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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schlechtes Ziel, und sie hatte nicht die Absicht, weitere Munition zu vergeuden.
    Noch während Lara den zweiten Mann in Deckung gehen sah, eröffnete ein dritter Schütze, der sich hinter dem Toyota versteckt hielt, überraschend das Feuer. Kugeln schlugen in den Buick ein, verfehlten sie nur knapp und zwangen sie dazu, sich wieder hinzuwerfen.
    Stefan würde in spätestens drei bis vier Minuten zurücksein.
    Das war nicht lange, durchaus nicht lange, aber eine Ewigkeit.
    Chris saß mit dem Rücken an die Stoßstange des Buick gelehnt da, hatte die Knie bis zur Brust hochgezogen, umklammerte sie mit den Armen und zitterte sichtbar.
    »Wir schaffen’s, Kleiner!« versicherte Laura ihm.
    Er starrte sie nur wortlos an. In all den Krisensituationen der letzten Wochen hatte sie ihn noch nie so entmutigt erlebt. Er war blaß, sein Gesicht verfallen. Er hatte plötzlich erkannt, daß ihr ganzes Verstecken spielen nur für ihn ein Spiel gewesen war und in der Realität nichts so einfach lief wie im Film, und diese erschreckende Einsicht hatte in ihm tiefe Resignation ausgelöst.
    »Wir schaffen’s«, wiederholte sie und kroch dann rasch an Chris vorbei zum linken Kotflügel, um die Wüste nördlich von ihnen zu beobachten.
    Laura fürchtete, weitere Männer könnten versuchen, sie dort zu umgehen. Das durfte sie unter keinen Umständen zulassen, weil dann der Buick als Deckung wertlos gewesen wäre: Dann hätten Chris und sie nur noch in die Wüste fliehen können, wo sie nach spätestens 50 Metern niedergeschossen worden wären. Der Buick war die einzig brauchbare Deckung in weitem Umkreis. Sie mußte dafür sorgen, daß er zwischen ihnen und den Männern blieb.
    An ihrer Nordflanke war niemand zu sehen. In dieser Richtung war das Gelände stärker gegliedert, wies Felszacken, niedrige Dünen und bestimmt auch Mulden auf, in denen vielleicht schon jetzt ein weiterer Angreifer Deckung gefunden hatte. Aber dort bewegten sich nur drei trockene Tumbleweeds; der leichte, ungleichmäßige Wind trieb sie langsam, auf wechselnden Bahnen vor sich her.
    Sie kroch an Chris vorbei auf die andere Seite zurück und kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, daß die beiden Männer im Süden bereits wieder unterwegs waren. Sie waren noch etwa 35 Meter südlich von ihr, aber nur noch 20 Meter von der Kühlerfront des Buick entfernt – und kamen erschrekkend schnell näher. Während der vordere Mann tief geduckt im Zickzack lief, war der andere kühner; vielleicht verließ er sich darauf, daß Laura sich auf seinen Vordermann konzentrieren würde.
    Laura reagierte jedoch unerwartet: Sie stand auf, beugte sich so weit wie nötig über den Buick hinaus, benützte den Wagen trotzdem noch als Deckung und gab einen zwei Sekunden langen Feuerstoß ab. Der Bewaffnete hinter dem Toyota schoß wieder, um seinen Kameraden Feuerschutz zu geben, aber ihre MP-Garbe war zielsicher genug, um den zweiten Laufenden von den Beinen zu holen und in eine stachelige Manzanita zu werfen.
    Der Getroffene war nicht tot, aber offenbar außer Gefecht. Seine Schreie waren so schrill und markerschütternd, daß kaum ein Zweifel bestand, daß er sterben würde.
    Als Laura sich wieder in Deckung fallen ließ, merkte sie zu ihrer Überraschung, daß sie grimmig lächelte. Das Entsetzen und die Schmerzen, die aus den Schreien des Verletzten sprachen, verschafften ihr tiefe Befriedigung. Ihre Reaktion, die Gewalt ihres Blut- und Rachedursts verblüffte sie, aber sie unterdrückte sie nicht, denn sie spürte, daß sie besser und gerissener kämpfen würde, solange diese animalische Wut anhielt.
    Einer war erledigt. Vielleicht waren nur noch zwei übrig.
    Und Stefan würde bald zurückkehren. Er hatte die Zeitmaschine so programmiert, daß sie ihn unabhängig davon, wie lange er sich in der Vergangenheit aufhalten mußte, wenige Minuten nach seiner Abreise zurückbringen würde. In spätestens zwei bis drei Minuten war er wieder hier und würde auf ihrer Seite in den Kampf eingreifen.
    Der Premierminister schaute zufällig in Stefans Richtung, als dieser sich materialisierte, der Uniformierte aber, ein Sergeant, bemerkte ihn nur wegen der elektrischen Entladungen, die seine Ankunft begleiteten. Tausende von blendendhellen Schlangen aus bläulichweißem Licht strahlten von Stefan aus, als erzeuge sein Körper sie. Die sonst üblichen Blitze und der Donner aus heiterem Himmel waren in diesen Bunkerräumen nicht wahrnehmbar, aber ein Teil der freigesetzten Energie war auch

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