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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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dem Schaufelraddampfer Tom Sawyers Insel. »Weißt du, weshalb Disneyland uns so gut gefällt?« fragte Danny. »Weil es von dieser Welt ist, aber trotzdem nicht von ihr verdorben.«
    Als sie später am Carnation-Pavillon an einem Tisch unter Bäumen mit weißen Lichterketten Eis mit Früchten aßen, meinte Laura nachdenklich: »Fünfzehntausend Dollar für ein Jahr Arbeit … nicht gerade ein Vermögen.«
    »Aber auch kein Hungerlohn.« Danny schob seinen Eisbecher beiseite, beugte sich nach vorn, schob auch Lauras Eis zur Seite und griff nach ihrer Hand. »Du machst bestimmt viel Geld, weil du brillant bist, aber mir geht’s nicht um Geld, mir geht’s darum, daß du etwas Besonderes hast, das du mit mir teilst. Nein, das ist nicht ganz, was ich meine. Du hast nicht nur etwas Besonderes, du bist etwas Besonderes. Und obwohl ich’s nicht recht erklären kann, weiß ich, daß dein Wesen anderen Menschen, denen du dich mitteilst, ebensoviel Freude und Hoffnung bringen kann wie mir.«
    In ihren Augen standen plötzlich Tränen. »Ich liebe dich«, flüsterte sie.
    »Die Nächte von Jericho« erschienen zehn Monate später – im Mai 1979. Danny hatte darauf bestanden, daß Laura ihren Mädchennamen benützte, weil er wußte, daß sie in den schlimmen Jahren im McIllroy Home und in Caswell Hall stets ein Ziel vor Augen gehabt hatte: das Vermächtnis ihres Vaters, und vielleicht auch ihrer Mutter, die sie nie gekannt hatte, zu erfüllen: erwachsen zu werden und Erfolg zu haben. Der Roman verkaufte sich mäßig gut, wurde von keinem Buchklub ins Programm genommen, aber für eine geringe Lizenzgebühr von einem Taschenbuchverlag erworben.
    »Das spielt keine Rolle«, versicherte Danny ihr. »Erfolg braucht Zeit. Er kommt, weil du bist, was du bist .«
    Inzwischen arbeitete Laura längst an »Shadrach«, ihrem zweiten Roman. Sie schrieb an sechs Tagen in der Woche je zehn Stunden lang und wurde im Juli mit dem Buch fertig.
    An einem Freitag schickte sie eine Kopie an Spencer Keene in New York ab und gab Danny das Original. Er sollte ihren Roman als erster lesen. Er hörte an diesem Tag früher zu arbeiten auf, begann gegen 13 Uhr in seinem Sessel im Wohnzimmer zu lesen, zog dann ins Schlafzimmer um, schlief nur vier Stunden und hatte, als er am Samstagmorgen schon um acht Uhr wieder in seinem Sessel saß, bereits zwei Drittel des Typoskripts gelesen. Aber er war nicht bereit, darüber zu sprechen. »Erst wenn ich fertig bin. Es wäre dir gegenüber unfair, ein Urteil abzugeben, bevor ich weiß, worauf du hinauswillst, und es wäre auch mir gegenüber unfair, weil du mir bei einer Diskussion bestimmt irgendwas von der weiteren Handlung verraten würdest.«
    Laura beobachtete ihn zwischendurch heimlich, um zu sehen, ob er die Stirn runzelte, lächelte oder sonstwie auf die Story reagierte, und wenn er reagierte, fürchtete sie, es könnte eine falsche Reaktion sein. Um 10.30 Uhr hielt sie es zu Hause nicht mehr aus, fuhr zur South Coast Plaza, schmökerte in Buchhandlungen, aß früh zu Mittag, obwohl sie gar keinen Hunger hatte, fuhr zur Westminster Mall, machte einen Schaufensterbummel, aß ein Joghurteis, fuhr zur Orange Mall weiter, sah sich in einigen Boutiquen um, kaufte Fondants und aß die Hälfte davon. »Ab nach Hause, Shane«, sagte sie zu sich, »sonst siehst du abends wie ein Double von Orson Welles aus!«
    In der Tiefgarage der Wohnanlage sah sie, daß Dannys Wagen nicht da war. Als sie die Wohnung betrat, rief sie seinen Namen, ohne eine Antwort zu bekommen.
    Das Typoskript von »Shadrach« lag auf dem Eßtisch.
    Laura sah sich nach einer kurzen Mitteilung Dannys um. Sie fand keine.
    »Großer Gott!« sagte sie.
    Ihr Buch war miserabel. Es war schaurig schlecht. Es war eine Katastrophe. Der arme Danny war irgendwo hingegangen, um sich mit einem Bier Mut anzutrinken, damit er imstande wäre, ihr zu raten, sie solle Installateur lernen, solange sie noch jung genug für einen neuen Beginn sei.
    Laura hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Sie hastete ins Bad, aber ihre Übelkeit klang wieder ab. Sie wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser.
    Ihr neuer Roman war eine Katastrophe.
    Gut, damit mußte sie eben leben. Sie hatte geglaubt, »Shadrach« sei weit besser als »Jericho«, aber das war offenbar ein Irrtum gewesen. Also würde sie ein drittes Buch schreiben.
    Laura ging in die Küche und öffnete ein Coors. Sie hatte kaum zwei Schlucke davon getrunken, als Danny heimkam – mit einem Geschenkkarton,

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