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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zu entfernen.
    Als sie dann später mit den Ackerson-Zwillingen beim allabendlichen Palaver auf dem Fußboden ihres Zimmers hocke, grölte Thelma vor Lachen über die Aufforderung des Aals, Laura sollte sich seine »große Tootsie Roll« ansehen. »Der Junge ist unbezahlbar, was? Wo hat er bloß diese Sprüche her? Ob sie bei Doubleday ›klassische Aufreißer für Perverse‹ oder dergleichen rausgebracht haben?«
    »Entscheidend ist aber«, meinte Ruth besorgt, »daß Lauras bestimmtes Auftreten ihn nicht entmutigt hat. Ich bezweifle, daß er in ihrem Fall so rasch aufgeben wird wie bei den anderen Mädchen, die ihn abgewiesen haben.«
    In dieser Nacht schlief Laura schlecht. Sie dachte an ihren speziellen Beschützer und fragte sich, ob er auch diesmal wie durch ein Wunder auftauchen und sie vor Willy Sheener retten würde. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dieses Mal nicht auf ihn zählen zu können.
    In den nächsten zwei Wochen bis über Mitte August hinaus beschattete der Aal Laura so zuverlässig, wie der Mond der Erde folgt. Ging sie mit den Ackerson-Zwillingen ins Spielzimmer, um Karten oder Monopoly zu spielen, war Sheener zehn Minuten später ebenfalls da und putzte Fenster, polierte Möbel oder reparierte eine Vorhangstange, obwohl er in Wirklichkeit nur Augen für Laura hatte. Flüchteten die Mädchen sich in eine Ecke des Spielplatzes hinter dem Haus, um zu plaudern oder selbsterfundene Spiele zu spielen, tauchte er wenig später auf, weil er plötzlich entdeckt hatte, daß dort Stauden gedüngt oder gestutzt werden mußten. Und obwohl der zweite Stock den Mädchen vorbehalten war, durften Mitarbeiter ihn werktags von 10 bis 16 Uhr zu Wartungsarbeiten betreten, so daß Laura sich in dieser Zeit nie ungefährdet auf ihr Zimmer flüchten konnte.
    Noch schlimmer als diese Verfolgungen durch den Aal war das erschreckende Tempo, mit der seine dunkle Leidenschaft für Laura wuchs: eine krankhafte Begierde, die sich in seinem immer starreren Blick und dem sauren Schweiß zeigte, in den er ausbrach, sobald er länger als ein paar Minuten in einem Raum mit ihr zusammen war.
    Laura, Ruth und Thelma versuchten sich einzureden, die von Sheener ausgehende Gefahr verringere sich mit jedem Tag, an dem er nichts unternehme, sein Zögern beweise, daß er Laura für unerreichbar halte. Im Innersten wußten sie, daß das so war, als wollte man den Drachen mit einem Wunsch erschlagen. Aber sie waren außerstande, das ganze Ausmaß der Gefahr zu begreifen, bis sie an einem Samstagnachmittag Ende August in ihr Zimmer zurückkamen und dort Tammy vorfanden, die in einem Anfall perverser Eifersucht Lauras Bücher zerfetzte.
    Laura bewahrte rund 50 Taschenbücher – ihre Lieblingsbücher, die sie aus der Wohnung über dem Lebensmittelgeschäft mitgebracht hatte – in einer Schachtel unter ihrem Bett auf. Tammy hatte sie hervorgeholt und vor Haß rasend bereits zwei Drittel der Bücher zerrissen.
    Laura war zu entsetzt, um reagieren zu können, aber Ruth und Thelma rissen die Tobende von den Büchern zurück und hielten sie fest.
    Weil dies ihre Lieblingsbücher waren, weil ihr Vater sie ihr gekauft hatte, so daß sie nun Verbindungsglieder zu ihm darstellten, und vor allem weil sie so wenig besaß, schmerzte Laura diese Zerstörung. Ihre wenigen Habseligkeiten waren praktisch wertlos, aber sie erkannte plötzlich, daß sie ein Bollwerk gegen die schlimmsten Grausamkeiten des Lebens darstellten.
    Sobald das wahre Objekt ihres Zorns vor ihr stand, interessierte Tammy sich nicht mehr für die Bücher. »Ich hasse dich, ich hasse dich!« Erstmals, seit Laura sie kannte, war ihr blasses, verhärmtes Gesicht belebt: vom Zorn gerötet, von Emotionen entstellt. Die Ringe unter ihren Augen ließen sie nicht mehr schwach oder innerlich gebrochen, sondern unzähmbar wild aussehen. »Ich hasse dich, Laura, ich hasse dich!«
    »Tammy, Schatz«, sagte Thelma, während sie sich bemühte, das Mädchen festzuhalten. »Laura hat dir nie was getan.«
    Die Kleine holte keuchend Luft, versuchte aber nicht mehr, sich von Ruth und Thelma loszureißen, und kreischte Laura an: »Du bist die einzige, von der er redet, für mich interessiert er sich nicht mehr, bloß für dich, er redet dauernd bloß von dir, ich hasse dich, warum hast du herkommen müssen, ich hasse dich!«
    Niemand brauchte zu fragen, von wem sie redete.
    »Er will mich nicht mehr, niemand will mich mehr, er will mich nur, damit ich ihm helfe, dich zu kriegen. Laura, Laura, Laura. Er

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