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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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daß die Sonne in sechs Milliarden Jahren erloschen oder als Nova aufgeflammt sein würde, und wollte die Toten dorthin schicken, wo niemand sie fand oder gar ihre Gürtel benützte, um ins Institut zurückzukehren.
    Der Umgang mit den Toten in dem nächtlich stillen Gebäude war eine unheimliche Sache. Stefan erstarrte mehrmals, weil ihm vorkam, er habe leise Geräusche gehört. Zwischendurch machte er sich sogar wiederholt auf die Suche nach der Ursache vermeintlicher Geräusche, ohne jedoch etwas zu finden. Einmal starrte er einen der Toten an, weil er davon überzeugt war, die Leiche habe sich aufzurichten begonnen, und das leise Scharren, das er vernahm, sei eine kalte Hand, die nach einem Maschinenteil tastete, um sich daran hochzuziehen.
    Stefan hievte die Gastoten einzeln in den Stahlzylinder, schob sie vor sich her bis zum Übergangspunkt und stieß sie über die Grenze des Energiefelds. Die Leichen fielen durchs unsichtbare Tor der Zeit und verschwanden. Sie würden an einem unvorstellbar fernen Zeitpunkt auftauchen – auf einer vereisten, längst nicht mehr belebten Erde oder in jenem Vakuum des Weltalls, wo dieser Planet einst existiert hatte, bevor seine Sonne explodiert war.
    Er achtete sorgfältig darauf, die durch den Übergangspunkt führende imaginäre Grenze nicht zu überschreiten. Wäre er plötzlich sechs Milliardenjahre weit ins Vakuum des Weltalls transportiert worden, wäre er tot gewesen, bevor er eine Chance gehabt hätte, auf den Knopf seines Gürtels zu drücken und ins Institut zurückzukehren.
    Bis Stefan die fünf Leichen abtransportiert und sämtliche Spuren ihres gewaltsamen Todes beseitigt hatte, war er total erschöpft. Zum Glück hinterließ das Nervengas keine sichtbaren Spuren, so daß keine Notwendigkeit bestand, etwaige Reste zu beseitigen. Die verletzte Schulter schmerzte so stark wie in den Tagen unmittelbar nach seiner Verletzung.
    Zumindest hatte er seine Spuren verwischt. Am nächsten Morgen würde es so aussehen, als wären Kokoschka, Höppner, Eicke, Schmauser und die beiden Gestapobeamten von der Niederlage des Dritten Reichs überzeugt, in eine Zukunft desertiert, von der sie sich Frieden und Wohlstand versprachen.
    Dann fielen Stefan die verendeten Tiere im Keller des Instituts ein. Falls er sie in ihren Käfigen ließ, würden sie zur Feststellung der Todesursache untersucht werden – und die Ergebnisse konnten Zweifel an der Theorie wecken, Kokoschka und die anderen seien durchs Tor in die Zukunft desertiert. Der Hauptverdächtige wäre dann automatisch wieder Stefan Krieger gewesen. Am besten ließ er die Tiere ebenfalls verschwinden. Das würde den Ermittlern Rätsel aufgeben, aber nicht unmittelbar auf die Wahrheit hinweisen, wie es der Zustand der Tierkadaver getan hätte.
    Der heiße, pochende Schmerz in seiner Schulter wurde heißer, während Stefan frischgewaschene Laborkittel als Leichentücher benützte, jeweils mehrere Tiere zusammenlegte und sie mit Stricken verschnürte. Dann schnallte er auch um diese Pakete Gürtel und schickte sie sechs Milliarden Jahre weit in die Zukunft. Zuletzt holte er den leeren Nervengasbehälter aus dem Korridor und schickte in ebenfalls hinterher.
    Dann war er endlich soweit, daß er die beiden entscheidend wichtigen Reisen unternehmen konnte, die hoffentlich zur völligen Zerstörung des Instituts und der sicheren militärischen Niederlage des Dritten Reichs führen würden. Stefan trat ans Programmierpult und zog einen zusammengefalteten Zettel aus der Hüfttasche seiner Jeans; dieser Zettel enthielt die Ergebnisse der tagelangen Berechnungen, die Stefan und Laura in Palm Springs mit dem IBM-PC angestellt hatten.
    Wäre er imstande gewesen, aus dem Jahre 1989 mit genügend Sprengstoff zurückzukehren, um das Institut in einen rauchenden Trümmerhaufen zu verwandeln, hätte er die Sache gleich hier und jetzt erledigt. Aber außer dem schweren Vexxon-Zylinder, der Uzi und seiner Pistole hätte er jedoch höchstens 20 bis 25 Kilogramm Plastiksprengstoff mitnehmen können – bei weitem nicht genug für diesen Zweck. Seine im Keller und auf dem Dachboden des Instituts angebrachten Sprengladungen hatte Kokoschka vor einigen Tagen – nach hiesiger Zeit gerechnet – entschärft und ausgebaut. Stefan hätte mit ein paar Benzinkanistern aus dem Jahre 1989 zurückkommen und versuchen können, das Gebäude niederzubrennen; die wichtigsten Forschungsunterlagen wurden jedoch in feuerfesten Panzerschränken aufbewahrt, für die er

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