit zu befassen, welche wissenschaftlichen Fortschritte dieser vier Jahrzehnte sich ins Berlin des Jahres 1944 verpflanzen ließen, um Hitler zu helfen, den Krieg zu gewinnen – nicht weil er dazu beitragen wollte, sondern weil er hoffte, ihre Anwendung sabotieren zu können. Zu seiner Kundschaftertätigkeit gehörte, daß er Zeitungen las, fernsah, sich mit Amerikanern unterhielt und sich so einen Überblick über das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts machte.
    Stefan lehnte sich jetzt in die Kissen zurück und schilderte seine dritte Kalifornienreise in ganz anderem Tonfall als zuvor die grimmige Zeit bis 1944. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie’s für mich gewesen ist, zum ersten Mal durch Los Angeles zu gehen! Wäre ich statt vierzig tausend Jahre in die Zukunft gereist, hätten die Eindrücke nicht erstaunlicher sein können.Die vielen Autos! Überall Autos – darunter viele deutsche Marken, was zu beweisen schien, daß das neue Deutschland nach dem Krieg nicht geächtet worden war. Das hat mich zutiefst gerührt.«
    »Wir haben einen Mercedes«, warf Chris ein. »Große Klasse, aber mir gefällt der Jeep besser.«
    »Die Autos«, sagte Stefan, »der Lebensstil, die erstaunlichen Fortschritte: Digitaluhren, Heimcomputer, Videorekorder für Filmvorführungen im eigenen Wohnzimmer! Auch nach fünf Besuchstagen hatte ich mich noch nicht von meinem angenehmen Schock erholt und war jeden Morgen begierig auf neue Wunder. Am sechsten Tag kam ich an einer Buchhandlung in Westwood vorbei und sah eine Schlange von Kunden davor, die sich einen eben gekauften Roman signieren lassen wollten. Ich ging hinein, um zu schmökern und zu sehen, was für ein Buch so erfolgreich war – auch ein Schritt zum besseren Verständnis der amerikanischen Gesellschaft. Und da hast du gesessen, Laura: an einem Tisch, auf dem sich Exemplare deines ersten Erfolgs ›Riffe‹ türmten.«
    Sie beugte sich vor. »›Riffe‹? Aber ich habe nie ein Buch mit diesem Titel geschrieben!«
    Auch diesmal begriff Chris rascher. »Dieses Buch hättest du in

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